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Brigitte steht ihrem Mann nicht bei

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 11. Mai 2023
  • 5 Min. Lesezeit

Brigitte steht an der Grenze. Am Saaler Bodden. Sie lässt die Naturgewalten genussvoll über sich ergehen. Mannshoch werden vom Wind die Wellen über das achsozahme Binnengewässer aufgetürmt. Erdbeergroße Regentropfen werden waagerecht über die Mündung der Recknitz getrieben. Genau genommen ist es die alte Grenze zwischen Mecklenburg und Vorpommern. Zwischen Schweden und Preußen, ach wer will denn das noch so genau wissen? Denn seit der letzten Gebietsreform gehört der ganze ursprünglich mecklenburgische Ort Ribnitz inklusive Damgarten  zu Vorpommern. Eine ganze Stadt. Jung, nicht von den Einwohnern her. Das ist eher ländlicher Durchschnitt. Die Altersgruppe 20 bis 35 fehlt. Geht man doch zur Ausbildung weg, nach Rostock oder gleich in ein Altbundesland und kommt mit Mitte dreißig wenn überhaupt zu Familiengründung oder Elternbetreuung wieder. Auch nicht im Sinne der aus dem 13. Jahrhundert stammenden Kirche oder anderen Bausubstanz, welche doch überwiegend in guten Zustand ist. Jung im Sinne von Stadtrecht. Denn erst mit der Zusammenlegung  der beiden Städte 1950, wurde Ribnitz-Damgarten zu einer Stadt.  Wenn es heute noch irgendjemand kratzen sollte, zu welcher Verwaltung man zählt, Bitteschön!

Die wirtschaftliche Grenze des nordöstlichen Bundeslandes verläuft heute sowieso anders. Gefühlt zwei Kilometer hinter dem mit feinem Ostseesand gezuckerten Strand gibt es eine Wohlstandsklippe, die für den Normalbürger kaum zu erklimmen ist. Die erste Linie, quasi Front of Stage ist premium. Mit Salzwasserzugang ist das Grundstück, welches man bestenfalls von der verschrobenen Erbtante erhält, schnell das zichfache Wert als irgendwelche Quadratmeter bei Neubrandenburg.

Auf Brigittes Gesicht, prasseln die dicken Tropfen. Trotz des kampferprobten Ostfriesennerzes, wird sie der Rinnsale von Kinn, Ohren und Nasenspitze kaum mehr Herr. Der dünne Seidenschal, auch vierfach um den Hals geschlungen, ist tropfnass und auf verlorenem Posten. Noch eine Viertelstunde und sie gewinnt jeden Wetshirt- Wettbewerb in der Bodden-Therme, wo sie sich für den Nachmittag mit ihrem Peter verabredet hat. Hoffentlich ist die Ostseeküste zu spießig für Wetshirt - Shows!

Für dieses Wochenende steht Wellness mit Happyend auf dem Programm. Wobei das Maß für Happyness zwar veränderlich ist, aber immer von Brigitte selbst festgelegt wird. Momentan ist ihr, völlig nachvollziehbar, nach Sauna zu mute. Und dann schauen wir mal!

Sie könnte natürlich auch in Schwerin saunieren und auch für Massage Sonnenbaden oder Schwimmen könnte dort gesorgt werden. Aber da Schwerin eine Kleinstadt ist, läuft sie Gefahr, dem einen oder anderen über den Weg zu laufen. Ihr persönlich ist es einigermaßen Bockwurst, ob sie dann mit wenig an oder ganz blanko gesehen wird. Aber auf keinen Fall möchte sie ihren Chef oder andere geschätzte Mitarbeiter, Nachbarn oder den Postboten in unvorteilhaften unverschleierten Momenten erleben. Das gut geschulte und trainierte Gehirn,  hätte die Bilder unlöschbar  für sehr lange Zeit parat und könnte  je nach Anschaulichkeit zu respektloserem Umgang oder Verachtung führen. Das kann keiner wollen! Deshalb raus aus der Landeshauptstadt. In Wismar oder Rostock gibt’s zwar auch Spaßbäder, aber Ribnitz-Damgarten ist schön klein und gemütlich! Sie könnte natürlich für ihre Auszeiten Schwitztempel in erster Reihe, mit wirklichem Ostseeblick wählen, aber da kommt Sie sich immer so touristisch vor oder elitär. Je nach Ausstattung und Eintrittspreis. Brigitte findet, gut schwitzen, durchgewalkt werden und noch in Mittelklasse übernachten, sollte auch unter 150 Euro klappen können. Nicht das Sie sich das nicht würde leisten können, schließlich ist das Salär als Kriminalkommissarin mit entsprechend vielen Dienstjahren mehr als anständig, aber sie sieht es nicht ein. Schließlich kostet das bereitlegen eines weichen Leih-Bademantels zwischen dem zweiten Saunagang und der Anwendung der gebuchten manuellen Therapie in Ahrenshoop, Wustrow oder wie die Schickimickiorte heißen, nicht mehr als in einem paar Kilometer entfernten volksnahem Badeparadies. Verlangt wird aber gerne das Doppelte. Als wenn der zahlende Gast irgendwelche Vorteile hat, wenn die Massageliege  im Keller eines überwiegend mit Fliesen ausgestatteten Hauses 800 m oder 8000 m  vom Sandstrand entfernt ist. Gaga!

