Dissel
- Georg

- 13. Juli
- 2 Min. Lesezeit

Die angelsächsische Kultur hat aus nachvollziehbaren Gründen jede Menge von verschiedenen Begriffen für das ausfallen einer wässrigen Lösung aus der Luft hervorgebracht. Dissel zum Beispiel ist der ganz feine nasse Vorhang der in der Luft hängt, obwohl es eigentlich nicht regnet. Irish Mist ist das gekoppelt mit Nebel. Was ich heute erlebt habe, nenne ich „sparkling air“. Die Luft hing voll mit Wassertropfen. Sozusagen das Reziprok zu Sekt. Anregend oder belebend war es für mich auch. Zumal ich es nicht, wie eigentlich angemessen für einen Sonntagvormittag, aus der liegenden Wohnzimmerperspektive wahrnahm, sondern als tollkühner Pilot eines für mich neuen aber ansonsten älteren Allrounder Drahtesels. Es sollte an beiden älteren Geräten (Fahrer und Gefährt) noch hier und da an verschiedenen Stellschrauben Veränderungen vorgenommen werden, ehe der Spaß endgültig die Marter übertrumpft. Ich legte mir noch eine rockige grufty Playlist auf die Ohren und schon konnte es losgehen oder besser gesagt fahren.
Die Ausfahrt war geplant, da lass ich mir auch von H2O kein Strich durch machen.

Da die Strecke nahezu mit den ersten Kilometern des Usedomradwegs identisch ist, bin ich ja eigentlich auch nicht unfroh über die hydrologische Belastung. So blieben mir Heerscharen von eigentlich bewegungsunfähigen Menschen auf elektrisch unterstützten vollgefederten Zweirädern, welche nur noch entfernt an Fahrräder erinnern, erspart. Keine taumelnden Schleicher welche zu dritt nebeneinander laut schwatzend dem proaktiven Reisenden die Route versperren.
Ich übernahm die Überführung des Stahlrosses per Achse. In unserem „Südschweden“ fehlt(e) noch ein mir passender motorloser Untersatz für gemeinsame Ausflüge durchs Unterholz, übers Kopfsteinpflaster oder zu den umliegenden Badeseen. 47 lausige Kilometer im Flachland sind in allen Aggregatzuständen zurückzulegen, denk ich mir. Bis Bernau gibt es eine nervige stadtnahe Verkehrsführung auf von Wurzeln merklich beeinträchtigen Fahrradspuren, welche fast zu Trümmerbrüchen in meinen Handgelenken geführt hätten. Von dort nach Rüdnitz und Biesenthal fuhr ich schon besser auf einem extraglatten Extrastreifen

entlang der L200 und dann doch (endlich) den Rest durch den Wald.

Schön und schön nass,

nass bis unter die Haut bin ich sicher und pünktlich zum zweiten Frühstück im Holzhaus gelandet.

Insgesamt kann man das gerne so ähnlich wiederholen auch falls die Wolken schweigen.






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