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Genosse Jörg Bela Teil 9

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 3. Feb. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Nov.

Ganz galant, weiß Jörg nun das Zepter der Gesprächsführung zu übernehmen. Er berichtet in einfachen Worten von seiner Arbeit, wobei er ein wenig tiefstapelt und nicht komplett reinen Wein einschenkt. Nachdem die beiden sich nun nicht nur gegenseitig ihre Sympathie versichert haben und die allgemeine Feststellung zum Greifen Nahe ist, nicht nur jetzt in der tat in einem „Boot“ zu sitzen, sondern auch sonst quasi allein in der Fremde sind, kommen sie dem rettenden Ufer an der großen Wiese viel zu schnell und völlig unerwartet bedrohlich Nahe. Da Jörg und auch Eva nun wirklich alles gebrauchen können in Ihrem Leben, außer dem Gequatsche und Getratsche über eine eventuelles Verhältnis, kommt es nun auf dem Gummitier zu einer schnellen beherzten Verabschiedung, mit der beiderseitigen Willensbekundung, sich so (hofft Jörg) oder anderes (hoffen beide), in nicht allzu ferner Zukunft wiederzusehen.

Jörg taucht unter und nimmt erneut Anlauf sein Rundensoll um die Insel zu erreichen. Er hofft bei der Fortsetzung seiner unterbrochenen Sportivität wieder einen klaren Kopf zu bekommen und das soeben erlebte nicht überzuinterprätieren.

Eva dagegen hat genug erlebt für heute, zerrt das Ungetüm an Land und zeiht den Stöpsel. Ihre Sachen liegen unweit des Ufer und so ist sie mirnichts-dirnichts stadtfein und verstaut das nun luft- und lustlose Gummiteil zusammengerollt quer über den Gepäckträger des wartenden Fahrrades. Mit all dem anderen unvermeidlichen Badegepäck ist der Drahtesel nun auch fast überladen. Angestrengt überlegt sich Eva wer jetzt lenkt, sie oder das Fahrrad. So schiebt sie das Cargorad jetzt den Berg hinauf in den Ort. Oben angekommen, würde sie am liebsten gleich wieder Baden gehen, so klebt ihr die Obertrikotage am schweißnassen Körper. Was für ein Glück, dass auf dem direkten Weg zur Schule, die beste Eisdiele weit und breit seit einigen Wochen von der fantastischen Neuerung, dem Sonntagsverkauf, Gebrauch macht! Auch eine so tolle Neuerung von Jörg. Auch gegen Widerstände des gesamten Kirchenvolkes, hat er den tourismusrelevanten Versorgungseinrichtungen die Möglichkeit eingeräumt, auch an Sonn- und Feiertagen zu öffnen. Die rund 15 Meter Schlange vor der Eiskugelausgabe spricht die Wahrheit über den Erfolg des Konzeptes. Nussnugat und Vanille, eine perfekte Hochzeit für den Gaumen. Schleckend auf der Bank sitzend, lässt sie die Begegnung des Tages noch einmal an sich vorbei ziehen. Doch nicht der schlechteste Beginn einer Bekanntschaft, mit dem ersten Mann des Ortes. Abgesehen von der Rolle die er beruflich spielt, war er auch keine Erscheinung, die visuell beleidigt. Nun, von den unvermeidlichen Kleckereien auf dem Sommerrock abgesehen, hat sie die Eisration vertilgt und sie macht sich auf in die Behausung. Dort wartet der übliche Kleinkram und die Vorbereitungen auf die kommende Woche. Da steht so kurz vor den Sommerzeugnissen und den daran anschließenden freiwilligen Lernzeiten in der Schule, ein Wandertag unter dem Motto „Meine Gemeinde – Meine Heimat“ an. Die gesamte dritte Klassenstufe der Schule macht sich auf eine Schnippzeljagt durch Murlau. Das da auch das Rathaus aufgesucht wird weiß zwar Eva, aber das der Termin auch im Kalender des Ortsvorstehers steht, weiß natürlich nur Fräulein Bärbel.

So kommt es im Laufe des folgenden Montags, zur zweiten unverhofften Begegnung von Jörg und Eva. Keine Situation hätte unverfänglicher sein können, als mit einer großen Horde Kinder im Sitzungssaal des Kreisrates, vor fast unzähligen Kollegen und fast unabhängigen Zeugen. Zum roten Kopf reichte es bei Jörg trotzdem. Er schob das auf die hohen Temperaturen und entledigte sich daraufhin seines Sackos und des Kulturstrickes um seinen Hals. Es wirkte ein bisschen hölzern, wie Jörg spontan auf Fragen der Dreikäsehochs antwortete. Als nach einer viertel Stunde scheinbar die Neugierde der Steppkes erlosch, entfachte sich die Wissenbegierde bei dem bis dahin „verhörtem„ Jörg. Nur das er sich dem Bereich über den er etwas in Erfahrung bringen wollte, subtil und unmerklich nähern musste. Nach einigen einleitenden Fragen über dies und das, wurde Jörg richtig warm und lief zur Hochform auf. Er führte geschickt das Gespräch auf die für ihn relevanten Informationen hin. Nach und nach lenkte er die Fragen auf die Begleitung der Kinder, etwa so, ob die Kinder glücklich mit ihren Lehren sein oder ob die Lehrer glücklich mit den Kindern wären und ob sie auch immer pünktlich bei ihren Ehemännern seien, oder diese wegen etwaigen Überstunden, Grund zur Klage hätten. Das Kindesmund äußerst mitteilsam ist, wenn er erst einmal richtig angepikst wurde, half beim Informationssammeln beträchtlich. Die kurzen Menschen schwatzen munter und ungeniert drauf los und legten den gesamten von deren Warte aus einzusehenden Beziehungsstatus, der Betreuer auf den Konferenztisch im Sitzungssaal. So war natürlich viel dabei, was Jörg nicht wissen wollte, vieles was er vielleicht unter anderen Gesichtspunkten interessant finden könnte, aber nahezu am Ende der „ Befragung“ kam es doch zur erhofften Beute. Der vorlaute aufgeweckte rothaarige Basti mit Sommersprossen aus der 3b, versicherte vor versammelter Mannschaft glaubhaft, dass die Fräulein Eva keinen Mann hat. Zumindest wurde in den letzten Wochen keiner gesehen, der sie mit Blumen oder der Gleichen am Schulhofzaun erwartete.

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