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Brigitte in Glück(stadt)

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 24. März 2023
  • 5 Min. Lesezeit
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Man könnte es für einen schlechten Scherz, mangende Grammatikkenntnisse oder es auch nur für Falsches Timing halten.

Aber es ist wahr. Brigitte war bei der Suche nach einem Ziel für einen kleinen Ausflug mit ihrem wiedergewonnenen Peter auf die Kleinstadt im Nachbarbundesland gestoßen. Gestoßen hat sie sich nicht am Namen, eher freudig neugierig gemacht. Nomen ist Omen! Das ist ja mal ‘ne Steilvorlage oder anders ausgedrückt „die Latte liegt sehr hoch!“  Es hätte ja noch Itzehoe zur Auswahl gestanden, aber erstens liegt Glückstadt irgendwie neckischer an der Elbe und zweitens, Brigitte kann zwar wie die meisten Opfer ostdeutscher Schulpolitik nur so semienglisch, aber was „It’s a ho“ umgangssprachlich bedeutet,  weiß Sie aus welchem Grund auch immer, doch. Und da fährt sie auf jeden Fall nicht freiwillig hin und schon gar nicht in männlicher Begleitung!

Am 10. Juni bei beständiger Sonne 🌞 geht es frühzeitig mit Handtasche auf dem Schoß, Peter auf dem Nachbarsitz und Kühlbox im Kofferraum im Corolla in Richtung Westen! Zwei und ein bisschen Stunden den strahlenden Stern im Rücken über die um diese Uhrzeit nur mäßig bevölkerte Autobahn. Sie haben einen strengen Plan. Stadtbesichtigung zu Fuß und zu Wasser. Matjeshering riechen, anschauen und schmecken. Denn dafür soll Glückstadt, neben dem schönen Namen noch berühmt sein. Matjeswoche  die sechsundfünfzigste sogar schon. Deswegen gab es nicht mal mehr eine Hundehütte zum übernachten zu buchen. Verrückte Fischfans. Ohne Probleme erreicht der Corolla sein Ziel. Auf den Eigens für den erwarteten Besucherstrom eingerichteten park&ride System, stellten sie die Karre Punkt neun Uhr ab und schauten, wie sie von hier zu ihrem finalen Ziel , dem Marktplatz, kommen können. In der planmäßig von einem dänischen König welcher auch Fürst in Schleswig Holstein war angelegten Stadt, war das nicht schwer, das Zentrum zu finden. Und die paar Schritte in Richtung Elbe taten den Beiden auch durchaus gut. Das rausgeputzte Städtchen empfing seine Gäste mit offenen Armen und jede Menge Markttreiben. Überall bunte Fähnchen, Heringe in allen Farben Größen und Formen. Aus Teig beim Bäcker aus, Mett beim Fleischer und aus Schokolade und Lakritze im Süßwarenfachhandel. Peter war schon auf der Suche nach Matjesheringen in Flaschen in Getränkedosen. Natürlich probierten Brigitte und Peter an fast jedem Stand einige Matjes-Häppchen, irgendwann hatten sie dann noch ein Glas Prosecco in der Hand. Frühstück auf Glückstädtisch! Sie schmeckten doch beachtliche Unterschiede raus. Matjes Holländisch, nach Hausfrauenart, Familienorginalrezept, modern interpretiert oder traditionell, eine unendliche Auswahl. Mal Edel im Vorgarten des besten Hotels der Stadt, mal derb vom Kutter mit verschmierten Händen zum Besten gegeben.

Am Bootsanleger angekommen, buchten die Schweriner, weil sie vom Wasser nicht genug bekommen können, eine Barkassenrundfahrt durch den Stadthafen, Vororte und bis auf die niedersächsische Seite, verrückt was man hier alles erleben konnte. Käpt‘n Jan, erklärte den Fahrgästen in fast reinrassigen Friesenplatt, was ihre Augen zu sehen bekamen. Die zwei stündige Bootstour führte dazu, dass sich die Bäuche von Brigitte und Peter zu melden begannen. Nicht vor Hunger, nein, das Innenleben drängte nach draußen! Unverständlich, denn normalerweise verschlimmert sich das Wohlbefinden nicht, wenn sie sich aus Neptuns Reich bedienen.


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So konnten sie der herrlichen Aussicht auf das durch pittoreske Fachwerk geprägte Städtchen und der Elbland- bzw. Wasserlandschaft nur geringfügig ihren Reiz nachspüren. Der Käpt‘n Jan machte schon seine publikumswirksamen Witzchen über die Gesichtsfarbe der Landratten. Bis sie zu würgen begannen. Der Matjes wollte wieder ans Licht! In einem Schwall, ohne viel von seiner Intensität verloren zu haben, waren alle Matjesspezialitäten wieder da. Erst Peter und kurz darauf Brigitte. Sogleich ging es ihnen wieder viel besser. Peter, der als KTU Fachmann immer alles analysiert, egal ob im Dienst oder am Wochenende oder im welchem Aggregatzustand es sich befindet, stellt mit unerschütterlichen Forscherdrang beim betrachten fest, das in dem ehemaligen Mageninhalt Dinge sind, die auf keinen Fall dahin gehören.

