Brigitte im Park
- Georg

- 5. Mai 2023
- 10 Min. Lesezeit

Ein strahlender Sonnenschein taucht das Schloss und den dazugehörigen Park in einen grellen Zauber. Menschen mit und ohne Hunden oder andere Kinder bevölkern nach dem viel zu langen Winter die Grünflächen zwischen Schloß und Ufern der angrenzenden Gewässer. Die Zeichen stehen klar auf Frühling, obwohl die Bäume und das Buschwerk sich noch ziemlich kahl in den blauen Himmel strecken.

Brigitte stolziert direkt am Ufer entlang. Ihre Hosen sind bis kurz über die Knie hochgekrempelt, denn sie stakt durch die mäßigen Wellen des Süßwassers. Bei jedem neuen Schritt, oder besser Haken den sie schlägt, denn so sieht es bestimmt von weitem aus denkt sie sich, schlägt sie sich imaginär selber anerkennend auf die Schulter und dem Schicksal ihrer zu Besenreißern und Bindegewebsschwäche neigenden Knöchel ein Schnippchen. Selbstüberwindung kostet jede Sekunde im nahezu eiskalten Wasser. Da sie eine kopfgesteuerte Menschin ist, erledigt sie diese Disziplin mit Bravour seit mehr als einer Stunde. So langsam neigt sich die Selbstkasteiung dem seligen Ende entgegen. Auf der mitgebrachten Unterlage sitzend, trocknet sie sich ihre Füße ab und taucht sie dann in die mitgeführten Lammwollsocken! Gibt’s das überhaupt fragt sich Brigitte, als sie die wohltuende Wirkung des wieder in den Fuß strömende Blutes spürt.
Grade als sie sich aus dem Gras erhebt und die Unterlage einrollt, sieht sie drei jugendliche Gestalten auf der Uferstraße vorbeihuschen.
Zum joggen denkbar ungünstig mit Springerstiefeln, Tarnklamotten und Rucksack ausgerüstet, denkt unsere analytische Beobachterin. „verfluchte Berufskrankheit“ nörgelt Brigitte in ihren Bart. „Nicht mal am Wochenende hat man vor sich selbst seinen Frieden!“ Mit einem flau hungrigen Gefühl und leichter Unterzuckerung, schlägt sie den Weg in Richtung Café Prag ein. Dieser führt direkt am Schloss vorbei, welches nun aber schon von weitem weißblau blinkt und leuchtet. „Verdammt, was ist denn da schon wieder los?“ fragt sie sich, als ihr Telefon klingelt. Auf der Anzeige auf der Glasscheibe blinkt „Fromm“ auf. Sie lässt es klingeln und geht auf den mit dem Rücken zu ihr stehenden Mann zu und tippt ihm auf die Schulter. Mit einer Handbewegung mit der man lästige Insekten verscheucht, dreht sich der Mann um und lässt das Telefon, welches er vorher an sein Ohr presste, sinken. Im gleichen Augenblick verstummt auch Brigittes Telefon. „Mensch Brigitte, das ging jetzt aber schnell!“ stammelte Fromm ihr entgegen. „War grad um die Ecke und wo Blaulicht ist , muss auch die Kripo sein, Wochenende hin, Nacht her! Wasin los?“ fragt sie den Chef.
Kunstraub, in Tatheinheit mit Einbruch, Sachbeschädigung und und und, nach allem was wir jetzt wissen.“
„Na, ich hatte ohnehin nix vor am Wochenende und außerdem hab ich die Täter schon gesehen!“ Fromm, der sonst immer gefasst ist, klappt der Kiefer runter und ist einen kurzen Moment sprachlos! „Na dann, Täterbeschreibung und Ringfahndung, Zackzack!“ als er wieder bei Stimme war.
Brigitte gibt alle objektiven Informationen an die zuständigen Mitarbeiter weiter und kümmert sich dann erstmal um die Spuren im Schloss. Dort befindet sich ein großer Teil, der Landessammlung, da ja das Museum welches sonst der geeignete Präsentationsrahmen für solch Zeug ist, für die nächsten Jahre wegen Umbau und Restaurierung geschlossen ist.
