Uffico, italienisch für Büro - Plural und auf international - Uffizien

Du Mutter aller Museen! Du Vorbild für alles, was danach kam! Du solltest aufpassen, in Würde und standesgemäß zu reifen und nicht zu altern und eine alte Schachtel zu werden. Auch wenn ich nicht weiß wie Museen - moderne Tempel der Kunst werden können, die Uffizien haben m. E. anständig Nachholbedarf in zeitgemäßer Präsentation ihrer einzigartigen Kulturschätze.

Das Ticket organisieren klappt ja einigermaßen, wenn man planmäßig unterwegs ist und nicht am selben Tag rein muss. Hat man es geschafft zur rechten Zeit am korrektem Ort mit dem elektronischen Zahlungsbeleg zu erscheinen, wird man wie am Flughafen  in Doppelreihen durch Detektorschleusen gepfercht. Die deutschsprachigen Audioguides, gegen Aufpreis 10€, geben leider nur sehr sporadisch und äußerst spärlich Informationen an das interessierte nichtmuttersprachliche Publikum. Diese telefonartigen Dinger stammen aus einer vorsmarten Vergangenheit. Das kenne ich wesentlich geschickter, per QR-Codes an dem entsprechenden Objekt oder der gleichen. 

Geburt der Venus, Sandro Botticelli

Auch finde ich, sollte der Besuch dieses Museums gut vorbereitet sein. Im besten Falle ist man entweder Asiate oder hat ansonsten auch keine Probleme mit zu vielen Menschen auf zu wenig Raum (Tokios U-Bahn) und man hat mindestens 4 Semester Kunstgeschichte mit Spezialrichtung 15.-18.Jahrhundert in Europa studiert.

Primavera, Sandro Botticelli

Das würde jedenfalls bei der Einordnung der Kunstwerke helfen die man sieht, wenn man sie denn sehen kann. Ein internationaler Mopp mit bildungsbürgerlichen Hintergrund, durchschnittlich kurz vor dem Pensionsalter, humpelt und schiebt sich durch die Ausstellung. Ich bin zwar fast einen Kopf größer als die meisten Anderen vor den Bildern, diesen scheinbaren Vorteil wiegen die geübten Dokumentaristen entweder durch schwenkende Fotoapparate bzw Mobilfunkgeräte oder riesige Sommerhüte mit weitläufigen Krempen, welche in alle Richtungen wabbeln, auf. Sehr laut in Esperanto oder anderem babylonischen Sprachgewirr und mit Händen und Füßen wild gestikulierend stehen diese wie ein unüberwindbare Barriere vor den Kunstwerken herum und lassen Ottonarmalbesucher nicht die geringste Chance auf einen würdigen Kunstgenuss. Entnervt und enttäuscht gibt sich der nicht überdurchschnittlich als Kulturkämpfer motivierte zahlende Besucher der schieren Übermacht an eingebildetem Fachwissen geschlagen, strebt nach Stunden der Marter das nächste Straßencafé an und ertrinkt seinen übermäßigen Frust in Aperol-Spritz!  Wahrscheinlich unternehme ich irgendwann in meinem Leben einen zweiten Versuch, die kulturellen Schätze des ältesten Museums der Welt in Augenschein zu nehmen, aber das wird dann besser vorbereitet sein. Fitness für Körper und Geist, möglichst mit einem Premium-Programm mit kulturhistorischem Führer in meiner Muttersprache und ohne andere Besucher, sehr wahrscheinlich wenn ich selbst zu der bemerkenswerten Zielgruppe der Bildungsbürger mit mitte Sechzig gehöre.