Er stochert mit den für solche Zwecke instinktiv mitgeführten  Einwegprodukten behandschuhtem Fingern, im Überrest des Unwohlseins herum. Durch seine berufliche Qualifikation tut er das unemotinal und mit maximaler Sachlichkeit.

„Ich müsste mich schon sehr irren Frau Kommissarin, aber das hier ist eindeutig kein Fisch obwohl es eigentlich einer sein sollte“. Er hält Brigitte ungefragt ein Stückchen unter die Nase

. Reflexartig zieht Brigitte den Kopf zurück. Mit schützenden Händen vor ihrem Gesicht fragt sie nun, „Und was Liebster, ist das nach deiner untrüglichen Meinung?“  Peter, der nun wieder in voller Pracht und gradem Rücken an der Reling steht, sagt als hätte er auf diesen Moment gelauert, „Scheuerlappen mit Aroma und Gewürzen!“

Wenn wir wieder an Land sind, werden wir der Sache auf den Meeresboden, also auf den Grund gehen.

Käpt‘n Jan hat schon den Heimweg angetreten und schippert nun durch seichte Wässer, um nicht noch einmal eine Verschmutzung seiner Verdienstgrundlage zu riskieren. Das Witze machen ist ihm irgendwie auch im Halse stecken geblieben.


Als die Trosse fest am Steg vertäut wurden, eilen die Mecklenburger von Deck um alle Stationen an denen sie vorhin begeistert ihre Proben gezogen haben, einer polizeilichen Untersuchung zu unterziehen. Peter der aus nerdigen Gründen, nie ohne minimale analytischer Ausstattung unterwegs ist, flitzt zum in der Sonne blitzenden Kofferraum des Corollas. Gut das Glückstadt noch kleiner ist als Schwerin, denkt sich Peter als mit dem Köfferchen  bewaffnet 20 Minuten später wieder zu Brigitte aufgeschlossen hat. Die hat in der Zwischenzeit schon einige Stände favorisiert, die ihrer Meinung nach für die kulinarische Sauerei verantwortlich sein könnten. Dabei hat sie sich von ihrem Bauchgefühl leiten lassen. Sie erwerben jeweils ein Stückchen, wie heute Morgen. Nur dass die Stücke nicht vernascht werden, sondern befingert, tranchiert, pipettiert, mikroskopiert, fotografiert, eingelegt und beträufelt werden. So wird sortiert, analysiert und dokumentiert, was hier Fisch und was Faser ist. Nachdem genügend Proben eingesammelt und zu der kompetenten Weiterbearbeitung an Peter ausgehändigt wurden, setzt sich Frau Kommissarin mit der örtlichen Polizei in Verbindung. Als diese nach einer kleinen Wartezeit dann endlich auf dem Marktplatz erscheint, serviert Brigitte mit Peters wissenschaftlichen Unterstützung den Abschlussbericht, inkl. aller Details über Beschuldigten, Delikt und Inflagrantibeweis. Das aufgrund der erdrückenden Beweislast folgende Quasigeständnis, sammeln die Uniformierten zügig am Stand mit der Verwaltungsnummer 17 ein. Trotzdem gab es Stirnrunzeln bei den örtlichen Gesetzeshütern. Die informierten Beamten können es nicht ausstehen als Statist in einem öffentlichen „Spielfeld“ eingeteilt zu werden. Normalerweise teilen sie die Rollen ein, befinden über das Maß allen Irdischen!  Aber das war lupenreine Arbeit, vom Touristen zum Opfer,  bis hophop zum Ermittler in nur vier Stunden, Reife Leistung, Chapeau! Hut gezogen!

Die lausigen Pseudo-Matjesverkäufer sind ortsbekannte kleinkriminelle Minderjährige die mit den Touristen das dicke Geld machen wollten! Die talentierte Kreativbegabung in Chemie und Biologie der mittlerweile geständigen Verdächtigen wurde mit Gewitzheit und Einfallsreichtum gepaart. Einige Scheuerlappen vom Drogeriemarkt zerschnitten und in ein Fass zum Matjeshering gelegt, zwei Wochen ziehen lassen und schon sind die Teile kaum mehr vom Original zu unterscheiden. Hätten die Mecklenburger nicht so empfindliche Mägen gehabt, das Geschäft wäre vollkommen aufgegangen. Der Stand mit aller Ware wird unverzüglich abgebaut und als Beweis gesichert. Die Jugendlichen werden nun von ihren Eltern öffentlich abgeholt, was für die Buben wohl die Größte aller nun folgenden Strafen gewesen sein dürfte.

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Die Schweriner packen sich trotz der erlebten Umstände die Kühlbox mit den ortsüblichen Leckereien voll und düsen von Glückstadt in private heimatliche Glück 🍀.


Kaum auf der Autobahn, zitiert Brigitte dann noch den dänischen König, dessen Namen Sie immer noch nicht kennt.


„Dat schall glücken und dat mutt glücken, un dann schall se ok Glückstadt heten“


Und im Corolla ist das Grinsen, trotz des zähen Verkehrs, für die Heimfahrt gesichert!

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