Erwartung vs. Enttäuschung
- Georg

- 10. Jan. 2024
- 2 Min. Lesezeit

Ich soll in sechs Wochen die Wahl von vor 15 Monaten wiederholen. Ich weiß noch nicht, ob ich sie wiederhole oder meine Stimme sinnvoller als beim letzten Mal zu verwenden ist! Insgesamt bin ich enttäuscht von diesem geeier! Wer möchte schon gerne enttäuscht werden?
Natürlich hat man so seine Vorstellungen. Von der Gesellschaft an sich, vom Partner (falls vorhanden), von den Eltern oder seinem Nachwuchs. Und zum Schluss noch von sich selbst. Wenn manche Vorstellungen, Hoffnungen oder eben Erwartungen anders Realität werden, als man sich es im stillen Kämmerlein ausgemalt hat, ist der Weg zur Unzufriedenheit, zur Enttäuschung ja manchmal zur Entrüstung schier unumstößlich vorgegeben.
In den Ratgebern vom seelenärztlichen Fachleuten oder vom selbsternannten Mentoren wird dann Kommunikation als probates Mittel zum Zweck beratschlagt. Gleichzeitig wird vor zu hohen Erwartungen gewarnt. Vor Steilvorlagen, die schlichtweg nicht erlaufen werden können.
Ich kann der Enttäuschung unabhängig davon worum es im Einzelnen geht, aber auch etwas positives abgewinnen. Wenn man zum Beispiel an die letzten Jahre der sogenannten DDR denkt, die ich als Kind und Jugendlicher grade noch mitbekommen habe, habe ich einen grauen, bleiernen Vorhang über meinem Kopf. Ich sehe Stillstand, Mangel und Drangsal. Aber es war verlässlich. So konnte man wenn man erstmal den Gang der Dinge erkannt hat, sich so einrichten, wie man es meinte aushalten zu können. Für Bananen brauchte man eine rüstige Oma in Berlin, die sich gegen halb zehn am Centrum-Warenhaus am Ostbahnhof in die Schlange einreihen konnte, für eine Wohnung brauchte man eine Schwester/Freundin/Schwipp-Schwägerin bei der KWV, für alle fünf Jahre ein neues Auto, geschickt terminierte Anmeldungen in der Rummelburger Landstraße. Alles war berechenbar. So gab es keine Erwartungen, welche enttäuscht werden konnten und es war mit allumfänglicher Sorge und Engagement solides Leben in einer kleinen Welt möglich. Heute dagegen, glauben gewählte Volksvertreter hauptberuflich im Sinne des Volkes zu handeln. Allerdings morgen so, gestern so und übermorgen so, ganz wie der auf der Schulter sitzende Lobbyist ihm es ins Ohr flüstert. Woher soll der politische Entscheidungsträger auch den Sachverstand nehmen. Getrieben im Getriebe, im Mahlstrom zwischen Presse, Lobby und eigenen Interessen. Er weiß natürlich nicht, wie auf Kante manche Leben gestrickt sind. Verlustängste sind im fremd. Es ist ihm zu gönnen. Aber ich würde das auch der Verkäuferin, dem Gleisbauarbeiter, der Arzthelferin oder dem Rentner gönnen. Demokratie heißt doch Volkesherrschaft. Warum sind dann manche Menschen mehr Volk(Herr) als andere? Trotzdem bei allen wiederkehrenden Enttäuschungen ist es das beste System, welches ich kenne. Bitte bei den künftigen Wahlen dafür sorgen, dass wir zukünftig auch noch die Wahl haben und nicht in despotische oder diktatorische Systeme abgleiten. Scheiße bleibt Scheiße, ob braun aka. blau, schwarz, grün, rot oder Wagenknecht!




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