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Brigitte und die eingebildete Bildung

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 10. Feb. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 11. Feb. 2021

1 Gemeinhin kann man davon ausgehen, dass eine Straße die einen Ortsnamen hat, auch zu diesem führt. Oder zumindest in die Richtung, in die der Ort liegt zeigt. Naja, soviel Vertrauen haben nur die naiven und leichtgläubigen Menschen. Die Moskauer Straße führt natürlich genauso wenig nach Moskau, wie der Nizzaplatz in Nizza ist. Aber so wie allgemein erwartet, führt die Gadebuscher Straße der Landeshauptstadt Schwerin aber nach Gadebusch, wenn man diese noch eine reichliche halbe Stunde weiterfahren würde. Aber, was will man denn in Gadebusch? Für diesen Fakt, dass sie dahin führt, was namentlich versprochen wird, ist die Straße auch nicht im Landkreis berühmt. Ihren regionalen Bekanntheitsgrad erreicht die Straße durch den Sitz der Berufsbildungszentrum – Technik, wie es im verwaltungsdeutsch heißt. Man kann hier seinen Schulabschluss tunen, aufpeppen oder als letzte Chance, einfach nachholen. Hier können auch alle nur erdenklichen technischen Berufe erlernt werden. Schlosser, Elektriker, so wie sonstige bauspezifische Berufe. Manche nicht ganz fortbildungsunwillige Menschen absolvieren hier im Erwachsenenalter, weitergehende Graduierungen. Polier oder staatlich anerkannter Techniker, sollen hier möglich sein, so hört man. Als Basiswissen wird aber auch der Maurer hier ausgebildet. Die Lehrlinge dieser Fachrichtung behaupten ja, das es kein Beruf, sondern eine Berufung sei und alle anderen Berufsschüler, sind der einhelligen Überzeugung, dass Maurer kein Beruf sondern ein Zustand ist und die Ausbildung keine Lehre, sondern eine Leere darstellt. Aber das wird sich nicht bis ins Detail klären lassen. Nun hat sich in Deutschland ein duales Ausbildungssystem etabliert, welches sich als überaus erfolgreich und dauerhaft krisenresistent gezeigt hat. Also werden die jungen Menschen, welche einen Ausbildungsplatz ergattert haben, hier für den theoretischen Teil der Lehrjahre gebündelt und in Klassenverbänden turnusmäßig betreut. In den Zeiten, in denen die Azubis nicht die Schulbank drücken, werden sie in ihren jeweiligen Ausbildungsbetrieben beschäftigt. All das, ist Brigitte Hartling durchaus bekannt, wenn auch nicht jederzeit geläufig. Sie steht auf dem Parkplatz der Berufsschule und steigt aus ihrem Corolla aus, der sich in der Gesellschaft von brandneuen SUVs und Pickups, sichtlich unwohl fühlt. Brigitte weiß, dass das nicht die Autos der Lehrkräfte sind, diese stehen auf einem separaten Parkplatz. Im Schulleiterbüro, zu ihren Ausbildungszeiten hätte der Schulleiter noch Direktor geheißen, angekommen, stellt sie sich vor und fragt nach dem Herrn Paulsen, der vor ungefähr einer Stunde die Polizei verständigt hatte. Von der Verwaltungsfachangestellten Frau Schulze, bekommt sie eine qualifizierte Auskunft, dass dieser sich in der Turnhalle der Schulanlage befindet. Frau Schulze ist bewaffnet mit Rollkragenpullover und überdimensionaler Brille, die um nicht auf ihren überdimensionalen Busen zu rutschen, von einer goldfarben blitzenden Kette an Ort und Stelle geheftet wird, deren Kettenglieder auch als Ankerkette einer mittelgroßen Fregatte hätten dienen können. Und Fregatte ist die richtige Assoziation, denkt sich Brigitte. Ihr wird schnell klar, wer hier die Schule leitet. Es ist sicherlich nicht der Schulleiter, egal wie dieser aussieht. Ein Zitronenfalter, faltet ja auch keine Zitronen. Der Weg in die Sporthalle ist ausgeschildert und sollte selbst für den durchschnittlichen Berufsschüler leicht zu finden sein. Dort angekommen wird Brigitte erst einmal am betreten der Sporthalle durch massiven verbalen Einsatz eines in ausgebeultem Trainingsanzug in der Ecke rauchenden grau melierten Mann gehindert. “Schuhe aus!“, schallt es quer durch den Vorraum. Urplötzlich fühlt sich Brigitte an die eigene Schulzeit und an die pädagogischen Asse in Sporthosen erinnert. Manche Dinge bleiben immer gleich! Ohne die ungewollte Ermahnung zu quittieren, streift Brigitte ihre Sneaker fast spielerisch ab und schleust sich in die Halle. Dort steht ein Pulk von aufgeregten Menschen, wild gestikulierend und lauthals diskutierend. Brigitte schreitet selbstsicher auf die Versammlung zu. Wie von selbst öffnet sich der Kreis und lässt erahnen, welches Problem Brigitte jetzt in wenigen Sekunden am Hacken haben wird. Auf dem Parkett der Sporthalle sind die fett gezeichneten Umrisse einer Person erkennbar. Einige undefinierbare Spuren von Flüssigkeiten und einfach nur Dreck sind ebenfalls unverkennbar. „Also Guten Tag erst mal, Hartling von der Polizei, wer bitte ist Herr Paulsen?“ Der kleinste und unscheinbarste Mann der Runde, tritt nun ein Stück vor und haucht ein „Ich“ als Antwort.

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