Nabelschau
- Georg

- 23. Sept. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Mitte September, ich lege mich lädiert vom Tag und müde von den letzten beruflichen und familiären Heldentaten auf das heimatliche Sofa und glimmer unverzüglich in einen wunderbaren Erholungszustand, der zwar nicht wissenschaftlich näher nachgewiesen aber für mich der perfekte Placeboenergieschub des Nachmittags ist. Die Augen geschlossen, verlaufen nicht nur die Bilder vor meinem Kopf, sondern auch die akustische Belastung wird zu allenfalls begleitender fast wiegender, aber auf jeden Fall nicht störende Geräuschkulisse. Diese Zustände können je nach Bedarf 10 Minuten oder vier Stunden andauern. Manchmal gibt es ein großes Comeback für den Abend, manchmal auch nur, unter Aufbietung unmenschlicher Kräfte, ein Gang zum Bettfeinmachen. Neulich kam ich pünktlich zur Tagesschau wieder zu mir. Anders als noch in den siebziger Jahren, als der Haushaltsvorstand ruhte - auch im Haushalt alles ruhte, herrschte um mich reges treiben. Wahrscheinlich ist das ein untrügliches Zeichen, dass ich nicht der uneingeschränkte Herrscher in meinen vier Wänden bin. Aber ich schweife ab. Als ich die viertel Stunde mit Nachrichten aus aller Welt verbrachte, hätte ich danach nicht wacher sein können. Entweder es lag an meiner immernoch benebelten Wahrnehmung oder an den horrorvollen Nachrichten selbst, aber ich wurde das Gefühl der deutschen Inselsituation nicht los. Um den Radius Nordsee - Rhein - Alpen - Rennsteig - Oder - Ostsee herum, gibt es Erosionserscheinungen die nicht zu leugnen sind. Afrika ist eh verloren. Entweder es bereichern sich die immergleichen Despoten, sterben Kinder und HIV -Infizierte oder es werden Stellvertreterkriege geführt. Die arabische Halbinsel explodiert auf Ansage durch über Jahrhunderte gepflegten Hass, instrumetalisierte Ungerechtigkeiten und Missgunst. Asien wird von China trotz ziviler Widerstände und viel zu zaghaften internationalen Warnungen, einfach überrollt. Südamerika und Sibirien brennen lichterloh, wie die dortigen Gesellschaften seit Jahrzehnten unterschwellig brennen. Die weißen alten englischsprachigen übergewichtigen Männer auf beiden Seiten des Atlantiks verheddern sich in der Tagespolitik und sind getrieben von geheimen, unanständigen und unumsetzbaren Ansinnen.
Nur hier, rund 4 km in südlicher Entfernung im Regierungsviertel, gibt es Stürme im Wasserglas. Der Verkehrsminister hat es mal wieder vergeigt und versucht erst gar nicht mehr seine Unfähigkeit zu verschleiern, über die Problematik des Personals und Ausrüstung in der Bundeswehr gibt es allseits Hohn und Spott, Recht- und Linksaußen wissen wie immer was Mutti falsch macht. Schön daß es noch Verlässlichkeit gibt. Ich kann also getrost weiter vor mich hin glimmern, wenn ich soviel nicht verpasse. Und während ich wieder danieder sinke, keimt in mir ein schlimmer Verdacht! Könnte ich tatsächlich der Haushaltsvorstand des deutschen Großen-Ganzen sein? Kurz darauf bin ich schweißgebadet hellwach!





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