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Saskias Montag

  • Autorenbild: Georg
    Georg
  • 30. Mai 2022
  • 3 Min. Lesezeit

Neue Woche, neues Glück!

Saskia hört schon lange kein Radio im klassischen Sinne mehr. Zuerst ging ihr die Musik auf die Nerven. Immer das Gleiche und dann noch das Falsche. Als es dann Sender mit erklärtem Schwerpunkt Rock gab, nervte die Werbung und die stündlichen Verkehrsfunkinfos. „So ein Blödsinn,“ dachte Saskia, „ich bin doch den ganzen Tag zu Hause.“ Seit Streaming erschwinglich geworden ist, vertraut sie lieber anonymen Logarithmen, die immer wieder neue Volltreffer vorschlagen, basierend auf ihren Hörgewohnheiten! So startet sie Montag früh kurz nach dem aufwachen mit einer Postpunkband aus Minsk. Das Zähneputzen ging wie im Fluge und die ungehörig dritte Tasse Kaffee wird vom Ohrenschmaus flankiert, von dem Saskia kein bisschen versteht, weil in Landessprache gerockt wird.

Der Frühherbst von gestern hat nochmals dem Spätsommer eine Chance eingeräumt. Die Aussichten für die kommende Woche sind goldgelb. Wie immer kurz vor knapp, packt sie ihre sieben Sachen, schwingt sich aufs Rad 🚲 und strampelt zum Job. Denn genau das ist das Dasein im Büro für Saskia. Ein Job, keine Berufung, keine Erfüllung, eine Beschäftigung in der Kernarbeitszeit. Angemessene Bezahlung, sozial abgesichert, ohne Druck nach oben oder unten. Von acht Uhr an, meistert sie gewissenhaft alle an sie übertragenen Aufgaben, aber wenn es vieruhrdreißig ist, fällt der Stift, respektive der Rechner wird runtergefahren. Geistige Hygiene nennt sie das. Und wenn sie in manch einer Diskussion zur Rechtfertigung gedrängt wird, weil ja alle Kollegen wissen, dass niemand auf sie wartet, zieht sie die Karte oder sagen wir lieber Keule, ihrer eigenen professionellen Arbeitseinstellung und Arbeitseinteilung. Das erschlägt jedweden Widerstand gegen ihren Plan, das Gericht pünktlich zu verlassen.

Genauso tut sie es heute wieder. Der Tag ist noch jung und die Sonne scheint. Es wird sich wohl im wasserreichem Südostteil der Hauptstadt, ein lauschiges Biergärtchen zum Abendessen auftreiben lassen. Auch wenn sie ein bisschen Furcht vor dem langen Heimweg hat, trudelt sie in Richtung „Zenner“ oder nach Betreiberwechsel Eierschale Treptow, blöd oder? Egal, sie war schon Jahre nicht mehr da und wer weiß, ob die Wetterfrösche mit den Aussichten Recht haben! „Genieß den Augenblick, altes Mädchen!“, sagt sie sich.

Um sechs auf der Bierbank im leicht zum Wasser abschüssigen Gelände mit der wärmenden Sonne im Rücken und dem kühlen Blonden auf dem Tisch, denkt sie heute das erste mal an den jungen blonden „Löwen“.

Was der wohl jetzt grad macht? Und was der überhaupt macht? Saskia spürt in sich, eine bisher ungenannte Neugier auf andere Menschen, auf einen speziellen anderen Menschen . Was ist das? Werd ich alt? Bin ich zu einsam? Oder ist das biergeschwängerte Melancholie? Noch eine Bratwurst und dann radel ich heimwärts! „Warum muss das eigentlich immer so kompliziert sein?“

Leon setzt zur selben Stunde, circa 12 Kilometer entfernt im „Schleusenkrug“, das nur noch halb volle Bierglas eine Idee zu schwungvoll auf den Tisch. Er wird grad ein wenig von Wolle aufgezogen. Er neckt seinen Nachbarn wegen seiner Eroberung, wie das Wolle so nennt. Leon, der von Eroberung nichts wissen will, bekommt trotzdem leicht rote Ohren. Zum einen werden diese von der leicht unterpflegten Lockenpracht verdeckt und zum anderen freut er sich selbst ein bisschen darüber. Immerhin gibt’s ein Fuß in der Tür, oder zumindest ein loses undatiertes Date! Was immer das ist, es ist mehr als Wolle zur Zeit hat und mehr als Leon für viel zu lange hatte! Egal Wolle und er genießen nach dem schrecklichen Tag gestern, das studentische Leben. Im Laufe des Vormittags irgendwie „etwas“ für die Uni tun, dann leichtes Mittagessen mit einem kleinen Bier und nachmittags dann „wirklich“ was für die Uni tun! Abends, fein ausgehen! Dadurch, dass beide sehr preiswert zentral wohnen, sind sie trotz übersichtlicher Finanzen in der glücklichen Situation, überschüssiges Kapital in flüssiges Brot umzuwandeln. Von dieser Möglichkeit machen sie durchschnittlich Gebrauch , nach studentischen Maßstäben zumindest! Als es schummrig zu werden droht, müssen die beiden Freunde den Heimweg antreten. Weil ihre Schlachtrösser aus der Gebrauchtfahrradbörse kein funktionierendes Licht besitzen, Accuanstecklampen was für Spießer sind und ohnehin das letzte Bier des Abends bei Wolle im Kühlschrank wartet. „So kompliziert ist es doch gar nicht immer!“

 
 
 

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