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Brigitte goes to Süden

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 17. Mai 2023
  • 4 Min. Lesezeit


Naja, der Frust der sich immer wiederholenden kleinkrimineller Ereignisse sitzt tief. Immer und überall lauert bei Brigitte das Misstrauen gegen den Menschen. Dabei geht ihr nicht nur das Prinzip Kriminalität gegen den Strich, vielmehr prangert Brigitte den fehlenden gesunden Menschenverstand  an oder wie das auf neudeutsche Weise heißen könnte, den fehlenden „Common Sense“! Brigitte hat es zum Beispiel längst aufgegeben, das Wechselgeld welches sie von der Backerzeugnisfachveräuferin zurückbekommt, wenn sie wie jeden Morgen drei Brötchen, ein Croissant mit Nugat und zwei Quarkbällchen kauft, nachzuzählen. Jeden einzelnen Tag bezahlt sie mit einem 10-Euroschein und bekommt dann jeden einzelnen Tag unterschiedliche Beträge zurück. Das ist wohl der Grund für den Namen- Wechselgeld!

Die Unzulänglichkeiten des Alltags, nerven permanent penetrant. Außer auf die montägliche Yogagruppe ist auf nichts Verlass. Der Peter, ihr, hnnn…, ihr Peter halt, funktioniert auch nicht immer nach ihrer Lunte, hat manchmal sogar einen eigenen Willen, den er unerwartet deutlich zum Ausdruck bringt. Er ist ja nicht immer anti Brigitte, aber er ist unberechenbar, fast zickig oder tuckig. Eigentlich Eigenschaften, die man Frauen nachsagt. Vieles um sie herum ist suboptimal und Brigitte hat nicht grade einen Lauf, wie man so sagt. Beim ärztlichen Checkup, welchen Brigitte alle fünf Jahre über ihren Leib ergehen lässt, kann die  ansonsten körperlich hervorragend konstituierte Brigitte, dem untersuchenden Weißkittel ihren seelischen Zustand nicht verbergen. Die Ärztin findet die richtigen Worte und scheinbar auch ein sehr probates Werkzeug mit drei Buchstaben, welches an Brigitte nun herum schraubt. K-u-r!

Drei Wochen mal etwas anderes machen. Den ausgefüllten Antrag auf Beihilfe und Kostenübernahme und und und nimmt Brigitte gleich von der sympathischen Sprechstundenhilfe in Empfang. Verschwörerisch zwinkert diese Brigitte zu und drückt ihr noch ein paar Unterlagen und Werbeprospekte zu unterschiedlichen Kurheimen in die Hand. „Frau Hartling, eigentlich sind Sie ja noch ein wenig zu jung, aber ich an ihrer Stelle, würde nach Bodenmais fahren.“ Brigitte, glaubt sich verhört zu haben. Da sie sich mit Verhören auskennt,  hat sie eine Vorstellung von dem, was sich daraus entwickeln kann. Sie hatte nicht mit „jung“ das Problem , sondern mit „Bodenmais“!  Was war das? Eine neue Züchtung von Getreide, welches aus Platzgründen in mehreren Etagen als höchstens kniehohes Grünzeug wachsen darf oder als Bodendecker auf Friedhöfen oder in Steingärten Zuhause ist? Aus den Prospekten ging eindeutig die Information hervor, dass es sich um den Ort im bayrischem Wald handelt, den man unbedingt gesehen haben muss. Freibad, Hallenbad, Bad in der Menge der Touristen und eben auch Kurgästen. Brigitte klemmte sich den Papierstapel unter den Arm und trabte nach Hause. „Physische Werbetrommel in Papierform, Mensch Brigitte, sagt sie sich, das richtet sich an die Altersgruppe die das Internet als Neuland definiert! Andererseits liegt die touristische Hochburg scheinbar in einer landschaftlich reizvollen Gegend“. Hier in Schwerin stellt ein Maulwurfshügel schon eine beträchtliche und sehr rare Erhebung dar. Und Wald, besteht in Mecklenburg gewöhnlich aus zwei bis drei unterentwickelten Kiefern oder zur Zierde gepflanzten Birken. „Wenn man Kur mit Tapetenwechsel übersetzt, bin ich dabei“, sagt sie zu sich selbst. Der  Kurantrag war so undeutlich vom Frau Doktor ausgefüllt worden, dass keine wirklich Brigittebekannte Krankheit entziffert werden konnte. Nur der Grad der Dringlichkeit wahr eindeutig vermerkt: unverzüglich!

Das kennen die in Ostdeutschland schon, ruckzuck ist man über die Grenze! Mit gehobenen Augenbrauen nahm Herr Fromm die Zettellage entgegen. „Soll ich mir Sorgen um dich machen?“ fragte er ehrlich berührt. „Ach iwo, ich glaube das kommt zu richtigen Zeit, wer kein burnout hat, hat nie für irgendwas gebrannt“ antwortete sein bestes Pferd im Stall! „Wann geht‘s denn los?“ fragte Fromm. „Meines Wissens nach, tritt das sofort, unverzüglich in Kraft, ohne weitere Anträge! Ich räume nur noch den Schreibtisch frei und dann bin ich am Zug, nach Bodenmais!“ „Im, falsche Präposition“ war das einzige was Fromm darauf zu sagen hatte. Von Peter, der im Erdgeschoss des Hauses sich über irgendwelchen badewannengroßen Versuchseinrichtungen krümmte, verabschiedete sich Brigitte auf ihre, andere könnten sagen, unterkühlte Art. Faktenbasiert und prägnant wurde ihm ohne Umschweife erklärt, wann sie selbst wieder da wäre und dass sie ja hin und wieder das Telefon benutzen könnten. Alles möglichst wage und unverbindlich formuliert. Peter hielt es geheim, was er von dieser Sache hielt. Der Schalter ist für drei Wochen auf off, nahezu auf off gestellt, für ihm ohne Vorwarnung und erkennbaren Grund. Da Peter das schon mehre Male fast klaglos ertragen hat, gewinnt er dieser Sache noch das Positive ab. Brigitte hat wenigstens persönlich Bescheid gesagt! Es geschehen Wunder. Schuld ist wie immer nicht Brigitte, sondern wie immer alle anderen, hier Frau Doktor.

Der nächste morgen war kurz. Den es stellte sich heraus, dass wenn man aus der Provinz in die Provinz fahren möchte, es zwar einige Wege gibt aber keinen direkten! Schwerin - Hamburg-Fulda-Würzburg-Platting-Zwiesel-Bodenmais von Tür zu Tür 9,38 Stunden, wenn alles gut geht! Mit dem Auto würde es schneller gehen, aber auch stressiger! Da Kur auch was mit Erholung zu tun haben sollte, kam das nicht in Frage. Die Anmeldung zur Kur war schon stressig. Alle Unterlagen einscannen und zur Einrichtung (so heißt das wohl) schicken, nach einem Telefonat noch zwei weitere Unterlagen einscannen und übersenden, dann noch einmal eine halbe Stunde telefonieren, dann die Kurapp runterladen und Sportprogramm, Essensplan und Wellnessanwendungen buchen. Das nichts dem Zufall überlassen wird, kommt unserem Kurgast sehr entgegen. Der kurveranstalter hatte noch genau einen Platz zu Verfügung. Als sich dann herausgestellte, dass Brigitte die richtigen Überweisungen (ja Plural) und die richtige Kostenstelle bei der richtigen Krankenversicherung hatte, war schnell auch der Platz belegt!

Und nun sitzt sie um halb sechs im Zug, aber das ……..ist eine neue Geschichte!

 
 
 

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