Empty Nest!
- Georg

- 4. Aug. 2024
- 3 Min. Lesezeit

Ein Gefühl, an das ich mich erstmal gewöhnen muss. Nicht, dass es ich es nicht mag, aber es ist schon phlegmatisch, stumpf oder inaktiv zu nennen, wenn ich für niemanden, nicht mal für mich selbst, etwas zu regeln habe. Lange nichts zu tun zu haben, ist freilich auch nicht mit Langeweile zu verwechseln. Natürlich ginge immer etwas zu erledigen - Meditieren, Zahnpflege, Schreibtisch abarbeiten - aber nein! Nicht gleich übertreiben. Die Buben, die in den letzten 23 Jahren meine Schutzbefohlenen waren, betreiben, wenn man ihren spärlichen Informationen trauen kann, sommerliche Aktivitäten und brauchen nur temporär, nennen wir es Geleitschutz! Die liebe Frau hat auch ohne mein Zutun genug um die Ohren und ist froh, wenn ich ihr Nix durcheinander bringe. Die Arbeit ist auf ein scheinbar nicht vermeidbares Niveau runtergefahren. Was gut ist, weil man dann mal ohne Hast, konzentriert und effizient arbeiten kann. Die Kundschaft ist auch im Normalfall zufrieden und happy, wenn sich innerhalb der zugesagten Frist, jemand mit Arbeitssachen sehen lässt und sich ihrer Probleme annimmt.
So bleibt mir Zeit, störenden Wetterkapriolen, wie zu viel Hitze oder spontaner Regen, aus dem Weg zu gehen, gesundheitlich nötigen Boden gut zu machen, viele Freunde 👯♂️, die lange zu kurz kamen, zu besuchen oder abendlich durch die Straßen zu streifen.
Was mir jetzt auffällt, dass ich nicht mal eine Liste in petto hab, „mach ich wenn ich Zeit hab“. Museum, Kino, Ausflugslokal, Reisen, Ausstellung, Sehenswürdigkeiten, …! Millionen Menschen kommen jedes Jahr nach Berlin, um hier Dinge zu erleben, da wird sich doch auch für mich selbst ein passendes Programm finden lassen.
Nicht alles, was man sich ausdenkt und prompt ausprobiert, klappt auf Anhieb. Man muss verschiedene Dinge erst neu lernen. Vieles gefällt auch nicht mehr so gut, wie ich gedacht habe. War ich schon früher nicht der größte Kinogänger, fällt es mir immer schwerer, mich auf ein Film festzulegen. Musikveranstaltungen selektieren sich in viel neues Zeug, welches mich nicht abholt und andererseits in preislich pervertierte Events, für die ich ein mehrmonatliches Freizeitbudget zu Verfügung stellen sollte und mich auf neun verschiedenen elektronischen Vertriebswegen zeitgleich einloggen muss, um doch nicht zum Zuge zu kommen.
Museum …, ja sollte man mal wieder machen, aber nicht im Sommer und nicht am Wochenende, wegen der vielen Touristen. Ein bisschen Gesundheitssport vielleicht oder Volkshochschulkurse als Wissenserwerb. Kraulschwimmen, Schwedisch oder kulturhistorisches Zeug, es gibt so viele Dinge, die ich immer noch nicht kann. Hat man doch auf Vieles verzichtet, weil es eben wichtiger war, rhythmisch den Kühlschrank zu füllen, kollabierte Teenagerfahrräder vom anderen Ende der Welt wieder nach Hause zu schaffen und in einen wiederbenutzbaren Zustand zurück zu versetzen. Kinderkrankheiten zu lindern, Kinder-Sporttermine oder Elternversammlungen wahrzunehmen oder für einen saisonal adäquat gefüllten Kleiderschrank zu sorgen. All das und noch viel mehr gehört nun nahezu der Vergangenheit an. Heute unterstützt man per Paypal oder Kreditkarte. Als wenn man sich Zeit kaufen könnte. Es ist ja fast ins Gegenteil mutiert. Ich denk mir Anlässe aus, um die Buben, mit oder ohne entsprechenden guttuenden weiblichen Anhang zu sehen. Insgesamt warte ich noch auf ein paar zündende Ideen, um mir den Alltag in der nun nächsten, hoffentlich lange aktiven Phase des Daseins schön zu gestalten. Es kann ja nicht jeder Erwin Lindemann heißen und nach einem Islandurlaub und einer Papstaudienz im Herbst mit seiner Tochter in Wuppertal eine Herrenboutique eröffnen. Leider!










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