top of page

Brigitte macht Urlaub

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 19. Feb. 2021
  • 3 Min. Lesezeit

2. Überraschung



ree


Im Nirgendwo eines Hafengeländes biblischer Ausmaße, reiht sich der Wagen in die Schlange der im Schneckentempo abgefertigten Autos ein. Eine Stunde später verschwindet der Corolla in dem riesigen, aufgerissenen Maul des Fährschiffes und sucht sich in den beleuchteten Eingeweiden des Schiffsrumpfes, die zugewiesene Parkposition. Nun müssen alle Passagiere die Fahrzeuge verlassen und der Ausschilderung zu den Decks für die Überfahrt folgen. Ein verwirrendes Labyrinth aus Treppen, Schächten, Tunneln, Aufzügen und Aufenthaltsräumen. „Hoffentlich finden wir je wieder zurück zum Parkdeck vier!“ sagt Brigitte als sie das fünfte oder sechste mal abgebogen ist und das siebente mal durch irgendeine Tür gegangen ist.

Peter, der schon fix und foxi ist, weil er mit der Uhrzeit der Reise hadert, den Beutel mit den Habseligkeiten für die nächsten fünf Stunden trägt und gefühlt schon seit zwei Stunden eine Toilette sucht, kapert die erste Sitzgelegenheit in einem Aufenthaltsraum neben dem Bordrestaurant. Als er sich umdreht ist Brigitte weg. „ NEE, ne!“ sagt er sich und tippelt von einem Bein aufs andere. „Das gibt es doch gar nicht!“

Nach zehn Minuten kommt Brigitte, immer noch die Hände abschüttelnd, um die Ecke und strahlt Peter an. „Tschuldigung, war voll auf der Damentoilette und Handtücher hatten sie auch keine mehr.“

„Bescheidsagen wäre toll gewesen!“ sagt Peter der sich nun in leicht gekrümmter Haltung und mit steifen Beinen in die Richtung auf macht, aus der Brigitte kam.

„Na das fängt ja gut an“ stammelt sie für sich selbst. Immerhin hat er unsere Sachen bewacht.


Es ertönt der knisternde Lautsprecher direkt über ihr. Verkündet wird nun, dass sich die Tore vom Parkdeck in wenigen Augenblicken schließen werden und darauf hin unverzüglich die Reise nach Norden beginnen wird.


Ohne ein merkliches ruckeln oder schaukeln, setzt sich das Stahlungetüm mit Ausmaßen einer kleinen Stadt in Bewegung. Sofort als durch die Fenster gesehen, der Abstand zu den Uferbefestigungen größer wird, gehen die Rolltore zum Bordrestaurant hoch und ein Trupp von unmotivierten philippinischen Arbeitern in Fantasieuniform quillt mit je einem Verkaufswagen daraus hervor.

Sie beginnen in einem gleichlautem, betonungsfreiem, stark akzentbehafteten Englisch, ihre Erfrischungsgetränke, Eis, Kaffee, Snacks oder Souvenirs an Mann, Frau oder vorzugsweise Kinder zu bringen. Die Apothekenpreise die verlangt werden, schränken die eventuelle Kauflaune, doch stark ein.

Dann knistert erneut der Lautsprecher. Der Kapitän, Giorgios Paplodios, begrüßt seine Passagiere im Namen der Skandinavischen Reederei. Er gibt in wohlfeilen Worten die Wetteraussichten, die Reisedaten und noch einige liebe Wünsche und Verhaltensregeln an die Passagiere ab. In deutsch und englisch immerhin.

Als Peter nach einer viertel Stunde noch nicht zurück ist, wundert sich Brigitte doch sehr. Soweit waren die Toiletten jetzt auch nicht entfernt. Nach weiteren fünfzehn Minuten, beschließt Brigitte, die Utensilien in einem Schließfach zu parken und sich auf die Suche nach ihrem Reisepartner zu begeben.

Eigentlich wollte sie ein bisschen die Augen schließen und den frühen Start der Reise kompensieren, aber zuerst wollte sie Gewissheit, was der Peter solange auf der Toilette treibt.

Vor der Damentoilette standen immer noch einige Passagierinnen an. Die Tür für die Herren war verwaist und geschlossen. Als sich ein junger Mann anschickte, die Tür zu durchschreiten, sprach Brigitte diesen an, ob er doch mal nach ihrem Peter Ausschau halten könnte. Verwirrt aber freundlich, bejate dieser.

Deutlich erleichtert kam der junge Mann kurze Zeit später wieder durch diese Tür. Als er den Kopf mehrfach von links nach rechts schüttelte ahnte Brigitte, dass sich kein Peter in den Räumen befand. Sie musste es aber wissen und schaute nun selber nach. Der junge Mann hatte nicht gelogen. Gähnende Leere in den Räumen.


ree


 
 
 

Kommentare

Mit 0 von 5 Sternen bewertet.
Noch keine Ratings

Rating hinzufügen

In die Mailingliste eintragen

  • Google+ - Black Circle
  • Facebook Black Round
  • Twitter Black Round

© 2019 by Planet Georg Blog

Proudly created with Wix.com

Impressum

Impressum dieser Website erstellt über den Generator der Deutschen Anwaltshotline AG

Angaben gem. § 5 TMG

Betreiber und Kontakt:
Georg Bähler

Thulestraße 67
13189 Berlin

Telefonnummer: 01772980897
E-Mail-Adresse: g.baehler@gmx.de

Verantwortlicher für journalistisch-redaktionelle Inhalte gem. § 55 II RstV:
Georg Bähler Thulestr. 67 13189 Berlin

Bilder und Grafiken:
Angaben der Quelle für verwendetes Bilder- und Grafikmaterial:
Georg Bähler, Wix.com

Online-Streitbeilegung gemäß Art. 14 Abs. 1 ODR-VO
Die Europäische Kommission stellt eine Plattform zur Online-Streitbeilegung (OS) bereit, die Sie unter http://ec.europa.eu/consumers/odr/ finden.

Tel: 0815 4711

bottom of page