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Zukunftsbewältigung

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 28. Feb. 2020
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 29. Feb. 2020

Zukunft vs. Vergangenheit

Zukunft fängt immer in der Vergangenheit an. Es sei denn, man bricht zu 100 Prozent mit seiner Herkunft. Aber wer tut das schon. Die Badewanne einer berühmten und an und für sich sehr lebenswerten deutschen Hauptstadt ist und bleibt die Ostsee. Beginnend mit der erschwinglich werdenden Mobilität in den Zwanzigern des letzten Jahrhunderts. Seit dem erfreuen sich kleine, im Winter fast einsame Orte in erster Küstenlinie, regen und ungebrochenen Zustroms von Ausflüglern, Tagestouristen und Übernachtungsgästen. So war es immer, ob in der braunen, roten oder in der jetzigen Zeit. So verschlug es mich für ein paar Tage auch auf die größte deutsche Insel. Und schön ist es da. Wälder, Seen, kleine raus geputzte Orte, lokale kulinarische Spezialitäten, viel Ostseestrand, Baumwipfelpfad und Prora. Und was? Prora,... da war doch was,.... KdF Feriendomizil! Ist doch komisch, was man alles latent weiß, ohne genau zu wissen, dass man es weiß und woher man es weiß. Sei es drum. Überall waren Schilder mit "Besucht Prora" aufgestellt. Manche Schilder sahen aus wie handgefertigt und warben für eine Jugendherberge. Manche waren in schwarz und rot gehalten und schrien mit dicken Buchstaben "M A C H T U R L A U B!" Eine geschichtliche Ausstellung über die gesamte Anlage in Prora. Die dritte Sorte Schilder, waren von Immobilienverkäufern aufgestellte Banner, welche Eigentumswohnungen in z. B. Bauabschnitt V, Haus 21 feilboten. Alles so verwirrend, dass ich der Sache auf den Grund gehen musste.

Kurz nach dem Ortsausgangsschild des Badeortes Binz, bogen wir von der Straße ab und rollten auf einen fußballfeldgroßen Parkplatz, welcher von je zwei Seiten von Kiefern und von grauen 5-etagenhohen Hausfassaden begrenzt wurde. Noch bevor wir unsere Parkposition erreichten, wurde mir mulmig. Als wenn ich am Eingang des Parkplatzes einen zich kiloschweren Mantel übergezogen bekam. Beklemmend unwohl. Ich bin wirklich nicht für meine mimose Ader bekannt, aber ich wusste sofort, dass ich vor dem Dunkelwerden, von hier wieder verschwunden sein muss. In der Ausstellung wurde uns ein Überblick über das gesamte Areal geboten. Der Zusammenhang von Macht und Urlaub als Neuinterpretation von Zuckerbrot und Peitsche wurde überaus deutlich. Es wurde erklärt, zu welchem Zweck angefangen wurde, den ehrgeizigen Plan, Schaffung eines Volksbades, mit Beton, Mörtel und Ziegeln in den Ostseesand zu setzen. Als wir dann über die Konditionen der Arbeiten und die menschenunwürdigen Bedingungen der Arbeiter und dann Zwangsarbeiter und Kriegsgefangenen hörten, wurde mir klar warum auf meinen Schultern eine kaum beherrschbare große Last thronte. Nach dem Krieg wurde es nicht wirklich besser. Gefangenenlager, Jugendwerkhof (anderes Wort für Kinderknast) und militärische Nutzung durch die DDR. Und dann lange Zeit Sperrgebiet, Leerstand und Verfall. Ein Mantel des Schweigens über die Geschichte. Erst nach der Wende kam es zu einer Wiederbelebung, unter anderem durch das Jugendherbergswerk, findige Projektentwickler und ewig Gestrige zu Kameradentreffen oder der Gleichen.

Zum fürchten große und gespenstige Ausmaße sollte diese Anlage annehmen. Irre, schnurgrade Kilometer immer an der Küste direkt hinter der Düne. Es ist nicht mal die Hälfte fertig geworden und davon auch schon wieder die Hälfte verfallen. Nach zwei Stunden mit Informationsüberflutung, brauchte ich erst mal Frischluft. Diese wurde mir dann auch vom Ostseewind, beim Spaziergang über die Reste der Bebauungen und dem zum Teil schon fertig sanierten und umgenutzten Bereichen der Feriensiedlung, um die Nase geschlagen. Was man von den neuen, parzellierten Nutzungseinheiten zu sehen bekam, sah sehr schön, wie in einem „Modern Living“ Prospekt aus. Wenn die ursprünglichen Erfinder und Entwickler dieses gigantischen Projektes, eher eine Nutzung durch die Gemeinschaft und Teilhabe breiter Bevölkerungsschichten an dieser Feriensause im Kopf hatten, setzen die heutigen Vollender eher auf separate Bereiche und Abschottung vom direkten Nachbarn oder vom Pöbel, welcher sich von außen am Zaun die Augen aus dem Kopf stiert. Haben möchte ich so eine Bleibe nicht geschenkt und als Ferienwohnung werde ich so etwas auch meiden. Ich bin wirklich kein Fan von Übersinnlichen Dingen, aber ich bin sicher, dass es für jede Minute in Behausungen bei denen Zwangsarbeiter und Gefangene zur Arbeit gezwungen wurden, mindestens 100 Karmapunkte verloren gehen. Wer seine Zukunft auf Unrecht aufbaut, hat keine und kommt im nächsten Leben als Ratte auf die Welt oder bezahlt irgendwie anders für seine Taten.

 
 
 

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