Prinz Rupi und der Dachschaden
- Georg

- 28. Feb. 2024
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Eines schönen Tages, der grässliche Dezemberregen fiel dauerhaft und gradezu lückenlos auf die Realwelt nieder, da verirrte sich der Rupi in das Dachgeschoss seines Schlosses in Hünefeld. „Nanu, hier sieht es ja aus wie in einem richtigen Spukschloss. Überall liegt und steht etwas und was ist das? Es regnet an tausenden Stellen durch. Überall Pfützen, was mach ich bloß“ Die Not war groß! Aber Rupi wäre nicht Prinz Rupi, wenn er immer in seinem Leben vor Problemen weggelaufen wäre. „Ich mache das wie immer“ sagte sich Rupi „aus der Not mach ich eine Tugend, proaktiv bediene ich meinen Fernsprecher.“ Flux hat er in seinem wohl geordnetem Büro die Telefonnummer des Dachdeckers seines Vertrauens ausfindig gemacht und steckte nun die Finger in der richtigen Reihenfolge in die Wählscheibe.
Nach dem dritten klingeln, nahm ich ab. „Mensch Rupi alter Junge, lange nix von dir gehört, ist bei dir oben rum alles in Ordnung?“ fragte ich und meinte nicht seine Frisur. Und da überkam ihn ein Wehklagen. Irgendwie hatte ich ohne es zu wissen den Finger genau in die Wunde gelegt. „Ich hab keine Tassen mehr im Schrank“ sagte er. Ich darauf, „Rupi, erzähl mir lieber mal was Neues! Das ist doch nur ein Synonym für ein Dachschaden oder maximale geistige Verwirrung. Was ist in Wirklichkeit los bei dir?“ Rupi nun ganz aufgeregt „Also die Tassen stehen jetzt überall im Dachgeschoss verteilt herum, um das fließende Wasser von Decke und Dachschräge aufzunehmen.“ Ich darauf „Wenn Du das dann für die Klospülung verwendest, kannst Du jede Menge Taler sparen.“ Nach nur noch zehnminütigem Dialog, hatte er mich überzeugt, dass es eindeutig nicht um seinen geistigen Gesundheitszustand ging und ich meine Profession an seinen baulichen Problemen walten lassen sollte. „Anruf genügt, auch wenn ich kein Detektiv bin!“
An dem aus heutiger Sicht und die Daten der Wetteraufzeichnung lügen selten, einzigen regenfreien Tag des gesamten letzten Jahres, den 32.13. , rollte ich den mit zielführenden Utensilien bepackten Lastkarren nach Hünefeld. Mit Grauen und unter großer emotionaler Anteilnahme sah ich mir in meiner Funktion als Dachdenker die multiple Schädigungen an, welche die üblichen vier Verdächtigen (Frühling, Sommer, Herbst und Winter) im Laufe der letzten Kalenderblätter angerichtet hatten. Ein paar Dinge konnte ich quasi durch Handauflegen sofort heilen, für die anderen bösartigen Veränderungen, müssten wir nachsitzen. Es ist kein Okkultismus, es bleibt Handwerk! Nach dieser kurzen Audienz gab ich meine fundierte Einschätzung ab. „Nun Rupi, das Gute zuerst, es scheint heilbar zu sein! Um eine Totaloperation kommen wir grade noch mal rum. Aber es wird Blut, Schweiß und Tränen kosten, wenn auch nich unbedingt von mir. Wir kleben ein paar Pflaster drauf, legen eine neue Haut oben drüber und schon ist alles wieder in Butter. Leider benötigen wir ein angemessenes Salär, aber es wird sich aushaltbar gestalten. Schon innerhalb der nächsten, sagen wir, sechs Monde ist die Ausführung möglich, wenn das Wetter mitspielt! Manchmal hab ich wirklich vor meinem eigenen Tempo Angst!“
Leider blieb dem armen Rupi gar keine andere Wahl. Getreu dem Motto: wenn du keine Chance hast, umarme den Handwerker, dann kann er nicht mehr wegrennen - veranlasste der Rupi alles nötige. Er hat es auf seine sehr wohlklingende Weise in Buchstaben gepackt und wir haben auch Wort gehalten. Nun ist in Schloss Hünefeld im Oberstübchen wieder alles in Ordnung, aber Hünefeld ist überall. Wie sagte ein anundfürsich bodenständiger Politiker auf die Frage des Taxifahrers, wo er hin wolle? „Egal, ich werde überall gebraucht!“





Mit hochrotem Kopf bedankt sich jeniger Welcher!
Welch ein unendliches Vergnügen ist es doch, unter einem Dach Zuflucht zu finden, das von einem vertrauten Dachdecker in seltenen Augenblicken der vollständigen Hingabe und des handwerklichen Fiebers sorgsam instand gehalten, abgedichtet und behütet wird.