Wi(e)der ganz oben
- Georg

- 26. Nov. 2023
- 2 Min. Lesezeit

Kaum hab ich meinen normalen Wirkungskreis nach der Entleerung wieder erreicht, schlägt die Uhr „halb zehn in Deutschland“ egal wie spät es wirklich ist. Ist es ein Zeichen von Frühstücksdemenz oder Nahrungsamnesie, denn bei Schmuddelwetter mit Schmuddelhänden durchforste ich meine containergroße Blechstullenbüchse nach Brauchbaren. Welch Ironie, ich hab diese Box erst vor einigen Stunden gefüllt, sollte also das Inventar kennen. Dennoch bin ich verzweifelt auf der Suche nach kleinen Überraschungen! Maximal von mir enttäuscht, nehme ich mir eine dem Gefrierpunkt nahe Schichtknispe, Pausenbrot, Bämme oder Klappstulle, je nach dialektalen Vorlieben. Diese sind traditionell sehr aufwändig und abwechslungsreich bereitet. In loser Folge wechseln sich Wurst, Käse, Quark, vegetarische Brotaufstriche und oder Eivariantionen , mit Gurke, Tomaten und allem verziert was der Kühlschrank hergibt ab. So träumt sich der durchgefrorene Bauhandwerker kulinarisch in eine bessere Welt. Es muss ja auch ein Leben vor dem Tod geben. Es war ein kurzer Traum, denn spätestens wenn das Tafelwasser in nahezu Eiswürfelform aus der Flasche in homoöphatischen Dosen in den aufgesperrten Mund klimpert, strandet man barsch zurück in der Realität. Zuviel Flüssigkeit ist auch tunlichst zu vermeiden, sonst geht die Suche nach einem Pissoir alsbald in die nächste nerv- und zeitraubende Runde. Am Abend kann der Mangel an Flüssigem mit Hopfenbrause oder jahreszeitlichen Glühweinen ausgeglichen werden. Die zweite Stulle in der rechten Hand, greift die linke Hand erstaunlich geschickt, nach den versprengten kleinen beigelegten Sweeties. Zucker, egal in welcher Form, ist Energie und hebt die Stimmung. Denn die meisten nicht grade geschwätzigen Kollegen, andere nennen es maulfaul, erzählen entweder widerwillig von ihren gesundheitlichen Einschränkungen oder wiederholen die schrecklichen Radionachrichten aus Berlin, Gaza oder Kiew. Alles nicht ersprießlich. Noch ein bisschen Gemüse oder Obst in den Mund gesteckt und schon ist verhindert, dass ich in diesen Chor mit einstimme. Mit vollem Mund,…! Auch wenn das Outfit und Location zerlumpt und mitunter verdreckt ist, entsinne ich mich meiner mir selbst angedienten Erziehung und spreize zum Beispiel den kleinen Finger beim trinken ab. Contenance ist alles. Bevor die Fresslähmung einsetzen kann, setzt sich der Tross der ausgemergelten Arbeiterklasse wieder in Bewegung, nicht nur um endlich eine produktive Zeit zu haben, nein vielmehr, um die eben zugeführten Kalorien durch geriatrisch eingeschränkte, aber noch mögliche Bewegungen in Körperwärme umzuwandeln. Es macht sich also doch bezahlt, wenn man in der 7. Klasse bei den Naturwissenschaften zugehört und nicht „Schiffeversenken“ gespielt hat! Wenn man dann im abnehmenden Licht des Tages seine Leistung in Augenschein nimmt, überkommt einen manchmal schon die Angst. Was alles möglich ist , wenn man in einem vernünftigen Team gegen den inneren Schweinehund, fiese Witterung und Ibuprofengedopt unterwegs ist!





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