Als Brigitte die paar Schritte bis zur Therme geschafft hatte, sah sie schon durch die Scheibe des dortigen Foyers den Peter warten. „Mensch, Brigitte da hättest du ja fast ein Boot nehmen können, oder?“ Das ist ja mal ne Begrüßung, denkt sich Brigitte und pellt sich aus dem gelben nassen Gummi. Zum Glück ist das Foyer menschenleer, denn was Brigitte jetzt offenbarte, würde im Fernsehen erst nach zweiundzwanzig Uhr gezeigt werden. Ihre Bluse 👚 klebte durchscheinend, ach was sag ich, unterstreichend an ihrem alterdurchschnittlich sehr vorzeigbaren Oberkörper! Ihr war das ziemlich egal, denn in fünf Minuten würde Sie sowieso eine warme Dusche nehmen und alle Allüren den Ausguss runterspülen. Peter erwarb zwei mal Sauna mit Massage, insgesamt 3 Stunden Wellness. In den Katakomben des modernen Zweckbaus, fanden die zwei schnell die Umkleide. Und nun zur Dusche. Peter , der ein wenig verhuscht, fast verklemmt durch die gekachelte Landschaft mäanderte, hatte es nun sehr eilig in das halbdunkel der gut geheizten Holzkabine zu kommen. Wie mit Scheuklappen suchte er nach einer freien Stelle auf der mittleren Pritsche und wickelte sich aus dem Frotté aus und ging in eine entspannte Sitzposition. Brigitte folgte ein wenig später. Als sie nun suchend in der Tür der Wärme stand, konnte sie nur mit ein wenig Mühe ihren Begleiter finden. Es war ziemlich voll in der Sauna. Und relativ laut. Ein halbes Dutzend Frauen mittleren Alters lungerten enthemmt auf den Latten der Holzbänke. „Gackernde Hühner!“, schoß es Brigitte durch den Kopf und  „mein Hähnchen mittenmang! Das sieht ihm gar nicht ähnlich!“ Das einzige Gesicht was sie kannte, war Krebsrot und schaute betont unverkrampft überallhin, nur nicht zu ihr! „Ok, Du willst spielen, kannst Du haben!“ sprach sie jetzt unhörbar zu sich selbst. Brigitte, sagte ein freundliches „Hallo“ in die Runde und setzte sich ohne ein weiters Wörtchen schräg hinter Peter auf die oberste Bank. Die übrigen Damen  warfen sich erst verschwörerische Blicke zu und dann flammte das Gespräch wieder auf, welches sie vor der Ankunft der beiden neuen Saunafreunde führten.  Sie ließen sich grade über die Qualitäten ihrer Männer aus, wenn sie dem Alkohol zugesprochen hatten. Als wäre kein Mann anwesend, wurden Details besprochen, die in jedem Schmuddelheft einer Bahnhofsbuchhandlung hätten entsprungen sein können und über jegliche Vorstellungskraft Brigittes gingen. Ich glaube, sie selbst hatte schon rote Ohren. Nach zehnminütigen lebhaften Schilderungen über die Vorzüge oder Nachteile diverser Körperhaltungen verließen die Damen geschlossen die Hitzequelle. Für Peter hätte der Ofen nicht an sein müssen. Die Ausführungen der schwatzhaften Damen reichten durchaus, ihm den Schweiß aus jeder Pore zu treiben. Nun rutschte Brigitte eine Stufe runter und legte ihre Hand auf seine Schulter. Peter schob diese energisch weg, Körperlichkeit war jetzt das Letzte, nach was ihm zu Mute war. Was eventuell der feuchte Traum eines spätpubertierenden Teenagers ist,- allein mit sechs nackten Frauen- ist für Peter zum Alptraum geworden. Auch für Brigitte war es grenzwertig. Als Kommissarin kann sie Stundenlang die wildesten Geschichten anhören, aber diesiges war schon Bonus!

Als Brigitte dann auf der Massageliege Platz nahm, ließ sie sich einiges von dem eben gehörtem, nochmals durch den Kopf. Jetzt tat ihr der Peter schon ein wenig leid. Der ist immer so schüchtern und ausgerechnet der bekommt nun Waschweibergequatsche der Extraklasse um die Ohren gehauen. Naja, hätte er nicht so getan als ob er mich nicht kennt,….!  Als Brigitte gut sortiert nach mehreren Saunagängen und gut eingeöltem durchgekneteten Rücken, Armen und Beinen im Zimmerchen der gemieteten Ferienwohnung ankommt, schläft der arme Kerl schon selig. Reizüberflutung optisch und phonetisch führen scheinbar zum Knockout! „Männer, das starke Geschlecht, das ich nicht lache!“ Viel braucht Brigitte jetzt aber auch nicht mehr. Aus der Minibar ein kleines Fläschchen Riesling und das Buch aus ihrer Handtasche, welches ihr nahelegt wurde. Es soll von einer Kommissarin  in einer nicht näher beschriebenen nordostdeutschen Landeshauptstadt handeln. Wer denkt sich denn sowas aus? Abgefahren!

 
 
 

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