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Selbstbestimmt

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 15. Sept. 2024
  • 3 Min. Lesezeit


Nunja, ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, für die es eine Wohltat ist, zutun was ihnen andere Menschen vorgeben. Verantwortung wird ihnen weitestgehend abgenommen und sie empfinden das als Entlastung.  Diese Leute ecken nirgends an, erfüllen ihre beruflichen Verpflichtungen und sind in ihrem Bereich zufrieden, so meine Vermutung.


Ich bin nicht so einer. Das ist für mich und wahrscheinlich für die die mich umgeben, oft anstrengend. Ich kann nicht anders. Es ist ein körperlicher Schmerz, beschnitten oder gegängelt zu werden. Es fällt mir schwer, Systeme die ich nicht begreife zu betreiben, ausgeliefert in scheinbarer oder absoluter ineffizienter oder sogar offensichtlicher Widersinnigkeit zu sein.

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Neulich habe ich in einem großen Krankenhaus mein Jungen gesucht. Meine Information war, dass er in Haus 3 betreut wird. Ich also rein in diesen Block, welcher von außen mit Haus Nr. 3 gekennzeichnet war.  Flure, Treppenhäuser, Aufzüge und jede Menge zum Teil verwirrende wenn nicht widersinnige Wegweiser schmückten die Wände. Menschen die zwar seit geraumer Zeit in diesem Moloch arbeiten und die ich um sachdienliche Hinweise gebeten habe, konnten mir keine Auskunft geben, wie ich zu der gewünschten Station komme. Nach dem sechsten Versuch, wurde mir beschieden, dass ich mich an den Pförtner am Haupteingang zu melden hätte. Da sich es bei diesem Krankenhaus um eine kleine Stadt für sich handelt, liegt dieser ungefähr in zwei Straßenbahnhaltestellenentfernung  weit weg und war so dezent in historische Gebäude integriert, dass ich diesen Bereich beim eintreten in diese Welt nicht als zentrales informatives Element erkennen konnte. Egal, dachte ich mir, wenn es hier so organisiert ist, dann wissen die dort wenigstens Bescheid. Ich also dorthin geflitzt, um den finalen Aufenthaltsort meines Bubies zu erfahren. Hinter der Scheibe mit Minilöchern für Sprachschallübertragung lungerten zwei korpulente Herren im Vorruhestandsalter in Gärtneruniformen rum. Der, der auf dem Stuhl zwischen Scheibe und Computer saß, frug mich nach meinem Begehr. Als ich nach dem Verbleib meines Kindes fragte, schielte er mich hilflos an, als hätte ich von ihm die Lottozahlen der nächsten Woche erpressen wollen. Sein daneben stehender Kollege, gab mir Dönerkauend einen Zettel durch die Miniaturluke, auf dem ich den Namen schreiben sollte, weil er durch die Scheibe, auch nach dem dritten Versuch der verbalen Informationsübermittlung, überraschenderweise nicht so gut zu verstehen war. Nachdem ungeübte Arbeiterfinger im Adler-Suchsystem die Buchstaben meines Sohnes quälend langsam in die Tastatur gepresst hatten, kam der Zettel durch die Luke zurück. „Pacu“ war zusätzlich draufgekrakelt. Jetzt hatte ich Fragezeichen im Gesicht.  Auf meine Frage wo das wäre, sagte mir das Fachpersonal auf der andere Scheibenseite sehr einsilbig: Haus 3, zweiter Stock, Flur 14.3.1, oder so. Auf dem Weg zurück zum Haus 3 googelte ich „Pacu“, da ich mit Krankenhausdeutsch nicht vertraut war. Die beiden Männer hinter Scheibe, wollte ich lieber nicht fragen! Es gelang mir mit viel Geduld und Hilfe den Weg zu der blauen Tür zu finden, hinter der nun mein Sohn sein sollte. Als dann zufällig und ohne mein Zutun, nach einer viertel Stunde sich die Tür von Geisterhand öffnete, bekam ich die Auskunft, das mein Verwandter nicht mehr dort sei, sondern zu einer Untersuchung im Haus ist und dann auf die Stadion 4.1i verlegt wird und ich ja dort warten könnte.

Eine Stunde später, nach mehreren Telefonaten und versuchten Informationserlangungen konnte ermittelt werden, dass er schon die ganze Zeit auf der Station 5.16 liegt. Dort dann angelangt wurde mir erstmal ein vielseitiges Pamphlet zur Unterschrift in die Hand gedrückt. Auskunft über den weiteren Verlauf und den Zustand meines Kindes bekam ich erst, nachdem ich mein Unverständnis über das Nichtvorliegen der nötigen Untersuchungsergebnisse zum Ausdruck gebracht hatte. Diese wurden dann veranlasst.

So ein Krankenhaus hat sehr sicher eigene Regeln und der Gemütszustand von Angehörigen steht bestimmt nicht ganz oben auf der Agenda. Die Abläufe in diesem Behandlungsprozessen sind für mich, der bisher nicht soviel Zeit in solchen Einrichtungen verbracht hat, nicht transparent und die Menschen die in diesen Bereichen mit der Lenkung der Besucherströme zutun haben sind offensichtlich betriebsblind oder komplett überfordert. Wenn ich als Besucher entweder ein abgebrochenes medizinisches Studium, ein angelsächsisches Auslandsjahr, das Latinum vorweisen muss  oder übermäßig talentiert und begeistert im escaperoom - spielen sein muss um mich halbwegs zurecht zu finden, finde ich es merkwürdig. Vielleicht ist der Spagat der das Virchow-Klinikum betreibt einfach zu groß. Lehre, Forschung, Heilen und Pflegen in Zeiten von Fachkräftemangel, ungenügender Digitalisierung und chronischer Unterfinanzierung des Gesundheitswesens. Am Rande sei erwähnt, dass jeder den ich sprach sehr freundlich und bemüht war und dem Teenie gut geholfen wurde.. Wenigstens das! Am Schluss stellte sich dann raus, dass der Junge extremes Glück hatte und der Aufenthalt im Krankenhaus nur von kurzer Dauer und aller Wahrscheinlichkeit ohne nennenswerte gesundheitliche Folgen sein wird. Ihm habe ich nun gesagt, dass er viel vorsichtiger mit seinem Leben sein muss, wenn ihm seine körperliche und meine mentale Gesundheit am Herzen liegt!


 
 
 

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