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Noch ein Tag im Leben des Brian

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 10. Nov. 2019
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Nov. 2019

Schon einige Zeit vor dem elektronischen Weckruf, wälzte sich Brian durch das Bett. Endlich erlöst durch das Piepen, konnte er dem durchwühltem Bettzeug entkommen und in Richtung Sonntag starten. Zeit für ein Kaffee war noch. Turnschuhe, Duschzeug und Co. warteten schon im Rucksack. Noch herrschte ohrenbetäubende Stille in der Wohnung . Brian bewegte sich fast wie eine Feder durch die Räume und mied die Stellen auf den Altbaudielen, die gewöhnlicher Weise durch knarren ihre Benutzung verrieten. Mit Schuhen, Jacke und Mütze noch schnell Zähneputzen. Als das von seinem schlaftrunkenem Vater, der auf der Suche nach irgendetwas durch den Flur geisterte, durch die nur zwanghaft geöffneten Augen wahrgenommen wurde, folgte das obligatorische Kopfschütteln. Geräuschlos zog Brian die Wohnungstür hinter sich zu, überließ dem streunenden Vater seinem morgendlichen Treiben und machte sich nun doch mit einer gewissen Eile auf den Weg zum Tempel des Körperkults. Zum Glück war auf den Straßen noch überhaupt nichts los und so erreichte er mit seinem stylischen Retrorennrad sehr pünktlich sein Ziel.

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In der Umkleide wurde er von Kevin und Emil begrüßt. Kevin, der immer sehr pünktlich da ist, war schon fertig mit umziehen!Durch verwickeln in tiefgreifende Gespräche über die letzten Geschehnisse der Jugendszene im Stadtbezirk, behinderte Kevin Emil beim umziehen. Immer wenn Kevin eine Frage stellte, verharrten Emils Bewegungen bis er die die soeben erhaltenden Informationen verarbeitet hatte. Aus der Bewegungsstarre erlöste sich Emil erst wieder, als er all umfänglich geantwortet hatte und nicht binnen 3 Sekunden wieder irgendwie mit einer weiteren Frage bombardiert wurde. Dieses Schauspiel beobachte Brian während er sich seiner Jacke entledigt und die Sportschuhe überstreift. „Fertig!“ sagt er laut und deutlich und löst damit Emils Blockade. Mit Kevin geht er schon mal vor, in die Halle mit den Foltermaschinen. Gähnende Leere an allen Fronten, nur ein Trainer ist schon da und positioniert sich schon mal drohend hinter einen Tresen, an dem er alles hervorragend im Überblick hat. Nun kommt auch Emil herein gestürmt und schnappt sich die Springseile zum aufwärmen. Brian findet diese Aufwärmübungen, nachdem er sämtliche Geschwindigkeitsrekorde auf der Herfahrt gebrochen hatte, übertrieben und definiert diese als Lockerungsübungen. Nach mehrmals 50 Hopsern, wird noch der zwanghaft vorgeschriebene Erwärmungspakour erledigt. Nach dem die zweite Runde, über den alle Muskelregionen ansprechenden Kurs von den drei Sportsfreunden absolviert wurde, hellte sich die Miene des im Überwachungsmodus funktionierenden Trainers auf und der Weg zu den aus Stahl, Beton und Polstern bestehenden Geräten wurde frei gegeben.

Ungefähr zwei Stunden später verabschiedeten sich die drei von Dirk, so der Name des professionellen Sportlers und Studioangestellten, nicht ohne sich die Lobpreisungen für die sportliche Leistung abzuholen und Danksagungen für die Tipps und Kniffe beim bedienen der Maschinen zu tätigen. Win – Win! Der Blick zur Uhr versetzte Brian in Unruhe. Kurz vor zwölf! Oh je das wird wohl wieder mal knapp mit dem Essen. Ein kurzer Anruf daheim erwirkte, dass das heimatliche Kochteam sich ein wenig mehr Zeit lässt und so wenigstens die Dusche ausgiebig genutzt werden kann. Um die inkludierte Sauna nutzen zu können, wird er wohl noch an seinem Zeitmanagement arbeiten müssen.

Wohl gesalbt, geföhnt und warmweich verpackt, schwingt er sich auf den Drahtesel und tourt im „Bring me Home“ Modus durch die immer noch leer gefegte Stadt. Das körperliche Hochgefühl beim Erreichen des Wohnhauses wird nach dem Anschließen des Fahrrades im Keller unverzüglich und mit jedem erklimmen der nächsten Stufe auf der schier endlosen Treppe in den zweiten Stock nachhaltiger, in schmerzhaftes Altern verwandelt. Als er vor der Wohnungstür steht ist er muskulär, mindestens 150 Jahre alt.

Als Brian die Tür öffnet, sieht er seine Mutter durch den Flur fegen. Katrin nimmt im Augenwinkel das erscheinen des Sportlers war und fällt im gleichen Moment in ein mütterliches Bescheidsagen.