In der ersten Etage direkt unter dem Plenarsaal des Landesparlaments, wartet schon der Peter von der Spusi, oder wie er immer sagt, KTU! Denn bei der Spusi wird nur gesammelt, nämlich Spuren. Bei der KTU wird gejagt, nämlich Verbrecher! So bekommt die verschnarchteste Laborratte, noch den Charme des draufgängerischen Derwisch. Von Brigitte aus. Sie weiß über ihren on-off Peter sowieso Bescheid, auch ohne diesen ganzen Tamtam.
„Schöne Frau, was machst du denn schon hier?“ „Frag lieber nicht, sonst werd ich säuerlich! Was sagen uns denn die Spuren der drei Täter hier und wie lief das hier ab, wie sind die hier reingekommen und was wurde mitgenommen?“ Brigitte vergisst bei ihrer Fragestunde, dass Peter nicht der Täter sondern ihr größter Verbündeter ist. Peter kennt Brigitte schon so gut, dass er ihr erstmal sein in weiser Voraussicht mitgeführtes Nussnugat-Croissant in ihren zuckersüßen Erdbeermund steckt. Wenn diese Frau unterzuckert ist, stellt sie für sich und andere eine ernsthafte Gefahr dar, weiß Peter aus leidlicher Erfahrung! „Hmmm, wenn ich dich nicht hätte,….“ „Dann würde es niemanden geben, der sich um dich kümmert!“
„Wie auch immer“ lenkt Brigitte jetzt ab und kommt auf ihren Fragenkatalog zurück!
„Also der Reihe nach. Reingekommen sind sie durch die Pforte, zur normalen Besuchszeit. Sie waren fast die Ersten heute. Das Aufsichtspersonal war noch ein wenig verschlafen. Deswegen gibt es auch keine Videoaufnahmen, das Zeug lief noch nicht…! Es wurde, wie jeden Morgen, grade gewartet, für die Viertelstunde gibt es nie Bilder.“ „An Zufall glaube ich schon lange nicht mehr!“gibt Brigitte zum besten.
„Die Täter müssen geradewegs zum Raum mit den Figuren gerannt sein, alle Spuren und zeitliche Einordnungen, lassen keinen anderen Schluss zu. Mindestens einer dieser Burschen muss den Durchblick bei den Vitrinen gehabt haben, drei Handgriffe und die wertvollen Figuren lagen zum mitnehmen bereit!“ „Insider, ich wette drauf! Und was fehlt nun alles?“ sagt Brigitte . „Eine genaue Liste erhalten wir erst morgen.“ „Sonntag, glaube ich jetzt nicht. Mal sehen, vielleicht bringt die Fahndung ja was, wenn du mich suchst, ich bin zu Hause!“ Peter, der jetzt zu einem einzigen Fragezeichen mutiert, bekommt jetzt nur noch „bis später“ heraus und wird kerzengrade als seine Ohren ein „ich freu mich drauf“ vernehmen!
Der Sonntag verlief außer ein paar Telefonate dienstfrei für Peter und Brigitte. War ja wohl klar , dass am Sonntag der Museumsdirektor nicht zu erreichen ist und die entsprechenden Mitarbeiter natürlich auch nicht übermäßig emsig arbeiten.
