Unverhofft kommt oft
- Georg

- 27. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 28. Juni

Naja, ja und nein. Eigentlich nicht oft genug. Manchmal kneif ich mich, wenn mir tolle Dinge einfach in den Schoß fallen. So klingelte gestern mein Telefon. Ich lag nach getanem Tageswerk und entsprechend zünftiger Dusche (beides- Reinigung und Downkühlung)im 34 Grad Delirium. Ein Freund unterbrach telefonisch meinen Nachmittagsglimmer. Gern hörte ich seine Wehklage und das sich daraus ableitende Begehr. Ihm war seine Konzertbegleitung abhanden. Nun, ich bin grundsätzlich und fast immer besonders hilfsbereit und so konnte ich mich selbstlos Bereiterklären, dieses Dilemma zu tilgen.
Vor Jahren sahen wir den gleichen Künstler schon einmal in der Columbiahalle. Nun läd der Meister und „Gott of gekonntem Nörgeln“ ins Tempodrom. Natürlich folge ich, wenn Morrissey ruft. Über weltanschauliche Differenzen zwischen ihm und mir schweige ich für heute still und er tut das zumindest auch zu den strittigen Themen. Ich möchte auf den Klangteppich aufspringen, den er maßgeblich stil- und genrebildend mitgewebt hat. Seit den Achtzigerjahren, erst mit den Smiths, dann als Solist, ziemlich weit oben über den Wolken des einfachen Britpops schwebt man dann. Von Anfang an gekascht hat mich die Leichtigkeit der poppigen Melodien im Wechsel mit den markanten Gitarrenriffs und markigen Akkorden. Auch wenn damals eigentlich Jonny Marr (den ich so Gott will im Dezember sehe) verantwortlich war. Flankiert mit zynischen Texten aus des Meisters Feder 🪶, die ich zwar nicht vollkommen verstehe, aber auch in Fragmenten schon eindringlich genug sind. Ich möchte getragen werden von „First of the Gang to Die“, „Everyday is Like Sunday“, „Back on the Chain Gang“, „I Have Forgiven Jesus“…..80er, 90er und das Beste von Heute- die Reise auf dem „Flying Carpet“ könnte noch stundenlang dauern. Natürlich wandert die Bühnenpräsenz zwischen grenzenlosem Größenwahn „All you Need is Me“ und selbstzerstörerischer Schizophrenie „Irish Blood, Englisch Heart“! All das ist nur einen Fingerschnipps oder einen Hüftschwung von einander entfernt. Musikalisch unterhält er „sein“ Publikum wie ein Dompteur im Raubtierkäfig, er diktiert, delegiert, kontrolliert, spielt, motiviert, kokettiert, erzieht und manchmal belohnt er sich und das wogende und erstaunlich textsichere Besuchervolk mit kleinen Gesichtsregungen die entfernt an lächeln erinnern. Und wenn es nur Wünsche waren, es war geil. Alles wurde erfüllt, auch wenn es vorher nicht artikuliert wurde. Mega!

Naja, mit 66 Jahren fängt das wirklich wechselhafte künstlerische Leben für Morrissey nicht erst an. Aber es geht weiter und es ist hoffentlich noch lange nicht zu Ende.
„Manchmal auch The Cure oder New Order
Aber größtenteils die Smiths“

Wenn man es in den Liedtext der „Bästen Bänd der Wält“ geschafft hat, ist man „to Big to Fall“!
Ich lasse mich gerne mal wieder überraschen, denn meistens sind es vortreffliche Offerten des Lebens, die ich nicht gerne verpasst hätte. Und so pfeif ich mir meinen Heimweg glücklich, „Panik in the Streets of London, Panik in the Streets of Berlin,….“





Kommentare