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Genosse Jörg Bela Teil 1

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 26. Jan. 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Nov.

Montag früh, zur gewohnten Zeit klingelt der Wecker!

6 Uhr 30, genug Zeit für die Dusche. Langsam dreht sich der verschlafende Körper aus dem Bett, das linke Bein sucht verzweifelt nach dem Hausschuh. Als seine zu Schlitzen geöffneten Augen, die Lage sondieren und trotz des Bückens und unter dem Bett nachschauen, der Morgenmuffel das Objekt der Begierde nicht hat finden können, geht ein stummer Schrei durch den Körper von Jörg. Er verflucht ein klein wenig den vermeintlichen Übeltäter, vier Beine, kurze gescheckte Locken. Drum hat die dreijährige Mischlingshündin auch den Namen Schecke erhalten.

Jemand anderes, kann den Latschen nicht verschleppt haben, denn Jörg lebt nicht mit einer Schar kurzer Menschen die alles durcheinander bringen und durch das Haus lärmen, alles immer am falschen Platz stehen und liegen lassen und gelegentlich in die Schule müssen und auch nicht mit einer Frau, welche er manchmal begehrt oder ihm meistens auf die Nerven geht. Nein, er lebt allein und weiß nicht ob er es aus Gewohnheit, aus Bequemlichkeit oder aus Versehen tut. Das ist nicht so, als interessiere er sich nicht für das andere Geschlecht, aber es sollte eben bis jetzt noch nicht passen. Es ist ja auch nicht so einfach, da er seinen Wirkungskreis vor neun Wochen geändert hat. Nun macht der neunundzwanzigeinhalb Lenze zählende nämlich Karriere und hat so eine Art Vorbildfunktion. Da kann er nicht dauernd mit ´ner neuen im Schlepptau aufkreuzen. Und außerdem ist es mit Freizeit auch nicht üppig, für einen Mann in seiner Position. Vor einem halben Jahr, hat er auf der Parteischule seinen Kurs mit Bestnoten bestanden und alsbald kamen die Anfragen des Parteirates mit schönen neuen Aufgaben. Nicht, dass er sich in der Bezirksstadt Neuburg nicht wohl gefühlt hätte, aber er wollte ein aktiverer Teil der Gesellschaft werden.

Auf der Treppe aus dem Dachgeschoss in das Basement (wie es auf Neudeutsch heißt) des großzügigen Hauses, lag nun der zerkaute linke Schuh, oder das was Schecke von ihm übrig gelassen hatte. Die ersten vorsichtigen Bewegungen auf dem Weg aus dem Schlafzimmer, ließen in ihm jede Faser in seinem müden Körper spüren. Der Muskelkater vom Sommerwochenende, hält gewöhnlicher Weise bis zum Mittwoch. Das ursächliche Sonntagsritual von Jörg heißt schwimmen. Seit die Eisschollen auf dem Stapelsee verschwunden sind, schwimmt er den ganzen Sonntagnachmittag seine Runden im klaren Seewasser mit einer Aussicht auf die umliegenden Berge. Im März, der Monat mit dem Panorama der schneebedeckten Bergspitzen und den vom Tauprozess gespeisten Rauschen der sich ins Tal ergießenden Wassermassen, trug er noch den dicken Neoprenanzug und als die Tage wärmer wurden, damit auch das Seewasser, die Bäume am Ufer Blätter bekamen, die Bergalmen ihr leuchtendes sattes Grün als Boten der Fruchtbarkeit bis in die Täler schickten, verzichtete er zunehmend auf die Bekleidung, die ihn als Froschmann hätte brandmarkten können. Zur Zeit bevorzugt er für seine Schwimmstunden einen kurzen und knappen Textilfetzen in knallrot. Es werden von Woche zu Woche mehr Runden im See, in seinem immer gleichen Nachmittagszeitfenster. Gewicht hat er zwar nicht verloren, wie er eigentlich anfänglich gehofft hatte. Aber das in Körpermitte angesammelte Beamtenfett, straffte sich erheblich und sitzt jetzt auf Armen und Beinen wohlproportioniert und zu Muskeln umgewandelt. Er fühlt sich agiler, ist belastbarer, entscheidungsbereiter und letztlich erfolgreicher in seinem Beruf. Das muss er auch, als „Neuer Besen „, ohne Bekannte und Verwandte, quasi als Allein auf weiter Flur, als Zugereister ohne über Generationen gewachsene Seilschaften. Aber als Leitungsrat des örtlichen Parteikreises, hat er natürlich auch Helfer in der Not. Die Fräulein Bärbel, zum Beispiel, seine Bürofachfrau im Vorzimmer des Ratshausbüros, die ihm alles regelt und einige Terminreihen packt, die oftmals nicht enden wollen. Sie vereinbart die Termine mit den üblichen Querulanten wie den unwilligen Mitbürgern oder neugierigen Reisegruppen, wehrt ungerechtfertigte Eingaben aus der Bevölkerung ab, tritt den unmotivierten Mitarbeitern in den Allerwertesten, besänftigt launische Pressevertreter und erledigt den täglichen Kleinkrieg der Kreisverwaltung.

Bergwelten



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