Klasse, Klassiker, Klassengesellschaft
- Georg

- 19. Jan. 2023
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 20. Jan. 2023
Neulich stieß ich auf eine Frage, die mein Innerstes berührte und mich zum grübeln brachte. Scheiblettenkind nannte sich eine Frau selbst. Kind in der Schicht der untersten Arbeiterklasse. Gott, dachte ich, hab ich schon länger nicht gehört. Kinder, die mit wenig Geld ernährt werden müssen und nicht genügend gesunde Lebensmittel bekommen.
Nun befinden wir uns hier in der Hauptstadt ohnehin in einer Stadt, die keine nennenswerte Industrieproduktion vorzuweisen hat. Man lehrt, lernt, forscht, verwaltet, ärztelt und dienstleistet. Manche künsteln auch, aber von einigen Ausnahmen abgesehen, wird hier nix produziert. Demnach gibt es auch keine umfangreiche Arbeiterklasse.
Marx hätte an dieser Stelle natürlich auch etwas auszusetzen. Aber ich sage, wo keine revolutionäre Masse, da auch keine Revolution! Warum auch? Mehrheitlich geht es den etablierten Menschen gut. Noch haben sie eine warme Wohnung und leisten sich Wein ab 5,00€ aufwärts die Flasche! Fahren zweimal im Jahr in den Urlaub und finanzieren die Privatschule der kleinen Erwachsenen. Alle die nicht dazugehören, kratzen auf der Schwelle zur Bedürftigkeit herum. Ich möchte das nicht schönreden, aber war es jemals anders? Der verklärte Blick aus der Jetztzeit, vergisst das sich die Kinder der Nichtadligen als Knechte und Mägde verdingen mussten oder als Soldaten in Schlachten ziehen mussten. Nicht für Ehre oder Überzeugung, für schnöden Sold, als Soldaten eben. Heute geht man zur Tafel und Jobcenter. Immerhin reicht es zum physischen überleben.
Aber was ist mit mir? Als was geh ich durchs Leben?
Kind von Intelligenzlern, wie es während des sozialistischen Experiment hieß, war mir der gleiche Weg ideologisch versperrt. Wo kein Studienzugang, da keine akademische Weihen. Also Bauhandwerker, Talent hin, Interesse her!
Dann Systemwechsel! Irgendwie bin ich in die selbstständige Existenz gerutscht. Hab ich damit die Klasse gewechselt? Ich hatte noch immer Arbeitssachen an, nur hab ich mich an mir selbst bereichert, habe mich selbst ausgebeutet. Hatte, zwar begrenzt aber immerhin, ab jetzt Privateigentum an Produktionsmitteln(Bohrmaschine, Handkreissäge etc.). Wo würde Marx mich einsortieren? Welches Klassenbewusstsein sollte ich entwickeln? Jenes, des biertrinkendem Menschen nach der Schicht, der in der U-Bahn auf dem Weg in die Trabantenstadt einpennt? Oder Welches des Porschefahres auf dem Ku’damm, der in zweiter Reihe parkt, weil er einen unaufschieblichen Termin bei seinem Coiffeur hat? Mittlerweile bin ich auch durch Glück und Strategie, Miteigentümer an Wohnungen und gebe einigen Familien zu fairen Bedingungen ein Zuhause. Am Ende des Tages bin ich außer Bauer, alle möglichen Klassen. Bei meinem Namen (griechisch Landmann) und beruflich Erbauer von Häusern, auch komisch. Als spätes Hobby schreibt ich auch noch! Nicht immer schön und auch nicht fehlerfrei aber speziell und darauf kommt es mir an. Immerhin malen und singen kann ich wirklich nicht. Aber bei dem Programm muss ich mich nicht wundern, dass ich abends schön müde bin und jeder einzelne Knochen weh tut. Insgesamt glaube ich an eine Melange, Berliner Mischung und das ist gut so!




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