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Warum ick?

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 19. März 2022
  • 2 Min. Lesezeit



Ja, warum eigentlich?

Keine Frage beschreibt besser den Zustand der Jetztzeit, als diese. Zeigt es doch, wo wir stehen. Im Egoismus, eine neue evolutionäre Stufe des Kapitalismus. Jeder für sich, aber mir das Meiste. Und wenn ich schon etwas tun muss, was bekomme ich dafür? Für das Allgemeinwohl sind andere zuständig. Ich zahl ja schließlich Steuern.



Konkret ereilte mich in der letzten Woche die diesem Text überschriebene Frage.

Beruflich war ich beauftragt eine Reparatur an einem Dach eines Mehrfamilienhauses in Neukölln vorzunehmen. Telefonisch war der Zugang über den Dachboden mit dem Hauswart vereinbart. So stand nur noch die Hauseingangstür unserer Tätigkeit im Wege. Bei ungefähr dreißig Wohnungen, wird uns wohl jemand ins Haus lassen, dachte ich mir. Bei einigen Klingelschildern konnte ich mir aufgrund der Familiennamen denken, dass wenn irgendwas aus der Wechselsprechanlage schallt, es ein babylonisches Stimmengewirr sein wird und eine Verständigung sehr holprig werden dürfte! Nach der fünften Klingel, meldete sich ein verschlafenes unmotiviertes „ja , Hallo?“ Halb eins, vielleicht Schichtarbeiter, dachte ich mir! Ich erläuterte darauf hin freundlich mein Begehren um Einlass und schilderte den dazugehörigen Grund in ganzen verständlichen Sätzen.

Postwendend kam die Frage: „Warum ick?“

Nun, es ist wahrscheinlich auch eine Herkulesarbeit auf den Knopf des Türöffners zu drücken! Davor sollte man sich tunlichst drücken oder wenn man sich entgegen der sonstigen Gewohnheit entschlossen hat, den Knopf zu drücken, unmittelbar einen Orden und stattliche Leibrente verdient hat!

Bei mir herrschte sprachloses Unverständnis!

„Weil wir irgendwie ins Haus müssen!“, sagte ich dann in der Hoffnung, der Frechdachs liegt nicht schon wieder in seinem Bett. Das Summen des Türöffners beendete unsere Kommunikation!

Jetzt, wo ich reiflich über diese Frage -Warum ick?“ - sinnen konnte, hätte ich die Schlafmütze durch die Sprechanlage ziehen müssen und windelweich klopfen sollen. Ich hätte natürlich sagen können, dass bei ihm oben etwas nicht stimmt oder mein Oberstübchen ok ist, der nächste Regen bestimmt kommt und und und! Aber es geht hier um das Prinzip!

Der hat nicht kapiert, dass auch innerhalb der Großstadt die ganz einfachen Regeln gelten. Zusammen geht es einfacher!

Ein Finger kann eine schwere Tasche nur unzureichend tragen, fünf Fingern gelingt das bestimmt leichter.

Das sind die gleichen Menschen die bei ROT über die Ampelkreuzung gehen, ihren Müll in den Wald schmeißen und auf „die da oben“ schimpfen! Dabei sind in einer Demokratie „die da oben“ wir alle! Und wenn ich ihn schon windelweich geprügelt habe, kann er mit dem Lernen von vorne anfangen, denn der erste Durchlauf zur Menschwerdung ist mit äußerst mangelhaft zu bewerten !

 
 
 

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