Sauna! versus Sau na?
- Georg

- 26. Jan.
- 2 Min. Lesezeit

Aus der Sicht eines mitteleuropäischen großstädtischen Überlebenskünstlers, der anders als die Mehrheit seiner Nachbarn wenigstens gelegentlich den jahreszeitlichen Naturgewalten ausgesetzt ist, wird das offensichtliche gesellschaftliche Bedürfnis eines überhitzten Raumes mit ebenfalls schwitzenden menschlichen Hüllen welches quasi als Ersatzreligion ausgeübt wird, vollkommen überbewertet!
Dies kann verschiedene Ursachen haben.
Zum Einem, könnte es daran liegen, dass dem gestressten Großstädter eine analoge Zeit, welche im besten Falle interaktionsarm ist und im halbdunkeln, fast still stattfindet und sich nur um die vermeintlichen eigenen körperlichen Bedürfnisse dreht, zugestanden wird. Kopf aus - Körper an. Was für die Mehrheit vielleicht wie eine Abwechslung klinkt, ist für mich leider die Fortsetzung der täglichen Marter mit anderen Mitteln.
Zum Anderen auch, dass dem Menschen der der Sauna frönt eingeredet wird, dass er aktiv tätig wird, was für seinen Körper tut, sich um sich selbst kümmert- ist aus meiner bescheidenen Sicht eine schlimme Form von Gehirnwäsche. By the Way, das hätten auch viele nötig, aber das ist ein anderes Thema. Die Menschen, die sich wartend auf Holzbänke setzen, sind in meinen Augen alles andere als proaktiv. Sie haben es zwar geschafft, die letzten nicht überdachten Meter von der U-Bahn bis zur Therme in wie für eine achtwöchige Himalayaexpedition prächtig geeigneten Daunenmäntel und Yakwollekaputzenumhänge verhüllt zu überwinden. Nun müssen sie die im Aussteigershop erworbene Ausrüstung im Werte eines Kleinwagens in den, welch Wunder, viel zu kleinen Sprint stopfen.

Den letzten Kältereiz haben sie sich entweder beim Blick in ihre kleiderschrankgroße Kühlgefrierkombination der AA+ Klasse oder beim checken der Wetterapp gegönnt. Die gleichbleibenden Temperaturen der durch Fußbodenheizung beheizten standesgemäßen Wohnungen im ach so angesagtem und vollständig durchgentrifizierten Stadtteil, lässt ihnen keine andere Wahl. Homeoffice und Lieferdiensten sei dank, müssen sie bei turnusmäßigen BVG-Streiks und Sauwetter nicht zwingend vor die Tür. So stellt der abendliche Ausflug zur 2,5 Kilometer entfernten Wellnessoase für Herz und Kreislauf eine besondere Beanspruchung da, von der sie sich auf harten Holzbänken, ähnlich der Buße in katholischer Umgebung, erholen müssen.
Nach durchschnittlich drei Turns zwischen Ofen, Dusche und Tauchbecken haben sich die Krusten im Innenohr, an der Nasenscheidewand und den vorderen Schneidezähnen soweit gelockert, dass sie bei der letzten Spülung zusammen mit vielen anderen undefinierbaren Beimengungen, zum Beispiel die letzten verbliebenen Sockenfusseln der Zehenzwischenräume (lieber Gott- lass das schwarze Zeug Fussel sein), durch den Abfluss der Kläranlage übergeben werden.
Nach mehreren Stunden der Bauchnabelshow werden die Probanden geläutert ihren ursprünglichen Leben zurück übereignet. Strafe muss sein. Von mir aus, soll doch jeder machen wie er will und gelegentlich verbring selbst ich im Körpertempel einige Zeit. Ich freu mich dann zwar auch über geöffnete Poren, die gereinigte und geölte Seele ist für mich aber ebenso wichtig!





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