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Summertime

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 25. Mai
  • 3 Min. Lesezeit



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Durch den Sommer kommt Brigitte prima. Ein paar Ausflüge zur Ostsee und auf der Arbeit, naja Arbeit halt. Gezicke bei zwei Frischlingen von der Polizeischule, eine offene sexuelle Beziehung auf dem Bürotisch und haufenweise kleinkrimineller Kleinstkram. Alle Kollegen mit Kindern schicken bunte Postkarten aus Griechenland oder Spanien (wer fährt denn im Hochsommer dorthin?) Oder, man feiert Überstunden aus aufregenden Zeiten ab. Wirklich rasant ist es ja wirklich selten in Schwerin. Nur die Politik fragt mal wieder nach Sparmaßnahmen und ihr anundfürsich Lieblingspeter aus dem Erdgeschoss des Polizeiblocks in der dem die Kriminaltechnik untergebracht ist, ist auf zweimonatiger Weiterbildung in irgendeinem Kaff in der Nähe von Paris. So genau hat Brigitte das Thema der Weiterbildung nicht verstanden. Angeblich geht es um irgendwelche gerichtsfeste biologischen Nachweismethoden der menschlichen DNA🧬. Statt französisch kam ihr das spanisch vor obwohl bei „europol“ englisch gesprochen wird. England ist zwar seit dem Brexit nicht mehr wirklich dabei, aber so eine Behörde ist schwerfällig. Naja ob das neu erworbene Wissen wirklich hilfreich sein wird in Schwerin, wird man sehen. Angeblich hat der Peter so viel zu tun, dass er keine Zeit für Brigitte hat. Nichtmal für ein langes Besuchswochenende. Dabei wäre die räumliche Nähe zu Paris schon verlockend. Aber romantische Ziele sind doch in erster Linie für junges Glück vorgesehen, oder? Dazu gehört das, was Brigitte und Peter zelebrieren, nun wahrlich nicht. Eher on/off Freundschaft + manchmal extra! Naja, wer will das schon werten? Es wird dann ohne Peter gegen.

Ihr montagslicher Sportkurs macht wie jedes Jahr im Sommer Pause. Stattdessen ist sie mit Jogamatte und Wasserflasche im Schlosspark unterwegs. Erst 2 mal eine 1,25 Kilometer lange Strecke schnelles gehen und dann ihr 23 Figurenpogramm bis zur völligen Erschöpfung auf der Matte. Wer denkt sich denn sowas aus? Ohne Motivation per inear Kopfhörer wäre das nicht möglich. Psychedelische Klangwelten und eine sonore Männerstimme, die bis in die  Beckenbodenmuskulatur dringt und somit Ihr Innerstes in wilde Vibrationen versetzt, sorgen gleichzeitig für Entspannung und Anspannung.  Egal wer sich sowas ausdenkt, bei Brigitte funktioniert es. Fit For Fun, auch ohne teure Mitgliedschaft in der Muckibude.

Das sie im Prinzip den Rest der Woche durch gezielte Dehnungen und leicht Gymnastik damit zu tun hat, den sich schon auf dem Nachhauseweg sehr hartnäckig bildenden Muskelkater wieder loszuwerden, muss sie ja niemanden erzählen. All ihr Aktivismus führt aber zu einen für ihr eigenes Körpergerühl zufriedenstelldes Ergebnis. Und da sie überhaupt nicht immun für soziale Schwingungen ist, bekommt sie auch sehr oft ihre eigene Wirkung auf andere Menschen mit.  Auch wenn nicht gleich bei allen Gegenübern die gleiche Wirkung erzielt, so ist ihr doch meistens der Respekt und Anerkennung für ihr überdurchschnittliches dynamisches Verhalten als Zeichen der ohnehin stadtweit bekannten geistigen und körperlichen Beweglichkeit sicher.  Für Brigitte gehört das untrennbar zusammen. Natürlich darf sie hin und wieder auch mal sündigen. Den Löffel Schlagsahne an dem frischen Rhabarberstreuselkuchen entladen oder den Aperol Spritz im Gartenlokal beim Sonnenuntergang genießen. Alles kein Thema, wenn die Leistung stimmt. Eigentlich klappt es auch ganz prima ohne Peter. Und die Grenzen der Freundlichkeit von Männern verschiedenen Alters zum offensichtlichen Flirt verlaufen fließend und sind auch für Brigitte, die es lieber klar und deutlich strukturiert hätte, nicht immer klar zu erkennen. Muss das Leben so kompliziert sein ? Kann man nicht sagen was man denkt? Muss man immer wenn man an das Herz oder den Körper eines anderen will, erst Umwege von babylonischen Ausmaßen in Kauf nehmen? Müssen die Hürden, die man überwinden muss um irgendwo anzukommen so unendlich mühsam erscheinen, dass man aufgrund von selbstzerstörerischen ketzerischem Verhalten Planänderungen vornimmt und die Zielvorgaben ändert?

Brigitte versinkt beim zweiten gehaltvollen und wohltemperierten Erfrischungsgetränk in der romantischen Abendsonne des Straßencafés am Pfaffenteich, in trügerischer Melancholie. Bevor dieses neue, unerwartete und unbekannte, nicht einschätzbare Gefühl bei Brigitte nur noch schwer wiedergutzumachen Folgen provoziert, macht sie sich auf den hinlänglichen bekannten Heimweg und ist sich sicher, morgen mal richtig auszuschlafen!

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