Zirkelstein
- Georg

- 30. Dez. 2023
- 2 Min. Lesezeit

Nun, aus gegebenen Anlass und unter der Nahezuwahrung der Anonymität, möchte ich schildern, was mir beinahe in den letzten Tagen des Jahres widerfuhr. Die tatsächliche Handlung meiner Zeilen, hätte auch gut und gerne mittendrin abbiegen können und meinen Gedanken folgen können. Wer weiß, ob ihr dann die gesamte Wahrheit erfahren hättet. Nur soviel vorweg, alle haben überlebt.
Für die Zeit zwischen den Jahren, wurde ich zu einem Event eingeladen, welches im letzten Winkel der Republik, im äußersten Südosten, dem Gebiet mit dem unbeliebtesten Zungenschlag und einer sehr reizvollen Natur stattfinden sollte.

Als ich nach drei gemütlichen Stunden im Auto eintraf, wurde ich auf meinem mobilen Endgerät vom tschechischen Netzbetreiber begrüßt. Gefeiert werden sollte weit hinter der letzten bewohnten deutschen Siedlung, in einer kleinen Ferienanlage mit Hauptgebäude und einigen Bungalows, am Fuße einer signifikanten Landmarke der sächsischen Mittelgebirgslandschaft.
Im laufe des Nachmittags trudelten alle Beteiligten, Menschen mit familiären Verbindungen oder aus freundschaftlichen Verhältnissen, aus dem übrigen Bundesgebiet ein. Einige Querverbindungen zwischen den ansonsten autarken Bubbeln der Gäste existieren schon durch frühere Jubiläen. Wobei die Namen der Teilnehmenden wechselseitig natürlich nicht immer sofort parat waren.
Im Laufe des Abends, lernten sich zwar einige Gäste besser kennen, aber die Gruppen blieben weitgehend unter sich. Auf weit in der Zukunft liegenden Begegnungen könnten die Beziehungen ja ausgeweitet oder intensiviert werden, wenn….., aber ich möchte nicht vorgreifen!
Der Abend wurde draußen kälter und dunkler und im Raum nach dem Fassanstich feuchter und bunter. Immer wieder huschten einzelne Personen aus den diversen Gruppen aus dem Raum in den Außenbereich des abseits, ja einsam, fernab des normalen Lebens einer gewachsenen Nachbarschaft gelegenen Resorts. Falls man sich auf den geschwungenen halbdunklen Wegen begegnete, murmelte man ein schüchternes „Hallo“, möglichst ohne seine eigene dialektische Heimat preiszugeben. Der Eine oder Andere hatte noch seine Betten in den zugeteilten Bungalows zu beziehen. Oder musste nach seinen Kinder schauen, Haustiere ausführen, Nase pudern oder führten anderes im Schilde. Meine noch nicht durch übermäßigen Guinnessgebrauch betäubten seismografischen Antennen nahmen eine dynamische unkontrolliert aufgeladene Stimmung, eine ungefilterte, unkoordinierte Aktivität war. Jeder macht was er will, keiner was er soll, aber alle machen mit! Fast so als würde ich aus der Vogelperspektive in einen großen Topf schauen 👀, indem Wasser kurz vor dem Siedepunkt steht. Unkontrolliert mal hier, mal da und dann noch dort, eine kleine Luftblase an die Oberfläche geschickt wird. Quasi als Kundschafter oder Botschafter mit einer Nachricht an das Volk. „Gleich steht ein unkalkulierbarer Ausbruch bevor!“ Aber in dieser von der Außenwelt abgeschlossenen Enklave des Resorts, konnte man sich ja so sicher fühlen, wie in Mutters Schoß, eigentlich! Ich habe die gesamten Stunden meines genussreichen Aufenthalts darauf gewartet, dass ein Verbrechen geschieht. Gleichwohl den hervorragenden Geschichten der englischen Autorin Agatha Christie mit dem berühmten belgischen Ermittler Hercule Poirot. Nicht „Mord im Orientexpress“, „Das Böse unter der Sonne“ oder „Tod auf dem Nil“, nein sondern „Verbrechen am Zirkelstein“!

Zumindest die Rahmenbedingungen hätten fantastisch gepasst. Man kann nicht alles haben!
Mir sind bis jetzt keine Unregelmäßigkeiten zu Ohren gekommen, so dass ich annehmen kann, dass es den meisten anderen Gästen sowie den Ausrichtern der Feier 🥳, so sehr gefallen hat wie mir und ihnen auch in absehbarer Zukunft an nichts fehlen wird! Es war ein schönes Fest, das viele Väter hatte, aber nur eine Mutter! Ob es sich um Frau Christie handelt, kann getrost verneint werden.




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