Sankt Martin

Heute, gut sechs Wochen nach Sankt Martin (11.11.), war es für mich  endlich soweit. „Ja,“ werden sich einige von euch denken, „typisch für diese Schlaftablette, eh der irgendwas rafft, ist Weihnachten.“ Aber das ist übrigens auch schon vorbei.

Heute musste ich weder meinen Mantel teilen, noch eine Gans verspeisen. Auch mit anderem seligen, heiligen oder religiösen Riten oder Brauchtum hatte es nicht zu tun. Ich wurde auf einen Berg gelockt, mit der Aussicht auf eine fantastische Aussicht,

eine zünftige Einkehr und zusätzlich, den Weg den man auf schneebedeckten Wegen hochgekraxelt ist, mittels eines bekuften Holzgestells wieder runter zu rasen.  Ich hätte sogar auf die ersten beiden Sachen verzichtet, um mich als wahrer „Schorsch“ zu beweisen.

Das Rodeln; wie soll ich das für Menschen, die weder Berge noch Schnee kennen erklären; ist es eine tollkühne Mischung aus gezieltem Kontrollverlust, maßloser Selbstüberschätzung, Spiel,  Spaß und Spannung und dazu noch umsonst und draußen. Dieser Wahnsinn ist wahrscheinlich auch ein Grund, warum Frauen länger leben.

Auf dem verwegenen Ritt über schneebedecktem Stock und Stein, fast hilflos der Schwerkraft ausgeliefert, fühlt man(n) sich wie ein bayrischer Derwisch auf todesmutiger Mission. Leider steht die langwierige Tortur des mühsamen Aufstiegs in einen krassen nicht dauerhaft hinzunehmenden Missverhältnis zu den kindlichen Freuden des Herabstürzens auf winterlichem Untergrund. Deswegen und auch dem schwindenden Tageslicht geschuldet, verkroch ich mich nach geglückter Talankunft in eine mit Kachelofen gut geheizte Behausung und nahm eine Dusche. So kann die seelische und schonungslose Aufarbeitung des Erlebten beginnen. Ich gehe nochmals in Gedanken meine Fahrt, auf der Suche nach eventuell leichtfertigen Fahrfehlern und den daraus resultierenden liegengeblieben Sekundenbruchteilen zwischen Kurve drei und neun durch. Glücklich, mir keine Vorwürfe machen zu müssen, werde ich heute als Sieger der Herzen und Bezwinger der Naturgewalten früher als sonst in die Federn sinken. Gut gemacht!👏