Genosse Jörg Bela Teil 10
- Georg

- 4. Feb. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Nov.
Nun war es wohl an der Zeit das Feld zu räumen und die wertvolle Zeit des Kreisrates nicht weiter zu verschwenden, gab die nun hochrote Fräulein Eva zum Besten. Auf dem Weg nach draußen schlängelten sich die kleinen Quälgeiste aus der Tür des Saals und der Jörg, der sich freundlich per Handschlag von jedem einzelnen verabschiedete, grinste in sich hinein, als Eva dran war und ihm heimlich einen kleinen Zettel beim verabschieden in die Hand drückte.

Samstag 19.30 Uhr am See!
Dieser kleine Zettel führte dazu, dass Jörg für den Rest der anstrengenden Arbeitswoche alle Mühsal mit Vergnügen erledigte. Alle Aufgaben waren nur noch halb so anstrengend und auch noch nach 8 Stunden harter Büroarbeit, hatte er ein lächeln für Fräulein Bärbel übrig, die sich so ihre eigenen Gedanken über die merkliche Veränderungen Ihres Chefs machte.
Sie dachte an eine Krankheit, an eine bevorstehende Beförderung ihres Chefs, an die besten Zahlen in der Wirtschaftsleistung, an sonst was, aber daran, dass der G-Bela auch nur ein Mann aus Fleisch und Blut sein könnte, der auch von bezaubernden weiblichen Charme eingefangen werden kann, nein da wäre sie im Traum nicht drauf gekommen. Erstmal ist das natürlich nur ein bitterer Verdacht eines nach Einfluss strebenden Vorzimmerlöwen. Zumal das Fräulein Bärbel bemerkt hatte, was für Turtelaugen G-Bela mit der Schulkinderbegleiterin getauscht hatte und die dazugehörigen Fragespielchen? Da hätte sie schon blind, taub und vollkommen deppert sein müssen, um nicht irgendwelche Schwingungen zu spüren. All das führte dazu, dass Fräulein Bärbel nicht ein bisschen eifersüchtig auf die junge attraktive Lehrerin war, aber doch schon einigermaßen auf Ihren Chef. Naja, immer die Heteros, die mit Ihren Hormonen nicht zurecht kommen. Unter dieser Brille hat das Fräulein Bärbel den G-Bela noch gar nicht gesehen. Er war für sie bis jetzt zu 24 Stunden, sieben Tage Vollzeit Vorzeigeleiter der Geschicke des Landkreises, ohne auch nur den Hauch einer menschlichen bzw. männlichen Ausstrahlung. Ob es an ihrer offenen Ausstrahlung ihrer sexuellen Präferenzen liegt oder einfach nur daran, dass er seine beruflichen Aufgaben wirklich ohne Fehl und Tadel ausgeübt, ach was, gelebt hat, mag sie nicht einzuschätzen. Sei´s drum, an den Fakt, dass ihr Chef und Gottgleiche Genosse Bela auch nur ein Mensch mit natürlichen Neigungen ist, wird sie sich wohl gewöhnen können oder müssen. Sie bleibt ja die nahezu uneinnehmbare Festung im Rathaus. Daran wird sich nichts ändern, da ist sich das resolute Fräulein Bärbel sehr sicher. Offiziell hat sie natürlich überhaupt keine Ahnung und eigentlich geht sie es auch gar nichts an, denn selbst in der Entwickelten Volkseingenen Gesellschaft, oder kurz EVG, ist es privat was man privat macht.
Drum ist es auch Wurst, ob Frau Lehrerin, Solosunny auf dem Stapelsee spielt oder Herr Kreisvorstand 1. Medalliengewinner im Parallelkampfschwimmen der AK 30plus wird. Grundsätzlich wohnt in einem gesunden Körper ein gesunder, belastbarer und brauchbarer Geist zur weiteren Stärkung der EVG! So wird es den Menschen im Lande der Hoffnung und der Gerechtigkeit auch von der Wiege an beigebracht. Und in der Tat lassen sich auch spuren des Erfolges, in der Gesellschaft dokumentieren. Der Fortschritt rennt nicht im Affentempo los und schon gar nicht von allein. Nein, es kostet sehr viel Mühe und Anstrengung, das Rad der Geschichte vorwärts, egal in welche Richtung, zu drehen. Wichtig ist auch zu verhindern, dass sechs Tage hintereinander langsam in die richtige Richtung gedreht wurde, dass das Rad nun am Sonntag führungslos, einfach wieder zurück rollt. So müssen endgültig und unumkehrbar Bedingungen geschaffen werden, die die Konterrevolution ein für alle Male verhindert, unmöglich macht und zusätzlich vernichtend schlägt.
Genosse Bela gerät ins schwärmen, wenn er nur an das Glück der Menschen denkt, die wissen, dass der Traum der Entwickelten Volkseigenen Gesellschaft, Realität wird.
So arbeitet Jörg sechs Tage in der Woche hart an dem Ziel, alle anderen Mitbürger dem Ziel näher zu bringen. Gleichbedeutend mit seinem Ziel, müssen natürlich auch die Ziele der anderen Menschen, der angeleiteten Personen in der Gesellschaft, sein. Dass das so ist, hat er in Neuburg während seiner Ausbildung und während seiner Vorbereitung auf diesen verantwortungsvolle Tätigkeit gelernt und hat daran überhaupt keinerlei Zweifel. Egal wie steinig und kleinteilig der Weg sein sollte, es ist der Richtige. Falls es neue ungeahnte Hindernisse auf dem naturgegebenen Weg geben sollte, so werden die Kräfte des Fortschritts nicht ruhen, bis das Ziel als Spaziergang von allen Werktätigen erreicht wird.




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