Nachdem Brigitte die Teamsitzung des darauffolgenden Montagmorgens hat über sich ergehen lassen, fährt sie noch einmal Schloss. Irgendein innerer Sinn verrät ihr, dass der Fall ein typisches Ding aus der Provinz ist. Vermeintliche Bauernschläue gemischt mit Selbstüberschätzung und Raffgier. Eine fatale Kombi! Um das allgemeine Verbrechen dauerhaft erfolgreich und ungestraft zu machen, so weiß Brigitte es, fehlt es den Tätern meistens wirklich an Cleverness und krimineller Energie. Wo soll es auch herkommen. An Schulen wird es nicht unterrichtet und selbst wenn, an Schulen lernt trotz anderer Verlautbarungen für die hübsche Deutschlehrerin oder den gestrengen Biolehrer und nicht für das Leben. Und für traditionelle Mafiastruckturen fehlt es im gesamten Mecklenburg an Wirtschaftskraft. Für zum Beispiel Geldwäsche, muss man ein glaubhaften Umsatz in irgendwelchen Etablissements gelten machen. Erstens fehlt es in Schwerin an solchen Einrichtungen und dann kennt Jeder Jeden. Mehr als Schwarzfahren ist hier, von bedauerlichen Ausnahmen abgesehen, normal nicht drin! Nun will Brigitte dafür sorgen, dass dieser Kunstdiebstahl auch ein ganz normaler Fall wird. Auf dem Weg zum Tatort aus ihrem Auto heraus, ruft sie im Büro des Schlosses an. Also streng genommen ist es das Büro des Museums, aber die Vorstellung, dass die Sekretöse des Direktors den vergoldeten Telefonhörer abnimmt und dem Direktor, der Zigarrerauchend im Ledersessel flezt, ans Ohr hält, entbehrte nicht eigenem gewissen komödiantischen Unterhaltungswert und lässt selbst Brigitte kurz über sich selbst schmunzeln, aber nur kurz. Innerlich hat sie sich gleich nach dem ersten klingeln des Telefons zur Ordnung gerufen. Während sie auf dem Parkplatz auf dem Schlossplatz rollt, vereinbart sie ein Treffen mit dem Direktor im Schlossgarten. Dieser ist schon auf Achse, da er auf dem Sprung zu irgendwelchen Terminen im umzubauenden Museum auf der anderen Brückenseite direkt neben dem Parkplatz auf dem Brigitte ist, er würde ihr ohnehin in die Arme laufen. Das geschieht in Schwerin sowieso dauernd. Jeder Fluchtversuch wäre zwecklos. Die Sekretärin tat sehr geschäftig und versuchte den engen Terminplan ihres Chefs zu kommunizieren. Unmöglich das er sich auch noch mit dem Lappalien des Einbruchs in seine Sammlung beschäftigen kann.
Wenn Brigitte, die solch Chefalüren gar nicht leiden kann, sich das Direktorchen vorgenommen hat, wird er sich wohl die Zeit nehmen müssen, schließlich handelt es sich um zwei unverständlich wertvolle Figuren, zumindest unverständlich für Brigitte. Porzellan hin oder her, alt und bemalt auch gut, aber laut der Bilder, welche sie heute auf der Teamsitzung sah, schreiend hässlich. Sie wird dem Direktor vorschlagen, stattdessen nun etwas Schönes aufzustellen. Als die Kommissarin die Brücke überquert hatte, bog sie links vor dem Schloss ab. Im geschmackvoll von Peter Josef Lenné angelegten Hofgarten, wartet schon ein in Kaschmiermantel gehülltes Püppchen von Mann, von einem Bein aufs andere steigend.
„Hartling, Guten Tag und sie,…“ „Tresters, Landesmuseumsdirektor, ich habe es eilig, meine Zeit ist kostbar, Sie können auch mit meinen Mitarbeitern sprechen!“ „Nein, Herr Tresters, was für einen Sinn sollte es machen, meine Fragen an Sie von ihrem Mitarbeitern beantworten zu lassen? Und meine Zeit kostet übrigens der Gesellschaft auch sehr viel Geld. Sie werden sich mit mir hier unterhalten bis ich ausführlich informiert bin oder ich nehme Sie mit zur Vernehmung!“
Als wenn sein samtweicher Wollmantel jetzt kratzig wird, schaltet der Herr Tresters auf Kampf um, schließlich hat er es mit einer blonden Frau zu tun. Er verschränkt demonstrativ seine Arme vor seiner schmalen Brust und der Mantel scheint nun Dornen zu bekommen um alle Brigitte bekannten Ritterrüstungen in den Schatten zu stellen. Brigitte stellt sich nun Herrn Tresters erstens in den Weg und dann zweitens beruhigend fest, dass sie einen Kopf größer und viel sachlicher orientiert als ihr vom Napoleonsyndrom geplagter Gegenüber ist. Klarer Punktgewinn für die Polizei, als aus dem Männchen gegenüber die gepresste Luft entweicht und , kaum vorstellbar, er noch kleiner und unscheinbarer wird.
So, denkt Brigitte, jetzt können wir arbeiten! Bereitwillig gab Herr Tresters nun alle Details preis, welche Brigitte aus ihm rauskitzelte. Größe der Figuren, Sicherheitskonzepte, Besonderheiten und und und. Zum Schluss noch Fragen zur Person. Geschieden, zwei fast erwachsene Kinder von zwei unterschiedlichen Frauen, in einer repräsentativen Villa am Pfaffenteich wohnend und all solch Zeug um Brigittes Bild von ihm zu vervollständigen. Nach einer Stunde fröstelnden zum Teil einsilbigen Antworten , entließ Brigitte den genervten Menschen zu seinem Tageswerk!
