Weihnachten
- Georg

- 12. Juni 2023
- 2 Min. Lesezeit

Was, schon wieder Sommersonnenwende und nur noch ein halbes Jahr bis Weihnachten. Kalenderblätter flattern mir um die geschundenen Ohren! Bergfest auf dem Höhenwanderweg des Jahres! Aber ist es auch der Höhepunkt, der Gipfel des Zeitabschnitts?

Die Ringe um die Hüfte aus dem letzten Jahr sind noch nicht verschwunden, da neigt sich die Wippe des Jahres schon wieder nach unten. Es gibt noch soviel zu tun, soviel ist unerledigt. Doch Familienferien, Urlaub und Wochenendaktivitäten verhageln eine verlässlich seriöse berufliche Planung. Und dann noch das Wetter! Das Frühjahr war nass und kalt, der Mai viel zu trocken und ab Juni nun die Hitze. Sommerliches draußenbleiben wird auch gerne mit Rastlosigkeit verwechselt. Ob Biergarten, Badesee oder Radtour mit Blasen schlagender rot brennender Haut, geht nicht mehr viel. Da hab ich schon eher Lust auf kuschlige Sofaabende mit Spekulatius, Vanillekipfel oder glitzernden Budenzauber mit Glühwein. Egal, mit oder ohne Hopfen in der Brause werde ich den hochsommerlichen Temperaturen widerstehen. Im Schildkrötentempo erledigt man seine Verrichtungen und Verpflichtungen. Leider wird der Berg der Aufgaben nicht wesentlich kleiner, wenn man nur im ersten Gang unterwegs ist. Hauptsache es geht in die richtige Richtung und nicht im Kreise. Einige Menschen um mich herum, drehen große Räder. Ziehen um, nehmen alle Konzerte oder andere Großveranstaltungen der Saison mit. Ich frage mich, woher die Energie kommt. Hab ich ab 14.00 eines jeden Werktages nur noch die Bestrebung, mich für ein Discoschläfchen zurück zu ziehen, um wenigstens den Abend im trauter Umgebung zu bestehen. Ich komme mir grade vor, als liefe ich den Marathon des Lebens bei Kilometer 35.

Die Muskeln sind bis zu Erschöpfung ausgelaugt, der Kreislauf hyperventiliert und der Boden klebt unter meinen Laufschuhen wie der beste Bubblegumkaugummi aus den frühen Achzigern. Als wäre ich auf einem Laufband, komme ich dem Ziel keinen Zentimeter näher, egal wie doll ich mich auch anstrenge. Ich hoffe inständig, dass meine Selbstwahrnehmung fehlerhaft oder zumindest unscharf ist!
Vielleicht hat die Schöpfung für mich auch eine Warteschleife eingerichtet. Ein Jahr zum verweilen auf dem bisherigen Niveau. In der Schule gilt es als nicht versetzt. Nicht jedes Jahr ist Halli Galli, nicht jede Wanderung ist eine Erstbesteigung, nicht jeder Wettkampf endet erfolgreich mit einem Homerun! Aber eigentlich sollte ich mich nicht so schlecht fühlen. Nicht unzufrieden mit meiner sozial erreichten Stufe sein. Ich konsolidiere mein Wissen, verfestige meine Fähigkeiten, erlerne neue Fertigkeiten. Ich übe meine Leistungsfähigkeit. Ich werde das Gefühl nicht los, dass mit jedem Jahr auf diesem verrückten Planeten, die Entfernungen größer, die Sonne dunkler, das Wasser nasser, die Gewichte schwerer, das Essen fader, das Leben komplizierter wird. Aber Gefühle sind eh nur was für frisch verliebte junge Menschen und dazu gehöre ich ja nun wahrlich nicht mehr!
In meinem persönlichen Wikipedia steht unter Gefühl folgendes: „wenn die Emotion die Realität besiegt!“ Eindeutig nichts für mittelalte Männer mit Baustellenhintergrund! Oder ist das nur der Anfang vom Übergang. Übergang ins Jenseits. Der Anfang vom schrumpfen der Kraft, der Reichweite seiner Schaffenskraft. Ich werde es beobachten 👀 und berichten, was mir real geschieht und was ich sogenannt fühle.





Kommentare