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Wie das Dach, so der Mensch

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 8. Juni 2024
  • 3 Min. Lesezeit
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Es klappert über den Köpfen Berlins. Menschen die im Dachgeschoss leben, sind das nicht gewohnt. Ein trampeln von schweren Arbeitsschuhen, mehrheitlich proletarische mit Fachausdrücken durchdrungene Wortfetzen, die durch die Abdichtung und Wärmedämmung verzerrt an die bürgerlichen Ohren gelangen, wecken zu verstörend früher Uhrzeit die Bewohner des Hauses. Der bauliche Zustand des Daches, kann dem geschulten Auge nicht verheimlichen, dass die Bewohner in den letzten Jahren nicht so oft gestört wurden. Optisch wurde am gesamten Haus immer wieder mal etwas in Ordnung gebracht, strukturell aber, wird die Substanz auf Verschleiß abgenutzt. In der gesamten Wohnanlage wurde Wohnung für Wohnung versilbert oder vielleicht sogar vergoldet. Dabei sind unterschiedliche Interessenlagen der Tod für die Erhaltung einer Immobilie. Der 72 jährige Selbstnutzer, der in der 2. Etage des Gartenhauses, der sich in seiner 2 Zimmerwohnung auf den Umzug ins Betreute Wohnen vorbereitet, dem ist es ziemlich egal wie das Dach aussieht. Dem Investor aus München, London oder Düsseldorf, der die Wohnung erst kürzlich in einem „Packet“ aus einem Nachlass ersteigert hatte, weiß nicht einmal genau, in welchem Stadtteil die Wohnung ist. Er sieht nur zu, die vom Makler garantierte Rendite zu erwirtschaften. Die Familie, die im Dachgeschoss wohnt, ist mit den täglichen Aufgaben, die ein familiäres Dasein mit sich bringt, im Alltag schon gut ausgelastet und hat sich mit dem Erwerb der eigenen 4 Wände bis über alle Ohren finanziell belastet. Eigentlich wollten sie nie Eigentum erwerben, haben sich aber durch den Kauf der Wohnung in der sie ohnehin schon 2 Jahre wohnten das Recht gesichert, nicht an den Stadtrand verdrängt zu werden und im lebenswerten Kiez die gemeinsamen Kinder groß zu ziehen. Sie haben zwar dingliches Interesse die Mängel des Daches beseitigen zu lassen, aber fürchten sich vor den monetären Folgen ihrer Wünsche.

Die spanische junge Frau, die an der FU irgendwas mit Medien studiert, hat sich mit Vatis Geld eine 3er WG eingerichtet und ist emotional und sprachlich überfordert wenn auf Eigentümerversammlungen wild durcheinander diskutiert wird. Auch zeitliche Abläufe die Semesterdistanzen übersteigen, sind schier unvorstellbar für sie. Sie möchte einfach eine tolle studentische Zeit in der hippen Gesellschaft haben und ist eher genervt, wenn ihr Vater sie ab und an mit Aufgaben der Geldanlage in Berlin betraut. Dann gibt es noch den Rechtsanwalt der als Vermögensverwalter des Fonds „xy“ dafür sorgen soll, dass der Wert der Immobilie steigt, egal wie. Für die vier Wohnungen im Vorderhaus, die er für seine Gesellschaft verantwortet, schickt er, so das rechtlich zulässig ist, rhythmisch alle drei Jahre entsprechende Mietsteigerungsbegehren an die stöhnenden Bewohner. Dass das gesamte Haus auch ein Dach hat, weiß er theoretisch, dieser hypothetische Umstand führt aber nicht zwingend zum strategischen investieren in den Bestand. Er sorgt mit seinem Stimmenanteil bei Beschlüssen der Eigentümer vielmehr dafür, alle Dienstleistungen und Erhaltungsaufwendungen die rund um das Haus möglich und vorallem auf die Mieter umlegbar sind, zu veranlassen. Das trägt manchmal verrückte Blüten. Die 4 Quadratmeter Blumenrabatte im Hof des Hauses wird professionell bepflanzt und gepflegt. Es gibt einen Hauswart und eine funktionierende Hausreinigung, aber die Dachfenster sind weiterhin defekt. Das Laub des Hofbaumes wird akribisch beseitigt noch bevor es den Boden berührt, aber das Dach hat hunderte Mängel. Das braucht man ja nur wenn es regnet und nur der, der auch ganz oben wohnt. Da Berlin zu den trockenen Regionen gehört, ist das nicht oft der Fall.  So wird bei den jährlichen von der Hausverwaltung veranlassten Versammlungen dieser Punkt auf der Tagesordnung erst gegen Ende, wenn schon niemand mehr richtig zuhört, aufgerufen. So wissen zwar alle, dass auf dem Dach nicht alles in Ordnung ist, was das für Konsequenzen haben kann, ist dann aber scheinbar nicht mehr so wichtig!

Warum sollte sich das Dach, unter dem man wohnt, von dem Kopf den man auf dem Hals spazieren trägt, auch unterscheiden? Es ist beides oben drauf, irgendwie nicht mehr so tau frisch. Man hat so ungefähr eine Ahnung, dass nicht alles perfekt funktioniert. Gleichzeitig ist man nicht bereit Konsequenzen zu ziehen. Man lebt lieber mit bekannten Mankos, als sich professionelle Hilfe zu suchen. Bisher ist es ja auch irgendwie noch immer alles gut gegangen, nach mir die Sintflut!

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