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Barber

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 11. Juli
  • 2 Min. Lesezeit
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Nein, vorweg, das e ist kein a. Gemeint sind die kleinen Läden mit vornehmlich Männern mit Migrationshintergründen. Ob an den Rasiermessern oder als Kunden in den chirurgisch anmutenden Stühlen mit kryptischen Hebeln, Rädern und Riegeln. Ausgeschmückt war der Laden in orientalischer geschmacklicher Form, kaltes Licht, glänzende Oberflächen und jede Menge Kunstblumen, wie es der volkseigene Betrieb in Sebnitz auch nicht besser hinbekommen hätte. Egal, in den deutschlastigen Coiffeuren, fühle ich mich auch zutiefst unwohl.

Es war mein erstes Mal im Barbershop unweit meines Habitats! Ob ich es wiederholen werde, schau’n wir mal.

Durch die offene Tür an der verkehrsumtösten Straßenkreuzung trat ich ein. Zwei Herren waren schnittig bei der Arbeit. Der Wartebereich war gut gefüllt. Freundlich wurde mir versichert, dass wenn ich ein bisschen geduldig sei, auch ich nicht unverrichteter Dinge wieder nach Hause gehen muss. Da es bei mir ohnehin nur um die Restfrisur auf dem Schädel geht und ich keine anderen Termine habe nahm ich auf dem letzten freien Platz in der Sofasitzecke platz. Ich war der Einzige über 18 jährige ohne sichtbare Tätowierungen. Die anderen Herren in der Wartezone, hatten alle einen Kurzhaarschnitt und, ich fragte mich, ob man nach der Behandlung noch einige Zeit absitzen muss, ehe man auf die Menschheit losgelassen wird. Aber nein, nach und nach rutschten sie auf die nicht erkalteten Stühle vor den Spiegeln. Kaum mit Umhang versorgt, sirrten die Rasierapparate und bearbeiteten die Hinterköpfe, Augenbrauen oder rings um den Mund in homöopathischen Dosen. Was immer sie in welcher Länge abschnitten, wussten nur König Kunde und der Herr Schneider! Dabei tauschten die nur in fragmentierten, fast wie in mulmigen Tönen irgendwelche Codeworte aus, die hätte ich sie verstanden - nicht verstanden hätte.  Nach durchschnittlich 7 einhalb Minuten war das Wunder vollbracht. Der Umhang wurde gelüftet, 17 Euro wurden ohne Kassenbon in die Schale gelegt und der nächste Proband nahm auf dem Stuhl der Wahrheit platz. Nach jedem 5 Kunden wurde der Besen geschwungen und ein fast nicht sichtbares Häufchen, wurde in Richtung Mülleimer geschoben. Die beiden fleißigen Herren mit den scharfen Händen hatten kaum Zeit zum durchatmen. Wie kleine freundliche Maschinen flogen Schere, Kamm und co. um die immer kürzer werdende Haarpracht. Je kürzer das auf dem Kopf, desto exakter die Strähnen.

Je länger ich hier saß, desto unsicherer wurde ich, ob ich hier richtig bin. So what?- es sind nur Haare! Wie ich es möchte werde ich wohl gefragt werden. Auf die Fragen: Strich oder Fasson und 9 Millimeter ok?- antwortete ich mit: „Ja! Ein Sommerschnitt muss her. Bitte nur oberhalb der Kopfhaut und die Ohren bleiben bitte auch dran, wegen der Brille.“ Der Rest wird ohnehin wieder wachsen. Bis auf die Tonsur, zumindest! Zaubern werden die hier auch nicht können! Und so wird es wohl deutlich kürzer als bisher, aber hoffentlich ohne ausrasierten Nacken bis dieser sich auf der Platte mit den Geheimratsecken trifft . Als Ausgleich könnte ich mir ja ein Kinnbart alla Ulbricht und Koteletten wie ein rauer Seemann wachsen lassen. Ich hatte keine Ahnung, was für ein schier unendliches Potenzial  in „des Teufels drei goldene Haare“ stecken!  Verrückt, anstelle dieses Chi-Chis, könnte man sich ja auch um seine körperliche Gesundheit oder die Gesundheit der Welt kümmern! Nun ist erstmal Wochenende und ein aktuelles Foto gibt es von mir nicht, soooo wichtig ist das alles nicht!

 
 
 

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