Out of……eh, Rosenheim!

Mit „Out of….“, ist natürlich out of der heimischen Lagerstätte gemeint.

Da würde sich aber unser Arbeitsminister freuen, wenn ich coronakonfirm Homeoffice machen könnte. Ich gehöre zu der Hälfte aller Beschäftigten, die mit dem Blick aus vollklimatisierten ministerialen Büros, gern vergessen werden. Aber leider bringt mir keiner seine Baustoffe vorbei und ich kann am Küchentisch ein wenig basteln. Ich könnte ja dann mal versuchen, ein Dach durch das Wlan-Kabel zum Endkunden zu drücken! Zu schön, um wahr zu sein!

Nein, ich muss mich auf den Weg machen,  zum Ort des Geschehens. Dieser ist variabel und das ist auch sehr schön so. Das ermöglichte mir die Heimatstadt, in der ich meistens bauliche Zeichen hinterlasse, bestens kennenzulernen und auf den Falkplan und seine elektronischen Nachfolger weitestgehend zu verzichten. Manchmal ist es aber auch so, dass die Stelle, an der meine Arbeitsleistung abzuliefern ist, weiter weg ist. Ich meine nicht Bernau oder Kerzendorf. Das zählt nicht, ich meine Würzburg, Chemnitz, Bad Nauheim oder wie jetzt Petersdorf am Saaler Bodden.

Für eine begrenzte Zeit, mal wo anders sein und das zeigen, für was man gebucht wurde. Ist ja auch irgendwie ehrenhaft. Es gibt ganze Heerscharen von Menschen, die das über Jahre oder Jahrzehnte hinweg tun. Diese Menschen konnten gar keine heimischen Sozialkontakte aufbauen, welche ich nun vorübergehend einfriere. Es wär ein anderes Leben, eines mit der Baustellenfamilie, ohne sich um etwaige Kinder oder selbstgewählte Partner kümmern zu können, zu wollen oder zu müssen! Manchmal verlockend, oder? Ein einfacheres Leben vielleicht, aber auch ein ärmeres! Ärmer an Abwechslung, Abenteuer, Freunden,  an Freuden, an Frivolen, an Kultur im allgemeinen. Nicht meins! Ich brauche den Trubel, Freunde, Umarmungen, Konzerte, mittwöchiges sporteln, Feedback der Anvertrauten, intersoziale multiliberale omnipräsente Wechselwirkungen. Ich bin ein Mensch, einzeln ja, aber ganz sicher nicht alleine und schon gar nicht einsam!

Wenn man dann so in der Fremde ist, hat man Zeit für anderes. Nicht viel, denn der Grund für den Ortswechsel wird meistens auch zeitlich intensiv ausgelebt. Aber wenn die Schatten  länger werden und schlussendlich die Sonne hinter der Westdüne  gänzlich versunken ist, dann ist auch mit dem roboten Schluss. Der Körper wird gereinigt, gefüllt und wieder aufgeladen. Und der Geist? Mit dreckigen Händen hat Mann nicht nur schmutzige Gedanken, sondern möchte auch schöngeistige Gespräche führen. Gedanken kreisen nicht nur in Körpermitte als Bauchnabelshow um sich selbst, sondern sie (die Gedanken) flattern, befreit aus dem täglichen Korsett, mal hier und mal dahin. Es beginnt die Suche nach „Was noch“ im lebhaften Gehirn. Was wartet da auf mich?

Und wenn der Geist nur weit genug aufgestiegen ist und nun einen ungetrübten Blick auf mich und mein Dasein hat, kommt er, wenn er genug Wind um die Nase hatte, auch wieder runter in meine sterbliche Hülle. Dann breitet sich zufriedene Wärme in mir aus. Es ist zwar nicht alles so wie ich es mir stricken würde, an meiner Heimatfront, aber ich hab doch liebe Menschen um mich herum, die mich beeinflussen, inspirieren, anspornen, mich unterstützen und manchmal ein Stück weit tragen! Die ich auch bei verzwickten Dingen gerne um Rat frage. Das ist Heimat, egal ob ich grad in Rosenheim bin oder sonstwo!