Jetzt ging sie tatsächlich noch einmal zum Tatort, der natürlich noch immer abgesperrt war, obwohl die Spusi, Brigitte machte sich einen kleinen Spaß aus der Bezeichnung, schon durch war. Auffällig am Tatort war, dass wirklich kein anderer Schaden entstanden ist als geringfügig Abnutzung des Teppichs im Ausstellungsraum. Der/die/das Täter, wussten genau was sie wollten und wie sie es bekamen. Warum nichts Anderes aus der Ausstellung, warum diese hässlichen Figuren? Der Wiederverkaufswert ist nur schwer zu schätzen, da die Figuren so einzigartig sind, dass sie als Diebesgut nahezu unverkäuflich ist. Fakt eins steht fest, so wie der Plenarsaal im Schloss ist, es waren Insider! Aber warum die zwei Figuren??????
Die kannten genau die Schwachstellen im System. „Ich brauche eine Mitarbeiterliste!“ sagte Brigitte nun halblaut, grade laut genug um eine Dame aus dem Dunkel des Raumes ins Licht treten zu lassen. „Hartling, von der Polizei und wer sind Sie? Das ist ein Tatort, bitte verlassen Sie unverzüglich den Raum!“ „Ich weiß, wir hatten vorhin telefoniert, Scheeft , Claudia Scheeft. Ich arbeite hier! Und die Liste könnten Sie gleich hier nebenan aus dem Büro abholen!“ „Wie gleich hier?“ fragte Brigitte. „Nunja, während der Umbauarbeiten haben wir hier nicht nur große Teile unserer Ausstellung sondern auch Büro und Lager. Und die Kantine ist auch viel besser!“ Brigitte staunt, was sich das heimische Bundesland sich so alles leistet. Frau Scheeft ist hier wohl Mädchen für alles. Als solche hält sie sich auch für gut informiert. Brigitte ahnt, dass sie sie als Verbündete im Dickicht der Informationsbeschaffung benötigt.
Dreihundertvierundvierzig Namen stehen auf der Liste, die sie fünf Minuten später in den Händen hält. Selektion! Nach einigen Überlegungen welche Personen über das Know-how verfügten , blieben noch zwanzig, darunter Frau Scheeft und das Direktorchen.
Mit der Gewissheit einen sehr großen Schritt zur Aufklärung gemacht zu haben ohne wahrhaftig etwas in der Hand zu haben, steckte Brigitte jetzt ihre Nase in den Park und musste weitere Schritte während der Schritte durch den Park überlegen!
Der „große Wurf“ will ihr auch nach einer Stunde zügigen Schreitens durch die erwachende Natur des Frühlings nicht gelingen. Im eigentlich viel zu teuren aber wirklich schön gelegenen Café am See holt sie sich einen Kaffee und setzt sich an den See mit dem Blick auf den See. Name ist eben Programm! Als sie die Neige in der Tasse versonnen in der Sonne schwenkt, klingelt ihr Telefon. Die Frau Scheeft ist dran und möchte ihr mitteilen, dass die Versicherung der Kunstwerke, eine landeseigene Versicherungsgesellschaft von der Brigitte nicht den Hauch einer Ahnung hatte, dass es soetwas gibt, möchte dringend mit ihr reden. Die Herren wären zur Zeit in ihrem Büro vorstellig und sehr, und nun benutzt Frau Scheeft einen sehr bildhaften Ausdruck, hibbelig, aufgrund des Vorfalls. „Zum Glück bin ich noch in der Nähe“ gibt Brigitte nun zu erkennen und die Herren schlagen just das Café am See als Treffpunkt vor. „So sei es“, willkommenen im Outdooroffice, der zwangsläufig nächsten Steigerung nach Tablesharing, Teilzeit und Homeoffice! Schwerin als Trendsetter, wär hätte das gedacht! Und da rollt die schwarze in der Sonne blinkende Karosse der Marke Fett und Mächtig über den geschotterten Parkplatz. Als wüssten die zwei auf sie zu schreitenden Männer genau wie Brigitte aussieht, wird sie angepeilt. Herr Miller und Herr Schmitz stellen sich vor und kommen unverzüglich zum Punkt. Sie wollten heute den Umzug der Figürchen Versicherungstechnisch abschließen! Jetzt bekommt Brigitte rhabarberblattgroße Ohren. „Wie Umzug?