Springbrunnen

Es ist unzweifelhaft italienisch und frei übersetzt, geht das als „der sprudelnde Georg“ durch! Schöner könnte ich mich selbst auch nicht überraschen!

Gefunden ohne zu suchen hab ich den Pullovereinnäher, als ich die Wäsche meines großen Sohnes von der Wäscheleine abgenommen habe. Gekauft hatte er dieses Bollwerk gegen Wettereinflüsse in irgendeinem Secondhand-Shop auf seiner letzten Italienreise. Schon, dass das überhaupt möglich ist, macht mich glücklich. Das junge Menschen quer durch Europa tingeln können, unterwegs statt mit Uniform und Panzern, mit Flipflops und Rucksack, dass jeder nach seiner Fasson happy werden kann, sein persönliches Portfolio erstellen kann, Pläne schmieden und ausleben kann, ist mehr als ich mir selber als Heranwachsender vorstellen konnte. The Sky Is The Limit. Hätte ich das mir mit 18 Jahren laut gedacht, wäre ich entweder in dem Bautzener Gelben Wunder oder in der geschlossenen Abteilung eines Krankenhauses bekleidet mit Obertrikotage der ganz speziellen Art gelandet. Heute ist das alles ganz normal. Gefahrlos ist das freilich immer noch nicht! Der Eine oder Andere verzettelt sich, wird mit den kunterbunten Möglichkeiten der persönlichen Entfaltung überfordert. Gut, dass es dann noch Luftwurzeln der Jungens als letzte lose Verbindung mit der Realität gibt, welche sich im Wind des Lebens hin und her wiegen. Und wenn, und das ist Voraussetzung, die Älteren mit dem Hier und Jetzt ausreichend gut verbunden, verwurzelt sind, können sie den Nachfolgenden entsprechend Erdung, Halt und Struktur bieten. Konfliktfrei ist das auch nicht immer. Die Buben, die ach so selbstständig sind, laufen ungebremst in offene Messer, stolpern und straucheln über hüfthohe Hürden, die sie mit entsprechender Konzentration eigentlich überspringen oder umschiffen könnten. Ist dann mit sehr großer familiärer Anstrengung die maximale Härte aus der Konsequenz für den Nachwuchs rausgenommen und Selbiger wieder auf die Spur gesetzt, dauert es sicher nicht lange bis zur nächsten mittleren Katastrophe. Wie hab ich meine postpubertäre Phase überstanden? Ein paar Lebenskratzer hatte ich mir auch zugezogen, wenn ich mich recht erinnere! Die Schutzschilde sind verlässlicher geworden und so juckt mich der Schnee der Jugend nicht mehr. Damals, gab es wenigstens noch welchen. Heute gib es politisches Chaos, Messerstecher und Kriege in Europa. Also, so wie damals auch. Heute ist man nur besser informiert. Auch wieder blöde.

Ich werde hoffentlich noch lange sprudeln, jedenfalls solange es mir Spaß macht. Sekt oder Selters, Hauptsache Fontana!