Fasten brechen mit den Beatsteaks
- Georg

- 29. Juni 2024
- 2 Min. Lesezeit

Diäten führen meistens zum Jo-Jo Effekt! Und gewollter dauerhafter Verzicht ist oftmals sowieso unmöglich!
In diesem Fall war das eigentlich auch gar nicht nötig. Jedenfalls nicht so konsequent. Wurde doch das hungrige Volk in Salamitaktik, scheibchenweise seit Monaten mit neuen Musikfetzen versorgt. Die siebenjährige Diät war seit dem Frühling aufgeweicht, das Warten auf neues Zeug zum abhotten hatte bereits ein Ende. Wer die Berliner Band aber kennt und bekennender Fan ist, wartet auf den großen Moment, seine Lieblinge im großen Rund mit vielen anderen verschwitzten, ebenfalls zappelnden und giepernden Lustlingen genießen zu können. Wie auf Rezept hat die Band Kostproben seit Anfang des Jahres für das fiebernde Volk veröffentlicht. Nur war das Anliegen nicht die Heilung einer sehr innigen und freudvollen Krankheit, vielmehr war das ein geschicktes Kalkül und gradezu ein erneutes süchtigmachen eines alternden Junkies. Aber ohne Liveerlebnis ist es eben nicht die Erfüllung. So mussten wir bis zur Mitte des Jahres warten, um vollständige Genugtuung zu erlangen. Im OpenAir-Wohnzimmer der Beatsteaks, der Parkbühne in der Wuhlheide, legten sich die sechs Burschen in Zeug, um auch den letzten Willen der sich gegen diese Sucht sträubte, zu brechen. Dabei wurde das Publikum mit den neuen Stücken geködert und mit alten Hits gekascht und vollends eingenommen. Nach den ersten drei Takten war klar, Widerstand ist zwecklos! Grenzenloser Rausch mit jeder Note!
Von diesem unvergleichlichen Cocktail von rockigen, gepunkten, rappigen und hin und wieder poppigen Geräuschen wurde man mit Hingabe trumbunken. Um sich um Risiken und Nebenwirkungen zu sorgen, war es eindeutig zu spät. Meine Marta wird nicht weniger nur weil es viele andere Leute gibt, die ebenso von dieser angenehmen Krankheit befallen sind. Im Gegenteil, es scheint zum Konzept des Konzerts zu gehören, dass sich gemeinsame Freude potenziert. Es funktioniert ja schon seit etlichen Jahren. Da stört es auch wenig, wenn hin und wieder, fast behutsam und in wohltemperierten homöopathischen Dosen Songs der seit sieben Jahren fälligen Neuveröffentlichung „Please“ in die Setlist geschmuggelt werden. „Don’t Change The Running System“! Die Beatsteaks liefern ab, immer!
Die Parkbühne wäre wahrscheinlich auch voll gewesen, gäbe es keine neue Platte! Und das obwohl es gestern hier schon die gleiche Rockparty gab und heute noch gegen ein Länderspiel anzustinken war! Ein toller Abend für Körper und Seele! Verschwitzt aber mit einem grenzdebilen Grinsen macht sich das Publikum auf dem Weg und verteilt sich im nächtlichen Berlin.




Kommentare