Genosse Jörg Bela Teil 11
- Georg

- 5. Feb. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 25. Nov.
Nun am Samstag geht es aber erst einmal um seinen Spaziergang. Beziehungsweise um den mit der Eva. Natürlich schlendert er pünktlich zum vereinbarten Treffpunkt. Von weiten sieht er Eva schon mit weithin leuchten und im Wind flatterndem Sommerkleid auf einer Bank sitzen. Erst als er sie fast berühren könnte, was er zwar könnte aber durch seine Kontenance verhindert wird, schaut Eva aus ihrer Lektüre auf und strahlt als sie ihn erkennt, einnehmend Jörg an.
Der, in solchen Dingen ungeübt, ja man kann sagen tapppig, Jörg, zieht umständlich eine kleine gelbe Blume aus seinem Anzugsknopfloch und steckt diese in das brünette locker liegende Haar Evas. Und falls das noch möglich war, geht in Evas freundlichem Gesicht noch eine Steigerung vonstatten.
Nun versucht Eva den Jörg auf das Verhör im Sitzungssaal anzusprechen. Schelmisch schimpft sie wie eine alte Gouvernante. Der aufgestellte linke Arm und die rechte Hand, welche mit ihrem Zeigefinger winkt, wirken fast wie eine Aufforderung, solche Spielchen zu wiederholen. Besänftigend sagt Eva, dass wen Jörg etwas wissen will von ihr, möchte er doch einfach zu ihr kommen und nicht zich Augen- und Ohrenpaare Zeugen werden lassen. Betreten schaut Jörg nun nach unten. Auch schön, solche wohlgeformten Knie, denkt er im ersten Moment. Bevor er sich eine fängt, fängt er sich gleich wieder, schaut ihr in die freundlichen Augen und gelobt Besserung. Mit einem gewinnenden lächeln, was nur eine Antwort ermöglicht, fragt er nun, ob sie nicht eine Runde laufen können. Zum Aussichtspunkt auf dem großen Hügel, könne man es noch gut schaffen bis die Sonne komplett hinter den Bergen im Westen versinkt. Doch ein Romantiker, denkt sich Eva, willigt selbstverständlich ein und erhebt sich gazellenartig. Schnell ist sie Jörg zwei Meter voraus und gibt selbstbewusst das Tempo vor. Jörg , ist nun überrascht vom sprunghaften Aufbruch, beherzt verkürzt er die Distance und muss nach dem Kurzsprint erst einmal Luft holen. Wieder bei Sauerstoff versucht er dem flatternden Kleid seiner Begleiterin nicht auszuweichen, um so das Gefühl des weichen, duftenden schmeichelns des Stoffkontaktes zu genießen.
Nun wird schnell klar, dass der Ortsvorstand wenn es um das eigene Heil geht, ein wirklich ungeübter Dilettant ist. Denn mehr als die Suche nach der Nähe trägt er nicht zum gemeinsamen Spaziergang bei. Anders die Eva, welche verschmitzt, fast durchtrieben, scheinbar ihrem großen Plan verfolgt, ihren Fang vom Stapelsee, den G-Bela, endgültig einzufangen. Sie spannt geschickt, von Jörg unbemerkt, ein Netz aus Fragen, Aussagen,Vermutungen und Behauptungen, in das sich der arglose Jörg hemmungslos verheddert. Denn mit einsilbigen Redebeiträgen, verschüchterten Ja-Nein-Antworten, mit kaum merklichen Kopfbewegungen oder scheinbar unkontrollierten Schulterzuckungen, hat er keine Chance sich dem immer enger werdenden Netz der Annäherung durch Eva zu entziehen. Es ist ja nicht so, als begreife Jörg seine Situation nicht, NEIN, er ist sich schon völlig im Klaren über seine „Opferrolle“. Jörg, der in seinem bisherigem Leben so etwas noch nie erlebt hat, ist unfähig sich zu wehren. Er selber würde sich vielleicht nicht als Opfer bezeichnen, bestenfalls als Beute. Wenn die Jägerin, so eine interessante, attraktive, aktive junge Frau ist, tcha, was hat er den eigentlich dagegen? Nichts, entscheidet er spontan und mit hochrotem Kopf und fügt sich seiner scheinbar zugewiesenen Rolle. Er leistet jetzt nur noch soviel Widerstand, das der Jägerin nicht langweilig wird und sie zum Schluss entweder die Beute umbringt oder das Interesse verliert.

Oben auf dem Hügel angekommen, sehen unsere Spaziergänger den erhofften Feuerball über den Bergspitzen des Karwendelgebirges. Nach und nach verliert Jörgs Kopf nun die Farbe der untergehenden Sonne und sein Verstand gewinnt immer mehr Kontrolle über seinen Körper.
Vor seinem geistigen Auge, kann er die Situation in der er sich nicht ganz unfreiwillig befindet, jetzt wie aus der Vogelperspektive sehen. Jörg bestreitet nun für sich heftig, die sich ihm aufdrängende Parallelen zu irgendwelchen Herzkinos oder Frauenromanen. Ein bisschen kitschig ist es schon und irgendwie ist es auch nicht so unsagbar schlecht.
Sanft wird Jörg aus seinen Selbstbetrachtungen gerissen, in dem er auf einmal die Hand von Eva auf seiner Schulter spürt. Irgendeine neue Stimme in seinem Kopf schreit nun, dass sie geküsst werden möchte. Unfähig anders zu handeln als Vorhersagbar, umschließt er die Hüften Evas und neigt seinen Kopf viel zu gekonnt leicht zur Seite. Viel suchen müssen seine Lippen gar nicht, den Evas kommen ihm mit mindestens gleicher Intension entgegen. Erst vorsichtig und dann immer fordernder setzen sich die Münder aufeinander und beide drücken Blut, Neugierde und Leidenschaft in die betroffenen Gesichtspartien. Nach ungezählten verronnenen Zeiteinheiten, lösen sich die Gesichter von einander, die Arme bleiben um Hüfte und Schulter geschlungen, grade so als ob Eva oder Jörg Angst hätten, die grade erfolgreich gefangene Jagdtbeute wieder verlieren zu können.




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