Klamotten versus Georg
- Georg

- 21. Dez. 2019
- 2 Min. Lesezeit
Wenn ich mich lange nicht mehr so richtig abartig gefühlt habe und mal wieder meine masochistische Ader ausleben möchte, gehe ich Klamotten kaufen. So einfach, wie das bei Socken ist, so schwierig ist es mit dem Rest. Nach der Wende stellte ich begeistert fest, dass Nietenhosen erstens Jeans heißen und zweitens die Größen in Beinlänge und Hüftumfang angeben werden. In wilder Zusammensetzung kommen sowohl bizarre Kombinationen als auch die mir passenden Koordinaten vor. Schwieriger wird es bei Oberteilen meiner Garderobe. Pullover in XL passen möglicherweise von der Rumpflänge, die Schultern sind meist knapp und am Ende der Ärmel schauen ungefähr sechs Zentimeter eines Unterarms raus. der mir sehr bekannt vorkommt.
Bei einem dann schnell abgebrochenen Versuch mir einen passenden Mantel zu erstehen, war ich froh, dass Windstille herrschte. Anderenfalls wäre ich bei einer mittelstarken Windböe wie ein Fesselballon abgehoben und würde noch heute in der erdnahen Umlaufbahn mäandern.
Zwischendurch kommt mir die eine oder andere Mode, wie z. B. Ärmelüberlänge mit Daumenauslass, entgegen. Nur das bei mir irgendwo in der Mitte des Unterarms eine gesäumte seitliche Öffnung ist. Egal wenn die Armlänge wenigstens passt, denk ich mir. Die verzweifelten, verwunderten und verständnislosen Blicke der bemüht arbeitenden Verkäuferin in der Fachabteilung des Warenhauses meines Vertrauens, bei einer Suche nach einem Oberhemd (Farbe und Stoffqualität erstmal Nebensache), kann ich nicht mehr vergessen. Als die Dame meine relevanten Maße (Halsumfang, Schulterbreite, Brustumfang, Bauchumfang, Armlänge und Rumpflänge) ermittelt hatte und dann versuchte irgendwie diese in ein ihr bekanntes Schema zu drücken, kamen ihr fast die Tränen.

Für mich kaum zu verstehen sind die allgemeinen Größenangaben. Sind nicht solche Bezeichnungen eingeführt worden, um verlässliche allgemeingültige Größen festzusetzen? So fallen je nach Hersteller zum Beispiel T-Shirts sehr unterschiedlich aus. Muss ich wirklich bei einmeterachzig Körperlänge und einem BMI am oberen Rand des Optimalbereiches vom M bis XXXL alles akzeptieren, je nachdem ob das Kleidungsstück aus Schweden, Mitteleuropa oder aus Fernost ist? Was macht das mit mir, wenn ich per Deklaration mal Smartboy und mal Elefant bin? Und wenn ich drei-xl benötige, was ziehen dann die wirklich großen und schweren Jungs an? Unendlich viele Fragen, ungelöste Probleme, mystische Fakten.




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