Richtfest

Bevor das Buffet eröffnet wird, bitte ich kurz um die allgemeine ungestörte Aufmerksamkeit. Zuerst möchte ich alle begrüßen.

Hallo!

Ich bin der Georg und normalerweise kein Freund großer Worte. Ich frug mich aber, was das mit dem Richtfest wohl so auf sich hat? Sebastian wird das sicherlich erklären können. Bestimmt irgendwas mit Holz und Dachstuhl oder so. Für mich ist das Zimmermannsblabla, eine ausgewachsene Räuberpistole, sagenhaftes Anglerlatein oder einfach nur ein Ammenmärchen! Aber nehmen wir mal spaßeshalber an, Sebastian hätte recht und der Bauherr soll Dankeschön sagen. ..... Dann will ich mal nicht so sein!

Man braucht als Bauhandwerker besondere Eigenschaften um lange in der rauen Arbeitswelt zu bestehen. Zum Beispiel Liebe, Hingabe, überdurchschnittliches Geschick, Geduld, Gelassenheit, Leidenschaft und Leidensfähigkeit. Das qualifiziert den Typen in Berufskleidung aber nicht automatisch zum Schwarm aller Schwiegermütter, weil es, nun ja, weil es ausschließlich professionelle Eigenschaften sind! Daheim kuscht das scheue Reh! Wenn man mit Ü50 trotz aller Widrigkeiten immer noch deutschlandweit auf Baustellen dabei ist, ist man entweder verrückt, sehr bescheiden oder schlicht zu doof für etwas Anderes! Danke an alle hier versammelten Projekbeteiligte. Mehr Lob gibt es von einem Berlin-Brandenburger nicht! Nicht gemeckert ist immernoch genug gelobt! Sagte der alte Fritz! Eigentlich ist es auch fast egal! Denn alle Bauschaffenden und alle anderen Besucher, dürfen heute nach Lust und Laune feiern, dürfen sich heute und für den Rest aller Tage an den „Twinhouses“ freuen! Irgendwie muss der Baukörper ja heißen! Das Kind einen Namen bekommen.

Dazu stand passend in der brandneuen Ausgabe des „Architekturführer Pankow“ folgendes: Vergessen sie ihr „townhouse“ und verkaufen Sie ihr „tinyhouse“! Die neuen funkelnden Rohdiamanten am Häuserhimmel sind die Twinhouses! „Twinhouses“ kein Name könnte besser zu den Häusern und den Bauherren passen! Unterschiede zwischen beiden Häuserteilen gibt es ja natürlich, sie stehen eng zusammen und sind doch sehr eigen, die Menschen, die darin wohnen werden, sind ganz nah beieinander und können trotzdem für sich sein! Die hybriden Hausteile vereinigen die Vorzüge des klassischen Massivhauses und die des modernen Holzhauses, diese gelungene Symbiose bietet vielfältigen Platz für diverse Wohnformen und trotzdem bilden sie eine untrennbare Einheit! Die Wohnungen sind einzeln wahrnehmbar und doch unmittelbar miteinander verbunden! Eben wahre Zwillinge! So spiegelt dieses innovative Projekt, die innere und äußere, nicht immer einfache aber absolut alternativlose Beziehungen der Bähler-Twins wieder! Im Namen der Eigentümer und künftigen Nutzer ein dickes Dankeschön an alle Beteiligte!

Hätte ich das nicht so gelesen, ich hätte es selbst geschrieben! Nun ist aber genug gelobhudelt und „gekopft“, jetzt ran an die Buletten! Feiern bis der Arzt kommt!