Leerläufe
- Georg

- 16. März 2024
- 1 Min. Lesezeit

Punk ist tot und das schon lange.
Nee, der gestrige Abend war der lebendige Beweis, dass er lebt, noch immer. Die Subkultur erreicht den Mainstream und das im besten Sinne. Eine breite Öffentlichkeit nahm teil und feierte die Musik gewordene Lebenseinstellung. Nur nicht bieder, langweilig oder vorhersehbar. Ein innewohnender Widerspruch, als Teil des Systems, das System verachten und anprangern. Mit der Kraft der Arroganz eines Besserwissers, den Weg aus dem Einheitsbrei zeigen. Als neuzeitlicher Gladiator im eigenen Auftrag.
Aus Lyrik und Noten tropfte der Widerstand des britischen Underdogs gegen seichte Unterhaltung, gefälligen Dudelpop und belangloses austauschbares Gebrabbel. Kraftvoll, markant und ohne Filter sprudelt Volkes Stimme in die Berliner Nacht. So liefern die Idles als Lieblinge des Feuilletons den Soundtrack für die postindustrielle Gesellschaft. Und falls man ganz unverkopft Spaß haben möchte, gelingt das auch ganz wunderbar. Licht aus, Gitarre an! Das ist die gelebte Sehnsucht nach den einfachen Dingen des Lebens. Keine buchdicken Bedienungsanleitungen, kein umhertappen im Gefühlsnirvana, kein „könnte“ oder „eventuell“ - sondern klare Kante, ein deutliches Bescheidstoßen, kompromisslose Kommunikation. Ein An - Aus, handgemachte digitales Verneinen von Multitasking. Ach und Spaß hat es natürlich auch gemacht. Mitgröhlen, bedeutungsschwer Arme in die Luft reißen, im halbdunklen Innenraum der modernsakralen multifunktionalen Arena, welcher sonst nur den wirklichen Sportskanonen vorbehalten ist, durch unkontrollierte wilde nicht wiederholbare Schrittkombinationen das fast verloren gegangene Gleichgewicht wieder erlangen und sich freuen, dass es durch druckvolle Gitarrenriffs, virtuose Schlagzeugeinlagen oder bassgezupfte Soundgebilde, solche unbeobachteten Zeiten im Leben gibt, an denen Putin, die nächste Arbeitswoche oder familiäre Verpflichtungen, Lichtjahre entfernt sind. Danke für die Pause!




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