Sinnlos

Sinnlos

Irgendwie muss der Mensch ein kompromissorientiertes Wesen sein, wenn er in Gesellschaft unterwegs ist. So bin ich also flexibel wie ich bin, mit dem Rad nicht wie gewöhnlich bis zum Veranstaltungsort gefahren, sondern bis zum S-Bahnhof. So schlimm kann es nicht sein, dachte ich, es machen ja sehr viele Leute so. Ich traf dort auf Freude und fortan verbrachten wir einige schöne gemeinsame Stunden, nicht nur in der S-Bahn. Als ich gegen eins wieder aus der Bahn ausgespuckt wurde und die letzte Meile mit dem Drahtesel unterwegs sein wollte, wurde ich der Tatsache gewahr, dass es megadoofe gelangweilte Honks gibt! Mein an und für sich doch recht robustes Rad, war nachhaltig so demoliert, dass es deutlich fahruntüchtig war. Um die Fahrradständer herum, gammelten angesoffene Jugendliche in Fußballmannschaftstärke herum. Manche schauten weg, manche tuschelten, ganz coole Mutige versuchten mir ein Gespräch aufzudrängeln. Meinen Instinkt, alle gemeinsam in einen ordentlichen Schwitzkasten zu nehmen, windelweich zu prügeln und danach von ihren heulenden Müttern abholen zulassen, musste ich erstmal unterdrücken. Wenn meine Schädigung irgendwie Sinn hätte, also der Täter einen geldwerten Vorteil, Ruhm, Anerkennung oder Ehre davon hätte, könnte ich mich eventuell mit der Ohnmacht abfinden, Opfer geworden zu sein. Aber welchen Sinn kann es haben, stumpf irgendwelche Gegenstände zu beschädigen? Bringen die ganzen Wohlstandseltern in Pankow ihren Pubertieren denn nicht bei, das Eigentum des Anderen zu achten, zu respektieren! Oder werden das alle kleine Nachwuchsputins, die nach Lust und Laune sich nehmen was sie wollen. Im Fall es geht nicht so einfach, zerstören sie es wenigstens.

Vielleicht höre ich ja demnächst in einem deutschen Gangsterrap einmal den Text:

Voll Krass, Digga was geht ab?

Fahrradbremsen - kein Problem,

Flaschenhalter - kein Problem,

Klingeln - gar kein Problem,

An deiner Stelle würd ich weitergehen!

Dann wüsste ich wenigstens wer es war!

Ich halte aber das Beides, Zerstörungswut und Gangsterrap, wirklich für „bodenlos lost“!