“ fragt sie. „Die Ausstellung ist doch aus dem Landesmuseum umgelagert worden“ beginnt Herr Miller mit latent hessischen Knoten in der Zunge. Immerhin kein sächsisch denkt sich Brigitte. „und die Figuren die jetzt fehlen sollten am Freitag umgezogen werden! Nur das das Unternehmen welches dafür beauftragt wurde vom Museumsleiter persönlich entpflichtet und nach Hause geschickt wurde!“ Herr Schmitz mit fränkischer Mundart ergänzt nun, dass „Herr Tresters noch nicht erreicht werden konnte!“ Also fast Brigitte nun gewohnt schnell zusammen, hat die Figuren seit Freitag früh niemand gesehen?!?!“ Doppeltes Kopfnicken auf der andere Tischseite. Im Brigittes Kopf streicht jemand grade auf der Liste der Verdächtigen neunzehn Namen durch und einer wird unterstreichen! „Meine Herren, ich würde gerne mit Ihnen weiter hier in der Sonne sitzen, aber ich werde den Verdacht nicht los, ich sollte den Direktor suchen gehen und etwas mehr Licht in die Sonne bringen, oder wie das heißt.“ Das wissen die zwei auch nicht aber verabschieden sich jetzt brav von der davoneilenden Polizei. Auf dem Weg zum Museum, dem eigentlichen Arbeitsort von Herrn Tresters, telefoniert sie nocheinmal mit Frau Scheeft um den wahrscheinlichen Aufenthaltsort des Gesuchten zu ermitteln. Und ja er sollte im Museum sein, so die Auskunft. Im fast entkernten Prunkbaus angekommen setzt sie sich einen Besucherhelm auf zückt filmreif ihre Taschenlampe und beleuchtet die leicht schummrigen Gänge des alten Gemäuers. Arbeiten sind keine zu vernehmen. Nur der nasskalte Geruch von altem Staub und Zement. Da, ein winseln oder fluchen, ganz leise klingt es aus dem Kellerabgang. Ein Lichtschein verrät die Anwesenheit von Leben. Auf Katzensohlen schleicht Brigitte geschmeidig wie eine ölige Flüssigkeit die Treppe nach unten, der Licht und Klangquelle entgegen! Im nu steht sie dem Tresterschen gegenüber. Dieser hat Gummihandschuhe bis zum Ellenbogen an und werkelt, wenn es Brigitte richtig sieht, an Porzellanscherben. „Herr Tresters was tun Sie da?“ „Ist das nicht klar?“ sagt er mit viel zu hoher verheulter Stimme. Als er den Kopf zu Brigitte hebt, sieht sie die roten Augen und Wasserlaufspuren auf der glatten Gesichtshaut. Er würde ihr schon fast ein bisschen leid tun, wenn Brigitte ein emotionalerer Mensch wäre. Ist sie aber nicht! „So Herr Tresters, können wir jetzt mal aufhören Versteck zu spielen?“ „ ja schön, es lief alles schlecht für mich, erst mit den Frauen und dann mit den Figuren. Ich wollte die beiden Figuren alleine umziehen. Dann bin ich gestürzt und mit den Figuren lag nicht nur Meissner Geschichte sondern auch meine Zukunft in Scherben. Der vorgetäuschte Einbruch und Diebstahl sollte meine Reputation retten. Aber selbst dafür bin ich zu blöde.“ „Jetzt begleiten Sie mich zuerst auf die Dienststelle und dann schauen wir weiter.“
Am Abend, als sich Brigitte sich mal ausnahmsweise an Peter lehnt und in den Arm nehmen lässt, sinniert sie laut über die allgemeine Unfähigkeit eines genialen Verbrechens in ihrer Stadt. Wahrscheinlich müsste sie das noch selbst in die Hand nehmen. Allerdings fühlt sie sich ganz gut in ihrer Rolle als Mutter der Aufklärung. Aufklärung, da war doch mal was? „So und nun ins Bett!“




Hui. Gute Morgenlektüre.🙂