Star im eigenen Film
- Georg

- 12. Dez. 2020
- 2 Min. Lesezeit
Was für eine fabulöse Zeit! Jeder der will, spielt die Hauptrolle. Die Bestbesetzung in seinem eigenen Film. Der Held, der die Welt und manchmal auch schöne Frauen, was wenn man es runterbricht, auch die Welt ist, rettet! James Bond, Lara Croft und wie die Superhelden des Kinos alle heißen. Klar, wer möchte nicht gerne auch im superfeinen Gran Hotel im schweizerischen Kurort, an der Bar mit anderen Schönen und Reichen einen gerührten Martini schlürfen und politisch unkorrekte Witze reißen, um sich kurz danach todesmutig mit dem Motorrad auf einer schneebedeckten Piste einem führerlosen Kleinflugzeug, in dem eine fürchterliche Atom- oder Sexbombe (oder beides) auf ihre Explosion hintickt, in den Abgrund hinterher zu stützen. Ein klares und unmissverständliches N E I N aus meinem Mund. Wenn mir soetwas passieren sollte, ist es ein überdeutliches Signal, dass ich die Kontrolle über mein Leben in Gänze verloren habe. Quasi, nicht mehr die Regie führe. In begrenztem Rahmen, mit normalen Überraschungen des Lebens, ist es bestimmt reizvoll, nicht alle Wendungen des Alltags vorher zu bestimmen, aber àlla Bond, nein danke! Mein Ziel ist es nicht, unbedingt berühmt zu werden; alt, würde mir schon reichen. Flankierend zu alt, gibt es natürlich noch einige Attribute die wünschenswert sind. In Würde oder selbstbestimmt oder, und jetzt greife ich zu den Sternen, glücklich! Ne, das ist wohl zu viel verlangt. Zufrieden klingt nicht so vermessen. Das Maß und den Grad, kann ja jeder selbst festlegen. Und im Laufe des Lebens, sind die Ansprüche an die eigene Zufriedenheit sehr veränderlich. Wünscht man sich mit siebzehn vielleicht tolle Haare, keine Hängeschultern und vollen Busen, so treten die Äußerlichkeiten mit den nächsten Jahrzehnten immer weiter in den Hintergrund. So wünscht man sich nun für seine Eltern einen wenig schmerzhaften Abgang, für seine Kinder eine stressfreie Schule und einen gleitenden Übergang in die Welt der Erwachsenen und für sich selbst wünscht man sich, einen Abend ohne Knieschmerzen auf dem Sofa und endlich wieder eine Nacht durch zu machen oder durch zu schlafen, egal! In einer Welt der schönen neuen Medien, kann jeder gleichzeitig Regie führen, Kameramann (-frau), Produzent und Hauptdarsteller sein, natürlich auch mit in-Endung. Schön wäre, er, sie, es hätte vorher noch ein Drehbuch, einen wirklich guten, möglichst spannenden Plot. Egal, wir als Zuschauer sind ja nicht verpflichtet, die "Filme" der anderen bis zum Schluss anzusehen. Wenn nur noch Katzenbabys zusehen sind, wische ich über meinen Kleinkommunikator und die nächste Selbstdarstellung präsentiert sich mir! Brave New World!




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