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Schwarmstadt oder Schwammstadt, egal Hauptsache Kopenhagen

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 27. Apr. 2024
  • 4 Min. Lesezeit
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Hin und wieder verliebt man sich, das kann jedem passieren. Dann schwärmt man ja für irgendwas. In diesem Fall schwärmt man nicht für die kleine Süße mit den langen taudicken geflochtenen Zöpfen aus dem Nachbarhaus oder für den „Prinz of Skandinavian“ - dem Kapitän der gleichnamigen Fähre mit dem seidig gepflegtem grau meliertem Vollbart in seiner schicken Uniform. Nein diesmal ist es gleich eine ganze Stadt 🌆! Eine Stadt mit Nettozuwanderung meist junger Menschen(Wikipedia). Ich bin zwar nicht grundsätzlich immun gegen Schwärmereien, aber mich tiggert die Schwammstadt mehr, vielleicht bin ich einfach nicht mehr jung genug.

Nun. Erstmal muss ich erklären, wieso mich das Thema gekascht hat.

Beruflich beschäftige ich mich nicht ganz unerfolgreich seit ungefähr 38 Jahren mit dem sinnvollen und gezielten Ableiten von Wasser in allen Aggregatzuständen.

Zu dem bin ich doch Sohn einer Stadtplanerin und väterlicherseits entspringe ich, wie es eventuell schon durchgesickert ist, einer mehreren Generationen-Dynastie von Wasserbau- und Umwelttechnikingenieuren. Als Kind gab es kein elterliches Mittagessen ohne das grundlegende Dinge und bildhafte Fakten über Kläranlagen oder Talsperren diskutiert wurden oder detailliertes Wissen über sozioökonomische Grundlagen moderner Siedlungsgebiete aufgesogen wurden wie ein Schwamm. So schließt jetzt hier für mich in Kopenhagen zumindest vorläufig der Kreis. ⭕️


Da nichts auf dieser Erde einfach so verschwindet, nichts außer per Raumfähre die Atmosphäre verlassen kann, verhält es sich mit dem Wasser 💦, wie mit dem Geld oder dem Bier und allen anderen lieb gewonnenen  Dingen wie Nächstenliebe oder Frieden auf der Welt auch. Grundsätzlich gibt es genug, aber die Dosierung und Verteilung ist das Problem.


Ein Blick zurück in die jüngere Geschichte. Am 2. Juli 2011, verdunkelte sich erst der Himmel und dann öffnete er sich über Kopenhagen. Damals fiel innerhalb von knapp zwei Stunden auf jeden Quadratmeter der dänischen Hauptstadt so viel Regen, dass man damit eine Badewanne hätte füllen können, 150 Liter. Die Kopenhagener beobachteten an den Fenstern ihrer Wohnungen, wie die Brühe aus den Deckeln der Abwasserkanäle in die Höhe schoss, in die Keller rann oder diese bis unter die Decke flutete. Danach, als alles Wasser abgeflossen war, füllten die Kopenhagener sehr viele Bauschuttcontainer mit Büchern, Videokassetten, Kleidung, Kinderfahrräder,  Lampen und anderen unbrauchbar gewordenen Hausstand. Überall in der Stadt sah man aufgeweichten Müll. Der Schaden des Wolkenbruchs belief sich laut Schätzungen auf bis zu 1,2 Milliarden Euro.

Anders als die Deutschen, lernen die Dänen unmittelbar aus der Geschichte. Nocheinmal wollten sie das nicht durchmachen.

Hier in Kopenhagen entwickelte man (wahrscheinlich ein Herr Rasmussen, Frau Jörgensen, Jensen , Olsen o.ä)  ein Konzept, das im Englischen einen poetischeren Namen erhielt: „Sponge City“: Die „Schwammstadt“ ist die Idee, dass Metropolen das Wasser bei zu viel Niederschlägen nicht mehr in die Kanalisation und dann ungenutzt und verschmutzt in Flüsse, Seen oder das Meer ableiten. Sondern das Wasser wird unterirdisch in Becken und oberirdisch in grünen Oasen zurückgehalten. Grünflächen werden so umgestaltet, dass sie große Niederschlagsmengen aufnehmen können. Versiegelungen werden aufgebrochenen zurück gebaut, damit Wasser langsam versickern kann. Bei Neubauten wird darauf geachtet, Dächer zu begrünen, und das ist dann der Bereich, der mich besonders interessiert, um auch dort Niederschläge zu speichern. Die Stadt soll porös wie ein Schweizer Käse und saugfähig wie ein Schwamm werden.


Ein Beispiel ist der Tåsinge Plans

Dort war früher alles versiegelt. Nur Parkplätze. Kein Grün, nicht ein einziger Baum. Jetzt ist der Platz eine grüne Insel mit einer Senke in der Mitte. Darin stehen Vogelbeerbäume und Felsenbirnensträucher, Schwarzerlen und Silberweiden zwischen hohem Gras.

Das neu angelegte Biotop soll wie eine Art Duschwanne funktionieren: Bei einem Wolkenbruch läuft sämtliches Regenwasser aus den umgebenden Straßen auf den Platz zu. Teils wird das Regenwasser in einem unterirdischen Bassin unter dem Platz aufgefangen, teils in der oberirdischen Senke zwischen Gräsern und Bäumen, wo es langsam versickern kann. Das Wasser im unterirdischen Bassin nutzen die städtischen Arbeiter an heißen Tagen, um die Grünanlagen rund um den Platz zu gießen.

Die „Duschwanne“ besitzt auch einen Abfluss: quasi einen Überlauf. Neu angelegte Rinnen führen zu einem Tunnel, der das Regenwasser Richtung Hafen führt. Diese Kombination führt dazu, dass die Häuser vor Überschwemmungen, nach allem was man heute weiß, sicher sind.

Der Tåsinge Plads ist aber nur ein Teil in einem großen Puzzle. Kopenhagen wurde in 60 Gebiete aufgeteilt. Für jedes Gebiet wurde untersucht, wo das Regenwasser natürlicherweise hinläuft, was herkömmliche Kanäle und oberirdische Rückhaltelösungen kosten und wie man beides optimal kombinieren kann.

Im Viertel Vesterbro zum Beispiel gestarteten sie das tiefste Gebiet im Viertel mit einem Park zu einem natürlichen Rückhaltebecken um. Der tiefer gelegte Hockeyplatz dient als Bassin und der Park wurde mit einer hüfthohen Mauer umzogen, gebaut aus einem hellen, feinen Beton.

Die Einheimischen und die Besucher nehmen sie als Stilelement wahr. Heute kann der Park bei Wolkenbrüchen fast 23 Millionen Liter Wasser zurückhalten. Damit könnte man neun olympische Schwimmbecken füllen.

Es ist noch nicht alles umgesetzt was ersonnen ist, aber weltweit gibt es keine Stadt die näher am Ziel eines nachhaltigen Wassermanagements ist.

Mittlerweile kommen nicht nur berühmte BaMSaMler sondern auch richtige Fachleute hierher und schauen sich um , um auch ihre eigenen Regionen für die Starkregenereignisse der Zukunft zu ertüchtigen. So und jetzt werden wir mal testen, ob wir auch problemlos viel Flüssigkeit in uns aufnehmen können! Auf geht’s zu „carlsberg“ oder der gleichen!


 
 
 

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