„Du sollst nicht während des Radfahrens diese Kopfhörer tragen, nicht, nicht, N I C H T!“ Brian der an den Kabeln seiner Kopfhörer zieht sagt, „Verzeihung, hab nicht gehört was du gesagt hast, ich hatte ziemlich laut Musik an!“ „ Genau das meine ich“ schwillt es jetzt schon fast unfreundlich an seine Ohren. Ertappt, denkt Brian. Oh je, kleinlaut gibt er zurück „tschuldigung“ „Ne“ sagt sie, „ ich habe dich nicht unter qualvollen Schmerzen geboren, war nicht jahrelang mit dir wegen allen Kleinigkeiten bei Kinderärzten, ertrage nicht den Dauerzoff mit deiner Schwester, um dich dann noch mit schwersten Kopfverletzungen für den Rest meiner Tage pflegen zu dürfen" „ Man Mutt, ich passe doch auf und“ „ und außerdem habe ich und Brian gar kein Dauerzoff mehr!“ springt Carla ihm zur Seite. Misstrauische Mutteraugen wandern zwischen den Kindern hin und her! Brian der nicht weiß, was hier grade abgeht , nimmt instinktiv seine Schwester in den Arm und imitiert die fleischgewordene Eintracht. Na wenigstens ein Punkt für die Jugend registriert Katrin im stillen und wirft beim Gang in die Küche nun ein wenig freundlicher die Nachricht in den Flur „In fünf Minuten gibt es Essen!“ Brian macht eine untertänige Geste für Carlas Rettungsaktion und geht ins Bad um seine nassen Sportsachen auszubreiten. Dann wird er wie vom Essesnsduft geführt, in die Küche gezogen. Fenchel mit Schinkensahnesauce. „Wahnsinn, ich bin hier bei wünsch dir was!“ denkt sich Brian und nimmt am gedeckten Tisch platz.

Gefräßige Stille verhindern alle weiteren Ermahnungen, ob seines wiederholten Fehlverhaltens im Straßenverkehr. Als Nachtisch gibt es noch homöopathische Dosen des Überraschungskuchens von gestern.

Brian überlegt, was jetzt noch in logischer Folge kommen müsste, um die Art der körperlichen Genüsse weiterhin fortlaufend zu steigern. Etwas Jugendfreies will ihm partout nicht einfallen und er bricht das denken vorerst ab.

Nun im Zustand der Geistlosigkeit, sieht er sich wie aus der Vogelperspektive am Tisch sitzen und er kann unter keinen Umständen, bei dem was er jetzt beobachten muss eingreifen! Von fremden Mächten gesteuert, öffnet er den Mund. Die Überraschung der drei anderen Familienmitglieder könnte nicht größer sein. Nicht das Brian sonst nichts am Tisch sagt, die Verwunderung entsteht vielmehr über das was er sagt. „ Der junge edle Ritter, welcher hier nun in wahrer Größe vor euch sitzt und die fantastische Möglichkeit hatte, sich am Vormittag um sich selbst zu kümmern und nun hier, am heimischen Herd aufs Beste gesättigt wurde, erklärt sich nun bereit und in der Lage, alle weiteren Aufgaben des Küchendienstes und aller anderer für heute geplante Rückwärtigen Dienste zu übernehmen, auch wenn der Verkünder dieser freudigen Nachricht in Folge des Angebotes, seine Aussagen eventuell bereuen wird“

Nachdem dem das alles übertönende wiehern von Carla in lustvolles schluchzen übergegangen ist, zeigt sich nun Claus ernsthaft besorgt. „ Hast du irgendwas genommen? Ist dir unwohl oder hast du etwas, welches du uns nicht zu sagen in der Lage bist?“

„ Ne, ne“ sagt er weithin wie ferngesteuert „ alles Bestens!“

Katrin und Claus nutzen die nun unerwartet viel frei Zeit für einen Nachmittagsspaziergang. Carla verkrümelt sich in ihr Reich, welches aus Kindertagen immer noch Pink und Violett dominiert ist.

So setzt sich Brian wieder die „In Ear“Kopfhörer ein und wählt die Funktion -Random aus allen Playlists- aus. Getragen von sehr abwechslungsreicher Lieblingsmusik, kann er alles schaffen.

Nach nur zwei Stunden ist er mit Küche aufräumen, in der ganzen Wohnung saugen , außer bei Carla und dem unvermeidlichem Wäschemarathon fertig. Geht doch, sagt er zu sich selbst und zieht sich mit einer Tasse Kaffee in sein Zimmer zurück.

Als Katrin und Claus gegen fünf zurückkommen, herrscht absolute Ruhe in der Wohnung. Carla ist nicht da und Brian schlummert auf seinem Chemiebuch, welches fast schon traditionell, als Einschlaflektüre herhält. Bei Katrins vorsichtigem Versuch die Zimmertür zu schließen, wird er doch wach und tut so als hätte er nie die Augen geschlossen. Brian werkelt jetzt noch ein wenig an seinem baldigen Schulabschluss rum bis ihn endgültig der Sonntagbluse einfängt. Er bewegt sich gegen sieben ins Wohnzimmer, legt sich auf das Sofa und drückt wild auf der Fernbedienung herum. Früher war irgendwie mehr Fernsehen, oder?, ruft er ohne bestimmte Empfängerhoffnungen in den dunklen Flur. Nach einer Weile geht das Arbeitszimmer auf und seine Eltern kommen vergnügt ins Wohnzimmer. „Hast du was gesagt?“, fragt Claus. „Yepp, ist aber nicht so wichtig gewesen!“ Zwanzig Minuten später, geht er in die Küche und macht sich zwei anständige Brote mit Käse und Bimbam drumherum, schlürft zum Tisch, zieht ein Glas Wasser aus dem Hahn und nimmt sein Abendbrot allein in der Küche ein. Dann klappert die Wohnungstür und die verlorene Tochter der Familie kehrt heim. Als sie den kauenden Brian sieht, muss der sie unverzüglich in dem Versuch stoppen, wechselseitig Provokationen und Attacken loszulassen. „ Friede für heute, bin wirklich nicht in der Lage dir Paroli zu bieten.“ Ein wenig enttäuscht wackelt Carla ab. Brian beendet den Tag, mit den Vorbereitungen auf morgen. Dann noch Zähneputzen, pullern, ab ins Bett und schon ist der Soundtrack für die Nacht vorbereitet.

 
 
 

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