Herzensangelegenheit ♥️
- Georg

- 28. Apr. 2023
- 5 Min. Lesezeit
Willkommen, liebe Freunde der Wissenschaft, zum Proseminar über das Georgiansche Dublin

Ich werde versuchen, den Begriff: „georgianisch“ möglich sparsam zu verwenden, sonst könnte das eventuell bei dem Einen oder Anderen von euch, zu Verdruss führen.
Mit Georgianischer Architektur bezeichnet man einen Architekturstil, der in den englischsprachigenLändern zwischen zirka 1720 und 1840 weit verbreitet war. Der Name kommt, welch Überraschung, von vier britischen Monarchen mit Namen George aus dem Haus Hannover, die in dieser Zeit in Großbritannien regierten.
Merkmale der Architektur
Mehr als in jeder anderen Periode der englischen Architekturgeschichte findet sich in der Georgianischen Architektur ein Rückbezug auf die klassische griechische und römische Architektur. Deswegen hab ich auch als Kind die olympische Sportart Ringen 🤼♀️nicht gänzlich unerfolgreich betrieben, in der Variante griechisch - römisch natürlich! Das nenne ich nun wirklich einmal Intuition, nicht den Hauch einer Ahnung, aber schon seinem eigenen bedeutungsvollen Namen verpflichtet!
Zurück zur Baugeschichte; diese Rückorientierung gab es schon in der Architektur der Renaissance , zu gut deutsch: Wiedergeburt. Der Stil ist mit dem Klassizismus auf dem europäischen Festland verwandt.
Typische Elemente der Georgianischen Architektur sind natürlich in regionaler Ausprägung unterschiedlich. Aber allen gemein ist ein absolut simpler Grundriss mit einer bedingungslosen symmetrischen Gliederung.
Die Häuser sind auch Spiegelbild der gesellschaftlichen, sozialen und monetären Stellung ihrer Bewohner.
Im Keller befinden sich Küche und Vorratsräume, kleine Werkkammern und Nebengelass.
Im Erdgeschoss befinden sich die Empfangshalle und Salons für Besucher und repräsentative Zwecke.
Im Obergeschoss Wohnräume und bestenfalls das Schlafzimmer für die hohe Herrschaft. Im den immer niedriger werdenden Geschossen darüber, dann Schlafzimmer für die Kinder oder etwaige Gäste, sowie ganz oben dann, die Dienstbotenkammern.

Foto von kürzlicher Studienreise aus Kilkenny
Kein Dublin-Fotobuch, ohne „The Doors of Dublin“.

Durch die strengen Bauvorschriften waren Varianten an den Häusern nur schwer durchsetzbar. Nur über die Farbe und Beschaffenheit der Türen gab es keine exakten Festlegungen. Deswegen gab jeder Bauherr seiner Tür eine besondere Farbe.
Es gibt aber noch unzählig andere lebhafte Legenden, die ebenso die Begründung für die bunten Türen liefern könnten. Eine fast gar nicht so Unwahrscheinliche, ist die beliebte Geschichte mit zwei prominenten irischen Schriftstellern aus dem frühen zwanzigsten Jahrhundert. Die beiden Männer, so heißt es, lebten einst in nebeneinander liegenden Häusern, die mit einer gemeinsamen Terrasse vor georgianischen Häusern erschlossen waren. Die Türen waren bis dato gleicherweise weiß. Eines Nachts taumelte der Eine betrunken aus seinem örtlichen Pub nach Hause und ließ sich fälschlicherweise in das Haus seines Nachbarn fallen. Der Andere war wütend über den Vorfall und malte seine Haustür nun rot an, um zu verhindern, dass Ähnliches wieder passiert. Um nicht öffentlich bloß gestellt zu sein, rächte sich wiederum der Eine, indem er seine Tür grün anstrich, mit der Begründung, dass der Andere ein so großer Trinker wie er selbst war und ebenso wahrscheinlich den gleichen Fehler machen könnte.
Die Iren lieben solche Fairy Tales.
Prototyp des Stils war der des Palladianismus, der für die nächsten 150 Jahre die Georgianische Architektur prägen sollte. In den Vereinigten Staaten wurde der Georgianische Stil in die Kolonialarchitektur aufgenommen und gilt dort als spezielle Ausprägung des Greek Revival. Ich verschone euch mit weiteren Namen und Jahreszahlen. Ihr seid ja noch im Grundstudium und sollt nicht überfordert werden! Nur soviel, Andrea Palladio war einer der einflussreichsten venezianischen Architekten, der mit seinem in Stein gehauenen klassizistischem Weltbild im 16. Jahrhundert im damals kulturell seiner Zeit weit vorweg eilenden Italien 🇮🇹, die Grundlage für
viele weitere Stilepochen in ganz Europa legte, ach egal, wem erzähl ich das, Perlen für die Säue!
Zurück zu Dublins Entwicklung
Im Mittelalter war Dublin eine Stadt mit schmalen verwinkelten Gassen. Als erster Schritt zur georgianischen Stadt hin, musste erstmal Platz geschaffen werden. Obwohl die Stadt von jeher am Fluss Liffey gelegen hatte, waren die meisten Gebäude, wie auch in anderen mittelalterlichen Städten, dem Fluss abgewandt. Dies erlaubte das direkte Ableiten der Abwässer in den Fluss, der sich so nach und nach zu einer Kloake entwickelte. Achtung Kai, jetzt kommt dein kurzer aber sehr wichtiger Auftritt - Als die Kais der Stadt erneuert wurden und eine Straße entlang der Kais angelegt wurde, wurden die Vorderseiten der Häuser zum Fluss hin ausricht. Allein diese Maßnahme änderte das Stadtbild drastisch. Die Liffey war nun nicht mehr ein zwischen Häusern versteckter Abwasserkanal, sondern wurde ein zentraler Bestandteil der Stadt, umrahmt von drei- und vierstöckigen Gebäuden, wie zum Beispiel das Four Courts oder das Custom House, wie sie noch heute stehen.
Ein neues Gremium, die Wide Streets Commission (Breite Straßen Kommission), wurde gegründet, um die alten mittelalterlichen Straßen umzubauen. Sie erschufen ein Netzwerk aus Durchfahrtsstraßen, indem sie die alten Straßenzüge entweder komplett abrissen, sie verbreiterten oder indem sie ganz neue Straßen anlegten. Im Nordteil der Stadt wurde eine ganze Reihe von engen Straßen verbunden, begradigt und stark verbreitert. Die neu entstandene Straße hieß Sackville Street und ist heute unter dem Namen O’Connell Street Dublins Hauptverkehrsstraße.
Während die Umgestaltungen der Wide Streets Commission die die Straßenlandschaft in Dublin fundamental änderte, führte ein Bauboom zu einer Großzahl an Gebäuden außerhalb der alten Innenstadt. Im Gegensatz zum Bauboom im 20. Jahrhundert, der nicht nur hier, aber auch hier als desaströs umgesetzt angesehen werden muss, waren die Neubauten im 18. Jahrhundert sorgsam kontrolliert. Die Neubaugebiete wurden in Bezirke, mit jeweils einem eigenen Bauunternehmer, eingeteilt. Der Umfang ihrer Bautätigkeiten war durch strenge Kontrollen und Vorgaben bezüglich Stilrichtung, Aussehen und Lage stark eingeschränkt. Die Kontrolle führte zu einer weitgehenden Einheitlichkeit der Gebäude, die das georgianische Dublin bis heute prägen.
In den Anfangsjahren der georgianischen Ära war die Nordseite des Flusses der Platz der Wahl zum Leben. Dies alles änderte sich durch ein Gebäude und einen Aristokraten. Als der Earl of Kildare, Irlands höchster Adliger, sich dazu entschied, seinen neuen herzoglichen Palast auf der bis dahin „minderwertigen“ südlichen Seite der Liffey zu errichten.

