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Ein X-beliebiger Tag im Leben des Brian

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 24. Jan. 2022
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 24. Nov.



Für alle die, die in die Geschichte von Brian lieber ein bisschen früher einsteigen würden, aber entweder sich nicht mehr erinnern oder relativ frisch auf meinem Planeten sind, möchte ich ihnen hiermit diese Möglichkeit geben.





Man kann das nun Folgende selbstverständlich auch separat lesen, viel Spaß!



Junger Mann mit Blüte


Ein X-beliebiger Tag im Leben des Brian


Es ist die Zeit auf der Zielgerade des schulischen Weges. Februar und die Stunden in der Schule dünnen sich aus, beschränken sich auf Prüfungen und deren Vorbereitungen sowie auf Konsultationen mit Lehrkräften.

So muss Brian auch nicht wie alle anderen Schüler kurz vor acht Uhr das Klingen zur ersten Stunde ertragen, sondern stolziert gelassen und fast showbewusst termingerecht in die Lehranstalt. Dabei ist ihm nicht immer klar, für wen er eine Show abzieht, denn die Zuschauer sind nicht grade zahlreich, in den allermeisten Fällen absolut uninteressiert und zudem ihm vollkommen unbekannt. Aber er ist halt 18 Jahre alt und er kann nicht anders. Kurz vor dem Deutschtutor, den er gleich treffen wird, macht er noch Station im „backshop“ welcher sich cleverer Weise, kurz vor dem Schultor in einem ehemaligen Kurzwarenladen angesiedelt hat. Brain ist nicht der typische Bengel, der die Auslagen der Süßwarenregale stürmt, aber in der Faschingszeit gibt es immer besonders frische Pfannkuchen. Im Portemonnaie kramend betritt er den ansonsten leeren Laden, grüßt deutlich und tritt an die Glasvitrine. Mit dem Zeigefinger der linken Hand zeigt er auf den Berg seiner Begierde. „Davon zwei, Bitte!“ „Gerne Brian“ tönt es zurück! Zur Salzsäule erstarrt, hebt er den Kopf und sucht nach der Quelle seiner Verwunderung. Die junge attraktive freundliche Frau, die ihm unterschwellig bekannt vorkommt, muss es sein! „Kennen wir uns?“ fragt Brian verdattert. „ Klar, denk dir bitte diese „hübsche“ Schürze weg und erinnere dich an“, ihre Hände wandern zum Haargummi der ihren Schopf bändigt, „den Abend mit deiner Schwester im Keller!“ Zeitgleich ergossen sich nun dicke schwarze Locken im Übermaß von ihrer linken Schulter bis hin zur rechten Schulter. Brian, dem natürlich die Erinnerung wie ein heftiger Stromschlag traf, war erstmal still und verschüchtert. So ähnlich muss er sich in der zweiten Klasse gefühlt haben, als er für seine Sportlehrerin schwärmte. Schüchtern legte er die Münzen passend auf den Tresen und nahm die braune Papiertüte mit den Puderzucker bestäubten, Pflaumenmus geschwängerten, im Fettbad frittierten Teigkugeln in die Hand und nuschelt kaum hörbar ein „ach ja, Hallo Sophia“. Und dann schon etwas lauter und unverbindlich ein „Dankeschön und bis demnächst“. Auf der Schwelle der Ladentür, hört er noch durch seine rote Ohren „Toll, wäre ja schön, meine Telefonnummer hast du ja schon!“


An das Schultor gelehnt, ist an eine Deutschkonsultation nicht zu denken!


Goethe, Schiller oder Heine,

sind jetzt wirklich nicht das Seine!


Brian sagt sich „Fett und Zucker müssen mich auf andere Gedanken bringen“, beißt in die Krone aller Backwaren, wie er findet, und spätesten als ein dicker Tropfen Pflaumenmus über seine Hand rinnt, hätte er gegen eine kalte Dusche auch nichts mehr gehabt. Natürlich nur wegen des Pflaumenmuses!

Dann torkelt Brian, leicht benommen von der Fresslähmung zum Klassenraum B2/12 in dem er Herrn Dr.Tilge treffen soll, will, muss und darf! Der Deutschpauker hatte es trotz der latenten Veranlagung, in jeder Stunde allen und jedem mitzuteilen, dass er seinen Doktortitel zum Thema Goethe gemacht hat, Brian in den Deutschleistungskurs zu ziehen. Vielleicht wollte Brian auch nur seiner Mutter beweisen, dass man sowohl Interesse an mathematischen Problemen als auch an dem Wirrwarr der Muttersprache haben kann. Egal, denn jetzt ist eh nix mehr zu ändern und zum Glück hat Brian nicht vor, sich zur Weimarer Klassik prüfen zu lassen. Vielmehr lässt er sich über Drehbücher im „Neuem Deutschen Film“ aus und da kann Herr Dr. Tilge nur stilistisch oder rein handwerklich als Methodentrainer helfen. Man muss ja nicht seine Gegenüber in deren Paradedisziplinen übertrumpfen wollen!

