Urlaub, wie er sein sollte!
- Georg

- 29. Juli 2019
- 3 Min. Lesezeit

Alles, bloß kein Alltag! Mitten in der Nacht aufbrechen, nachdem man kaum ein Auge zugemacht hat, wohl das letzte Abenteuer der Menschheit. Anderes Klima, dadurch andere Lebens-, Schlaf- und Essgewohnheiten. Melonen und Pfirsiche, welche reif und erntefrisch beim verspeisen, dir vom Kinn über das T-Shirt bis zum Ellenbogen alles mit klebrigen Fruchtsaft benässen. Urlaub ist da, wo die Haut juckt, ob sonnengerötet oder Mücken verseucht. Die Resthaare auf dem Kopf, vom Salzwasser eine Bleichkur erhalten. Die Urlaubskasse durch leichtsinnige Unternehmungen in touristischen Hochburgen, stark in Gefahr gerät. Alle Reiseteilnehmer, mehrfach ihren Koller bekommen und alle ganz genau wissen, dass sie nie mehr zusammen weg fahren werden und beim gemeinsamen Eis an der nächsten Ecke, sich gar nicht mehr an den Knatsch von eben erinnern können. Im Laufe des Jahres dann allen daheim Gebliebenen, auch ungefragt erzählen, wie schön es doch war! Ja, so sollte Urlaub im allgemeinen sein. Bei mir ist es natürlich wiedermal speziell. Urlaub, was für ein Horror! Freie Zeit, selbst gestalten, tun und lassen was man schon immer mal machen wollte. Wer kann das, ohne andere zu überfordern, zu gängeln oder zu nötigen? O.k., so ganz frei von Zwängen ist man ja doch nicht. Es soll ja noch die Mischpoke mit. Damit fängt das Dilemma an. Erstens den richtigen Zeitraum für die Reise finden. Der eine kann hier nicht, der andere da nicht. Der nächste möchte lieber nicht so lange verreisen, ein anderer am liebsten den ganzen Sommer. Zweitens, das Reiseziel! Wärme und Meer stehen auf dem Wunschzettel der Kids ganz oben. Berge und Wandern, Stadterkundung, Erlebnisshopping, Abenteuer, Natur, Party,....! Die Liste ist endlos. Zum Schluss ist man sicher, die eierlegende Wollmilchfleischlösung gefunden zu haben und den Kompromiss gegen alle Widerstände durch zu boxen. Denn mal los.

Zuerst einmal eine Woche Badespaß in der Adria. Nebenbei ein bisschen Kulturlandschaft erkunden, Stadtbummel in uralten verwinkelten Orten, welche in römischer Zeit bessere Tage gesehen hatten und möglichst viel von der " to so list " abarbeiten. "Ausbildung"zum Olivenöl-Spezialisten und zum persönlich Sonnenschutzexperten. Dann weiter in die steirischen Berge.


Mittelgebirgscharakter und ein unendliches Wanderparadies. Bäuerliche Intensivlandwirtschaft auf jedem freien Fleckchen. Alm an Alm, steile Kuhweiden an steilen Kuhweiden! Darüber erstreckt sich ein spinnenartiges Wanderweggeflecht, welches die zahllosen Einkehrmöglichkeiten miteinander vernetzt.

Da man ja nicht nur mit dem Kopf unter Wasser ist oder nicht fortwährend die lukullischen Freuden der medetitanen oder alpenländischen Küche genießen kann, hat man noch jede Menge Zeit sich innerhalb der Familie zu fetzen. Alle Defizite und Neurosen, die im Laufe des Jahres durch die Hektik des Alltags nicht erkannt, vertagt oder verdrängt werden, treten hier ungehemmt in voller Größe, Vielfältigkeit und in gänzlicher Schönheit, in Erscheinung. Es kann eigentlich keiner wollen, aber vielleicht hat es sein Gutes. Jeder kann nun wirklich erkennen, wer seine nächsten Verwandten sind. Die Schlußfolgerungen, die auf diese Erkenntnis folgen sollten, können ja sehr unterschiedlich ausfallen. Zum Beispiel: solange weiter Urlaub machen und quasi eine Familientherapie machen, bis die Problematik nicht mehr erdrückend ist. Man könnte auch eine selektive Urlaubsamnesie entwickeln und sich somit nur an die weniger schmerzhaften Momente der gemeinsamen Zeit erinnern. Oder sofort nach der glücklichen Wiederkehr, getrennte Wege gehen und so einen innerlichen Haken dran machen und auf den Vergessenbutten im Kopf drücken. Oder weitermachen wie vorher auch, nur nicht mehr gemeinsam in den Urlaub fahren. Ich weiß noch nicht was ich machen werde, irgendwas dazwischen könnte ich mir sehr sicher vorstellen.

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