Brigitte und die eingebildete Bildung
- Georg

- 13. Feb. 2021
- 3 Min. Lesezeit
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Als sie wieder im Auto sitzt, merkt sie den deutlichen Mangel an Wärme auf diesem Schulgelände. Menschliche Wärme und sie weiß, dass das an dem Mangel von Frauen liegen muss. Sie kennt das von ihrer eigenen Behörde. Nicht, dass ihr das übel aufstößt, aber es hinterlässt doch ein fades Gefühl. Bei ihrer Dienststelle sind die Männer sehr zu vorkommend und durchschnittlich wesentlich intelligenter als der durchschnittliche Maurerlehrling. Drum schert sie sich auch normalerweise nicht um das Geschlechterverhältnis. Sie muss unbedingt rausbekommen, ob bei dem „Unfall“ von Sarah jemand nachgeholfen hat.
Da klingelt das Telefon. „Muller, was gibt es?“ „Mir gegenüber steht ein Herr Schmied in Samaritaner-Uniform!“ „Ja und?“ fragt Brigitte verdattert.
„Er hätte jetzt Schichtende und soll sich bei dir melden!“ „Ach ja klar, der Sanitäter, ich eile, gib ihm bitte ein Kaffee, Geld bekommst du von mir wieder!“
Die Tasse war noch nicht erkaltet, da stand Brigitte neben den schweren Schuhen eines Rettungssanitäters.“ Herr Schmied, Hartling, bitte folgen sie mir zu meinem Schreibtisch!“
Nun macht der junge Mann einige Angaben zu dem was er bei der Erstversorgung wahrgenommen hatte. Das Mädchen, er sprach obwohl selber nicht viel älter, nur von dem „Mädchen“, kam ihm wie ein Fremdkörper in der Turnhalle vor, weder Sportlehrer noch Mitlehrlinge schienen sich um das Mädchen zu kümmern. Es war weder eine Rettungsdecke noch irgend andere Hilfsmaßnahmen als erste Hilfe erkennbar gewesen. Das Mädchen war in einem sehr labilen Zustand gewesen. Manchmal, hilft eine stabile Seitenlage Wunder, referierte der Schmied, äh Sanitäter! „Konnten Sie hören was sie gesagt hat?“ fragte nun Brigitte.
„Ja, aber was davon sinnvoll ist, weiß ich nicht. Es war nicht zusammenhängend und auch nicht ganz deutlich!“
„Egal, was waren ihre Worte, was haben sie verstanden?“
„Die Jordans haben mich geschubst und Judogemacht!“
„Das war´s?“
„Ja, das war´s und das habe ich auch dem Sportlehrer und dem Schulleiter gesagt!“
„Danke, sie haben bei der Wahrheitsfindung bestimmt sehr geholfen!“
Grade als Herr Schmied geht, kommt Herr Basir und wird von Brigitte in Empfang genommen.
„Kaffee, wäre jetzt schön, aber der hier im Büro ist die deutsche Variante und schmeckt nicht besonders“ sagt sie wahrheitsgemäß.
„Egal, ich bin ja auch nicht zum Feiern hier, bitte ihre Fragen“
„Ich muss mehr über das Verhältnis zwischen Sarah und den anderen Lehrlingen wissen!“
„Verhältnis? Da war kein Verhältnis! Da war Missgunst, Neid und latenter und offenerAusländerhass! Immer wenn sie bei mir war, ging es ihr gut , sie arbeitete so gut wie meine drei anderen Arbeiter zusammen. Sie kann schindern, es sieht man ihr nicht an. Sie benutzt nicht nur Muskeln, sondern auch den Kopf und da hat sie den anderen einiges voraus. Klar, das sie sich da Feinde macht, als Mädchen und als Ausländerin.“
„Aber sie hat doch den deutschen Pass, wurde mir in der Schule gesagt!“
„Das zählt doch nicht bei den Dorfdeppen hier! Wer nicht seit zweihundert Jahren über den gleichen See rudert, ist nicht von hier und wird es auch nie sein!“
„Ja leider gibt es solche Vorurteile, es tut mir leid! Und dann noch ein Mädchen in der Männerdomäne!“
„Ja da gab es keinen Tag, an dem sich Sarah nicht ungerecht behandelt fühlte. Aber sie ist stark und weiß, dass sie einen tollen Beruf erlernt und mit guten Noten es weit bringen kann, nicht nur in meinem Betrieb.
Im Augenblick ist es leider noch sehr fraglich wie es mit ihrer Gesundheit weiter geht. Ich mach mir große Sorgen“
„Vielen Dank, Herr Basir, Sie haben sehr geholfen, die Hintergründe zu beleuchten! Haben Sie noch etwas vergessen, etwas das zur Klärung beitragen kann?“
„Sarah hatte manchmal von den „Jordans“ aus ihrer Klasse berichtet. Ein paar Jungs, nicht besonders gut in der Schule und auch nicht besonders clever im Leben, aber immer die Taschen voller Geld und dicke Autos!“
„Ja, das Leben ist ungerecht!“





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