Miniurlaub
- Georg

- 12. Jan. 2020
- 3 Min. Lesezeit
Wohngebietssauna
Sonntag, 7.00 Uhr und ich kann nicht mehr schlafen. Ehe ich mich im Bett noch zwanzig mal hin und her wälze, steh ich lieber auf.
Bei der ersten Tasse Kaffee des Tages, sinniere ich über den Grund des frühen erwachens und der unruhigen nicht erholsamen Nacht. Schnell wird der Gedanke an senile Bettflucht beiseite gefegt und die Bewegungsarmut bewusst gebrandmarkt, welche sich seit Wochen durch meine Tage zieht. Nun aber eingepackt: Badehose, Duschgel, Latschen und ein großes Handtuch. Nach kurzen Check im Netz, stell ich mit Überraschung fest, dass die nächstliegende Schwimmhalle bereits geöffnet hat (ab 6.30 Uhr, für wen?)!
20 Minuten später bin ich da. Von außen sieht man das Becken. Viel mehr Wasserbewegungen, fuchtelnde Arme und Badekappen als ich erwartet habe. Oh je, ich werde also nicht alleine sein.
Die freundliche (welch Wunder) Dame am Tresen fragt nach meinem Begehr und auf meine eigentlich rhetorische Rückfrage, was man denn bei ihr alles buchen könne, breitet sie erst ein mal einen Flyer aus, Schwimmbad, Sauna, Solarium, Kombitickets, Zeitkarten,….! Eh eine Reise nach Bolivien, eine Kreuzfahrt oder ein Zeitschriften-Abo daraus wird, unterbreche ich ihren Redefluß. Freundlich bedanke ich mich für die zielführende Beratung und buche 3 Stunden Schwimmbad mit inkludierter Sauna.
Nach den ersten Bahnen im kühlem Nass, stellt sich leichte Frustration ein. Ich bemerke, dass mein frei gewähltes Schwimmtempo nicht so richtig in die Badelandschaft passt. Entweder ich werde von drei gemächlich ausladend durch das Wasser treibende Damen mit offensichtlich frisch frisierten trockenen Haaren und geschminkten Gesichtern, untereinander laut schwatzend ausgebremst oder ich werde durch die Bugwellen der schnaufend an mir vorbeiziehenden ambitionierten Kampfschwimmer massiv beeinträchtigt. Angenervt ziehe ich mich nach einigen Minuten ganzheitlicher Bewegung aus dem Wasser und lenke meine Schritte in Richtung Sauna. Upps, auch nicht leer, stelle ich schnell fest. Egal, die Anlage ist ja groß genug. Nun weiß ich auch, warum an den Wänden ringsum hüfthoch Stangen angebracht sind. In meinem jugendlichen Leichtsinn war ich der Annahme, es handelt sich um Handtuchstangen. Scheinbar sind es aber Geländer, an denen sich die älteren Besucher um ein taumeln oder fallen zu verhindern, festhalten können. Ich bin aus Respekt vor der Lebensleistung eines jeden, der älter ist als ich, weit von Altersdiskriminierung entfernt und eigentlich ist es mir auch egal ob und wer mit mir in der Sauna sitzt. Aber nun kann ich so manche Frau, auch wenn sie nicht prüde ist, verstehen, die nicht gern in eine gemischte Sauna geht. Eigentlich leide ich nicht unter den Blicken der anderen und wenn es jemanden nicht gefällt was er sieht, dann schaut er mich kein zweites mal an. Aber irgendwie hatte ich das Gefühl, gemustert zu werden. Es war sicher nichts sexuelles. Es war viel mehr, als ob ich die Betrachter daran erinnert habe, wie es war, als die Stirnglatze noch nicht bis auf den Rücken ging und daran als sie noch ohne Schmerzen auf den harten Saunabänken Platz nehmen und vor allem ohne Hilfe wieder aufstehen konnten.
Welches Geschlecht die Betrachter hatten, war mir auch egal und flüchtig war es ohnehin nicht festzustellen. Die überwiegende Mehrheit hatte in Körpermitte etwas barocke Ausmaße und die männlichen Geschlechtsmerkmale hätten wahrscheinlich nur in Hähnchenschlachtstellung bei ausreichend guter Beleuchtung sicher beurteilt werden können. All das, hat Gott sei Dank, nicht statt gefunden.
Ins schwitzen kam ich dann doch noch und das war ausschließlich den Temperaturen geschuldet. Zwischen den Saunagängen, hab ich noch einige Male meine Knochen im Schwimmbad ausgeschüttelt. Ich habe mir dann eine Schlängelroute zwischen den sich durch Kondition und Beharrlichkeit auszeichnenden Schwimmern gesucht.
Insgesamt ein wirklich toller Kontrast, Stillsitzen und Schwitzen, Abkühlen und Ganzkörperbewegung! Ein schöner Miniurlaub für Körper und Seele!





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