Es war ein Schock, als sein Stadthaus, das Kildare House, später umbenannt in Leinster House, als er den Titel „Duke of Leinster“ erhielt, das mit Abstand das größte und pompöseste Wohnhaus des Adels war, errichtet war! Viele Adlige oder auch sehr vermögende Bürger neideten es ihm. In diesem Haus, dessen Fassade in Teilen eine Vorlage für das White House in Washington D.C. wurde, sind noch heute beide Kammern des Parlaments, die Nationalbibliothek und das Nationalmuseum untergebracht.
Der Earl of Leinster hatte vorausgesehen, dass andere Adlige oder auch wohlhabende Bürger seinem Beispiel folgen würden, was auch geschah. Drei neue Plätze mit angeschlossenen Wohngebäuden entstanden auf der Südseite: „Merrion Square“, „St. Stephen’s Green“ und „Fitzwilliam Square“. Aristokraten, Bischöfe und Wohlhabende verkauften ihre Wohnhäuser im Norden und zogen in den Südteil, obwohl viele der Gebäude, vor allem am Fitzwilliam Square, kleiner und weniger beeindruckend waren als die in der Henrietta Street auf der Nordseite der Liffey. Während die wohlhabendsten Leute direkt an den Plätzen wohnten, residierten die „nicht ganz so wichtigen“ Personen in kleineren, aber immer noch beeindruckenden Gebäuden, abseits der Plätze, zum Beispiel in der „Upper Mount Street“, „Lower Mount Street“ oder „Leeson Street“.

In den 1930er Jahren wurden unter der Regentschaft von Éamon de Valera , ein damals sehr wichtiger Politiker, unter anderem mehrmals Ministerpräsident, Präsident und mehrmaliger Minister, auch Pläne diskutiert, ganz Merrion Square mit der Begründung abzureißen, dass die Häuser „altmodisch“ und „un-national“ seien. Der Platz Merrion Square war zu der Zeit wohl noch der intakteste georgianische Platz der Stadt. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurden die Pläne zurückgestellt und nach dem Krieg schlicht „vergessen“.

Doch der 2. Weltkrieg rettete nicht das ganze georgianische Dublin vor der Zerstörung. Im Zuge des unbeschränkten Fortschrittsglauben wurden nachhaltige Sünden begangen. Mountjoy Square, einst von den schönsten georgianischen Häusern umgeben, wurde fast vollständig von Grundbesitzern abgerissen und endete in einem Haufen von Trümmern. Der Welt längste Reihe von georgianischen Häusern (auch Dublin kommt nicht ohne Superlative aus), von der Ecke Merrion Square bis zur Lesson Street Bridge, wurde aufgrund einer Entscheidung der irischen Regierung in den frühen 1960er Jahren geteilt. Ein Teil der Häuserreihe wurde abgerissen und durch einen modernen Bürokomplex ersetzt.
Mittlerweile gibt es eine Irish Georgian Society, welche sich zwar immernoch nicht um mich kümmert, aber doch ganz prächtig um die schützenswerte Bausubstanz und der wahre kulturelle Wert dieser einzigartigen baulichen Überbleibsel, der „amazing “ oder „lovely“ historischen Kulisse, wird nun gesellschaftlich erkannt.

Ich danke für eure Aufmerksamkeit und stehe in jedem Pub meiner bescheidenen Wahl, für weitere Informationen oder Klärung etwaigen Fragen gerne zur Verfügung!
By the way, it was a dozen times „georgian“ only!





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