Tag der Deutschen Inklusion
- Georg

- 2. Okt. 2024
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 17. Dez. 2024

Es graut mir vor dem bedeutungsschwangerem Begriff „Einheit“.
Dabei gibt es auf allen Seiten enorme defizitäre Identitäten. Was prinzipiell gar kein Problem sein muss. Gleichmacherei ist eine Potenzialvernichtung. Alle können nur noch Wolle Petry und Helene Fischer hören. Nur noch „Wetten dass ???“ gucken oder Bildzeitung lesen. Das sozialistische Experiment hatte auch eine Einheitspartei und das ging bekanntermaßen gehörig schief! Was hat denn der Naturschutzwart an der Schlei mit dem Softwareentwicklicker in einem Münchner Startup zu tun?
Unterschiede sind wichtig für eine gesunde Gesellschaft.
Es ist ja auch ein Thema, zu dem jeder etwas zu erzählen hat, der irgendwie zwischen Oder und Rhein zu Hause ist. Schwarzwald oder Rügen, Hauptsache Berlin!, möchte ich brüllen. Schmelztiegel und trotzdem nicht repräsentativ. Wohnten doch vor der Maueröffnung weder in dem eingekesselten Teil ein durchmischtes bundesrepublikanisches Völkchen noch im östlichen Sektor das durchschnittliche Lieschen Deutschmann des Ostens. Seitdem gab es zwar partielle Durchmischungen, aber zu ausgewogenen Betrachtung kann es nur kommen, wenn auf Augenhöhe miteinander gelebt wird. Ich tu mir das Experiment schon über drei Jahrzehnte an ohne bewusst auf dieser Tatsache rumzureiten. Und weil uns dieser Punkt vollkommen egal ist, gibt es (wenigstens in dieser Hinsicht) auch eine wirklich gelebte Einheit. Sonst wird sich selbstverständlich gekappelt und gerieben, wie im ganz normalen Leben auch. So wie ein gesunder Darm hinreichende Arbeitsgeräusche verbreitet, so halte ich das krumpeln und manchmal auch lärmen in unserer uneinigen Gesellschaft für ein vernünftiges Zeichen von Lebendigkeit, für Begleiterscheinungen bei der Suche nach dem richtigen Weg und nicht für den Untergang des Abendlandes.

Unverständnis ist die Frucht der Ignoranz, dabei ist es Wurst ob es ein Gefälle zwischen Nord und Süd, Empfänger von Sozialleistungen und der FDP Klientel oder aber zwischen Hellersdorf und Charlottenburg stattfindet. Engstirnigkeit und Egoismus sind der Tod für jede Gesellschaft! Der Politik ist gar nicht so viel vorzuwerfen, außer vielleicht, zu viele Versprechen gemacht zu haben, die nur zu gerne geglaubt wurden. Blühende Landschaft gibt es erstens nur im Frühjahr und zweitens nicht überall gleichmäßig. Abraumhalden sehen im Hambacher Forst genauso bescheuert aus wie in der Lausitz. Strukturschwacher bayrischer Wald ist genauso Randlage wie Uckermark. Hipster München oder schrilles Leipzig! Problematisch wird es dann, wenn man seinen Kindern die Identität von Verlierern mit auf den Lebensweg gibt, sie zum Beispiel in mit Fraktur beschrieben T-Shirts {ostler}steckt und nicht auf die Chancen der Bildung setzt, welche sie in Rostock genauso wie in Trier haben können. Für mich ist dieser Tag, ein Tag der Inklusion. „Steuerzahler aller Bundesländer vereinigt euch!“ und bringt mit, was ihr zu bieten habt. Vielfalt, ob es mir oder politisch verblendeten Menschen gefällt oder nicht, ich bin nun mal deutsch und bring mit, was ich in meinem zumindest europäischen Genrucksack gepackt bekommen habe und biete geschmacklich an, was mein spezieller Fähigkeitencocktail zu bieten hat.
Wenn wir nun schon so etwas wie staatlichen und stattlichen Geburtstag haben, kann ich mir auch etwas schönes wünschen. Ich möchte, dass sich alle hier lebenden Menschen am Riemen reißen, emphatisch und tolerant miteinander umgehen und nicht immer gegen etwas sind, sondern mal für etwas. Raus aus der eigenen Bubble, rein in die gelebte Inklusion!




Ist doch schön, mal unter Leute zu kommen. Nur nicht so scheu. In Isolation haben wir lange genug gelebt.