Nach dem Urlaub, ist vor dem Urlaub
- Georg

- 5. Aug. 2022
- 2 Min. Lesezeit
Wer kennt das nicht?
Man kommt schwungvoll aus den freien Tagen, die eigentlich Wochen waren, in denen man sich sonnengleich nur um sich selbst gedreht hat und stürmt an die Arbeit, voller Tatendrang und der Erkenntnis, dass es notwendig ist, jetzt wieder fleißig zu sein.
Wenn das eben Geschilderte ein prall aufgepumpter Rettungsreifen für das Überleben im wilden Ozean des Lebens ist, beginnt dieser sofort mit dem einbiegen in die vertraute Straße in der man seine polizeiliche Meldeadresse hat, ein wenig Luft zu verlieren.
Spätestens beim ersten eintreten in die verwaiste Wohnung, hört man das symptomatische zischen von austretender Luft. Die Wohnung hatte der spätpubertirende Sohn noch einige Tage alleine in Beschlag und hinterließ bevor er völlig überraschend und scheinbar überstürzt auch für ein paar Tage verreiste, sagen wir mal, deutliche Spuren eines hauswirtschaftlich nicht vollständig ausgebildeten Mannes. Habe ich da etwa bei meiner Erziehungsarbeit einige Chancen ausgelassen? Dann noch die Utensilien sowie die Wäscheberge, die man selber vom Campingplatz mit nach Hause brachte. Ehe man das alles wieder gesäubert und an die jeweiligen Ablageplätze verstaut hatte, vergingen einige Tage. Ebenso für die Bewältigung der Postberge. Wichtiges von Schwachsinn trennen und das dringende sofort erledigen. Die Pflanzen auf dem Balkon ähneln der Vegetation in der Sahelzone.
Der eigene Akkustand ist fast schon wieder auf ein Vorurlaubsniveau gesunken, vom Kontostand ganz zu schweigen! Dazu noch die normalen alltäglichen Dinge einkaufen, putzen, dem kleinen Sohn die Ferien organisieren, die Sorge um die eigenen Eltern und diese selber in Schach halten und und und.
Dann der erste Arbeitstag. Der Himmel stürzt ein und man schwört sich insgeheim, entweder dauerhaft fern zu bleiben oder nie wieder wegzufahren. Dazwischen scheint nichts möglich. Dazu noch das belastende Wetter. Heiß heißt Heiß, weil ich am Abend gar nichts mehr weiß.
Entweder meine Leidensfähigkeit oder die Bereitschaft zum aufopfern hat wohl in den letzten Jahren deutlich nachgelassen. Die Geschwindigkeit des allgemeinen Lebens verändert sich nachhaltig. Bei Sprints litt ich auch früher schon, aber diese sind nun erst recht nicht mehr möglich. Auch Ausdauerläufe scheinen zunehmend ein Risiko für Laib und Leben zu sein. Bestenfalls ein langsames, ölartiges kriechen eignet sich als Fortbewegungsart. Und dabei bin ich schon fast zufrieden, nicht vollständig bewegungsunfähig in einer Zuschauerrolle zu erstarren. Der Rettungsreifen um die eigene Hüfte, welcher eigentlich Schutz, Kraft und Energie geben sollte, um die Monstermonate bis zum nächsten Urlaub zu überstehen, hängt schlapp und fast unkenntlich, ähnlich der im Laufe des Lebens nicht komplett verhinderten normalen Speckringe an einem selbst schlaff herunter. Mal sehen, ob ich das Leck im Reifen orten, reparieren und erneut mit Luft füllen kann. Jetzt, nach nur fünf Arbeitstagen, liege ich ermattet auf dem Sofa und sehe mir ein paar Schnappschüsse der letzten Wochen an. Der imaginäre Reifen in Körpermitte, fühlt sich gleich gar nicht mehr so platt an.












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