Nach wohlwollenden zweistündigen zum Teil lebhaftem Diskussionen, weiß Brian, dass er zwar auf der richtigen Straße ist aber um sein vorankommen zu straffen und das Ziel noch vor Toresschluss zu erreichen, sein Verkehrsmittel wechseln muss. Von F zu F. Vom Fahrrad zum Ferrari!

Den Rest des Tages verbringt Brian aufgabenorientiert, fast mechanisch. Erst als er nach 18.00 Uhr die Bücher, Hefte und Augen schließt, brennt sich Sophia wieder in seine Netzhaut.

Gleich darauf springt er auf und fängt hektisch und unsystematisch an, in seinem Ablagesystem den Zettel mit der Telefonnummer zu suchen.

Mit dem Fetzen in der linken Hand legt er sich zurück auf sein Jugendzimmersofa und fischt mit der Rechten sein Telefon aus seiner Hosentasche. Kontakt anlegen und peng, sie ist in allen einschlägigen Messangerdiensten vertreten. Im Geiste geht er seine Pläne für das kommende Wochenende durch und fasst den tollkühnen fast heroischen Entschluss, Sophia für Samstagabend zu einer Verabredung zu überreden. Wenn ihr Wort „toll“ keine Phrase war, könnte es ein schöner Abend werden.


„Hallo Sophia, das war heute früh eine schöne Überraschung. Ich dachte Du studierst, stattdessen treffen wir uns bei einem Pfannkuchen. Hast du nicht Lust mit mir am Samstag ein Getränk im gemütlichen Rund des Kellers zu schlürfen? Smalltalk nicht ausgeschlossen! Sagen wir, halb neun, unten links! Bis denne, Brian“


Die Nachricht hat er kurz und bündig schon vor einer halben Stunde fertig gehabt. Nun denkt er darüber nach. Ob er sie wirklich abschicken sollte? Macht er sich nicht lächerlich, mittlerweile zwar volljährig, aber immer noch Schüler und wenn Carla davon erfährt? Als er das Telefon weglegen will, berührt er aus versehen die „senden“Taste und der Text ist unterwegs! Schicksal, wispert Brian. Ich kann nur einen Tod sterben, Tristesse oder Lächerlichkeit! Zur Ablenkung geht er noch einmal ins familiäre Wohnzimmer, schwatzt mit seinen Eltern und hält sie vom verstehen der im Fernsehen laufenden Sozialdokumentation über eine junge Demokratie in Lateinamerika ab. Wer weiß, ob er diese verpassten Information nicht noch einmal irgendwie gebrauchen könnte?


Als er zwei Stunden später bettfertig in sein Zimmer schlürft und keine Nachricht von Sophia auf seinem Telefon hat, ist er mittelmäßig enttäuscht. Leider ist nicht zu ermitteln, ob die Nachricht gelesen wurde. Haben Frauen in dem Alter nicht eine fast natürliche untrennbare Verbindung zu ihren Telefonen? Ungewissheit ist eine eiternde Wunde auf der Seele! Wenigstens absagen könnte sie doch, verdammt noch mal! Ein bisschen zu fest drückt er nun auf den Lichtschalter, dreht sich in seine Decke wie ein Korkenzieher ein und wartet auf die wohlwollende Schwere, die alle Wehklagen des Tages für ein paar Stunden vertreibt.


Kurz vor dem absoluten und definitiven dahinglimmern machte Brians Telefon ein piep! Neugierig und das ist eine ausgeprägte Eigenschaft von Brian, rekelte sich seine rechte Pranke aus den Federn. Mit dem Daumen wischte er über die 5 Dreiviertel Zoll Glasscheibe und öffnete die App. Die lang ersehnte Antwort von Sophia!


„He Brian, schön von dir zu lesen! Komme gern in den Keller zum quatschen, Durst nicht ausgeschlossen. Ich studiere schon, aber irgendwie muss ich auch meine Brötchen verdienen und das geht am besten im „backshop“! Ich freu mich sehr auf dich, Sophia“


Brians Herz schlägt kurzzeitig nicht mehr irgendwo in der Bettdecke sondern bis an die Zimmerdecke bevor es wieder in seine Brust springt. Jetzt weiß er, dass er auf keinen Fall einschlafen wird. Sein Digitalwecker am Kopfende zeigt vierundzwanzig an!

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