Kannste Knicken
- Georg

- 4. Jan. 2023
- 2 Min. Lesezeit

Meine Liebe zur Post bröckelt. Was waren das noch für Zeiten. Das Amt als verlässlicher Pfeiler in der Brandung, als Garant staatlicher Funktion. Früher, vor dem Krieg! Von Telegramm bis Postnachsendung beim Umzug. Von R-Gespräch bis zum Schließfach, von Auszahlungen bis Zeitschriften , sprichwörtlich von A bis Z, ein Amt für alles! Das ist schon länger her. Die sogenannten Filialen sind irgendwelche eigenständigen Einheiten und das 📯 über der Tür, ist nur noch Fassade. Stattdessen verkaufen sie Schreibwaren (mc paper), die öffentlichen Fernsprecher sind auch Vergangenheit, die Packetsparte ist weltweiter Logistikriese (dhl), die Postbank gehört der Deutschen Bank und ist damit Spielball internationaler Geldströme. Verlässlichkeit wird zur Glückssache. Mir wurde mitgeteilt, dass mein Konto umzieht. Eigentlich hab ich mehrere bei der Postbank und warum und wohin ziehen sie um? Ist die Wohnung zu klein, der Ausblick zu grau? Berge oder Meer, Stadt oder Land? Es gibt während des Salamiumzuges, scheibchenweise einiges was ich beim selbständigen banken (schönes deutsches Verb) anders machen muss als gewöhnlich. Einige Konten sind jetzt unbekannt verzogen und nur noch über Umwege zu erreichen. Andere Konten sind noch im alten zu Hause, wo immer das auch ist. Ich als Kunde , mache ohnehin die Arbeit mit meinem Konto. Nun aber doppelt! Einloggen, Überweisen, Kontocheck und so weiter. Das soll nur vorübergehend so kompliziert sein, sagen sie!
Bei der Briefpost ist leider nichts vorübergehend. Montags kommt schon Jahre nix mehr. Vieles kommt gar nicht, manches verspätet oder nur teilweise an. So zum Beispiel Glückwünsche, nur ohne eigentlich mitgeschicktes Geld. Kapitalmarktorientiertes Management vergisst, dass die zugesicherten Leistungen auch erbracht werden sollten, die Zusteller vernünftig bezahlt werden und der Service auch seinen Namen verdient. Ach und meinem Zusteller möchte ich auf diesem Wege sagen, dass er mehr Zeit hätte, wenn er meine Briefe nicht immer so knicken würde. Wenn er das auch mit allen anderen Briefen so macht, schafft er ja nur vier Häuser am Tag. Vielleicht würde ich ihn auch gerne fragen, ob er denn auch gerne geknickte Briefe bekommt. Es könnte auch mal etwas Wichtiges, Schönes oder sogar Wertvolles dabei sein. Geknicktes durch einen Briefschlitz zu werfen, stell ich mir auch kompliziert vor.
Das Pakete von dhl immer beim Nachbarn oder im Paketshop in zwei Kilometern Entfernung landen, obwohl man nachweislich zu Hause war, verstehe ich auch nicht immer. Wenn das so weitergeht, knicke ich mir meine Post vielleicht auch mal!




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