Wi(e)derwahl!

Oh, bitte nicht!

Berlin wählt,  diesmal wirklich? Wenn ja, was?

Ich bin verzweifelt! Halte ich mich doch eigentlich für einen demokratischen Menschen, für den es wirklich wichtig ist, seinen politischen Willen bei Wahlen zu bekunden. Aber ich bin diesmal wirklich unentschlossen.

Der Verein, der seit zwanzig Jahren das Heft in der Hand hat, will nun endlich gute Politik machen. Lachhaft! Unter deren Führung hat es so unendlich viele handwerkliche Fehler gegeben, an denen natürlich niemand schuldig ist. Und wenn doch, geht dieser nicht in Haftung, sondern in Rente! Flughafen, Dauerstau, Wiederholungswahl, Digitalisierung, Verwaltungsreform, Lehrermangel und zahllose weitere vergeigte Projekte. Unwählbar!

Als Protestwähler zur Christlichkeit wechseln? Nein. Die haben in den 90er Jahren Berlin verkauft. Wohnungen, bewag, gasag, wenn es für ihre Oma Geld gegeben hätte, wäre die auch über den Tisch gegangen. Das verzeih ich denen nie. Staatliche Aufgaben privatisiert man nicht! Daseinsvorsorge! Jetzt wird sogar mit der Rente an der Börse spekuliert. Das ist ein Irrweg!

Alle anderen Parteien machen nur Wahlkampf. Kämpfen gegen irgendwelche Dinge und gegen einander. Man kann so ziemlich gegen alles sein, gegen Stau, gegen Armut, gegen Autos, gegen Flüchtlinge, gegen schlechtes Wetter! Keiner macht sich für irgend etwas stark. Zeigt auf, wie es gehen könnte. Für besseres Miteinander. Es geht nur gemeinsam.  Mein Wahlomatergebnis war total erschreckend.  Linkes und rechtes Spektrum gleichzeitig auf den forderen Plätzen. Die Fragen waren auch nicht sonderlich interessant für mich. Kopftuch im Schulbetrieb, Autobahnbau (übrigens Bundesangelegenheit) oder ob alle Läden Sonntag öffnen dürfen und so Zeug. Von mir aus, aber warum die Baustelle in der Schönstraße nach mehr als 4 Jahren immer noch nicht fertig ist oder warum wegen einem Schulbau das ganze Wohngebiet gesperrt wird, stand nicht als Frage verpackt zur Wahl. Blockqueerungen  verschwinden, Anwohner werden nicht angemessen informiert. Und wenn Erklärungen gemacht werden, wird das Volk für dumm gehalten. Eine Behörde verspricht, was in 15 Jahren geschehen soll, kann aber nicht einmal bis in die nächste Wahlperiode planen. Da wundert sich alle Welt über das Anwachsen der Reichsbürgerbewegung  oder wachsende Politikverdrossenheit! Am großen Rad drehen wollen, ohne das Handwerk zu verstehen! Wozu leistet sich die Gesellschaft die ganzen Geisteswissenschaften an den Hochschulen? Was wird denn an den Verwaltungsakademien und Politikstudiengängen unterrichtet? Und wenn die Demokratie sich schon Berufspolitiker leistet, warum werden diese nicht erfolgsabhängig bezahlt? Ich bekomme mein Geld auch erst nach mangelfreier Übergabe meines Produktes an den Kunden! Und muss noch zusätzlich eine Frist lang eine Gewährleistung übernehmen.  Größenwahn kommt vor dem Fall. Es würde schon reichen, nicht nur für die Reichen Politik zu machen. Grunderwerbsteuer für jeden Käufer, auch ausländische Firmen, zu erheben!   Die Grundversorgung am unteren Rand nicht von den Tafeln, also privatem Engagement sondern von staatlicher Seite sicher zu stellen. Das in einem der reichsten Länder Menschen auf der Straße erfrieren ist eine Schande. Spekulationen mit Ressourcen aller Art muss verhindert werden. Die Börse als solche gehört abgeschafft. Dinge, die keinen Mehrwert erbringen, braucht auch keiner. Es sollten nicht die Autofahrer gegen Fahrradlobby und Fußgänger ausgespielt werden. Bedarfsgerechte Unterstützung für alle die es wirklich brauchen. Und die, die mehr leisten können, sollten auch mehr sich selbst und allen anderen leisten, zum Beispiel ordentlich Steuern zahlen und der Gesellschaft das geben, was ihnen oder ihren cleveren Vorfahren durch die Rahmenbedingungen der Gesellschaft ermöglicht wurde. Chancen auf sozialen Aufstieg auch ohne Lottogewinn oder Multimediastar (den auch niemand braucht) zu sein.

Aber was rege ich mich auf? Wenn die Welt Leute fürstlich bezahlt, die im Internet darüber sprechen wie sie ihre Pickel beseitigen, das beste Brot backen oder ihre Grünpflanzen erstrahlen, hat es verdient mäßig regiert zu werden.