Getrieben
- Georg

- 26. Juni 2021
- 1 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 27. Juni 2021

Sind wir das nicht alle? Manchmal knirscht und rumpelt es, als hätte man auch Sand im Getriebe. Aber es geht hier und heute wirklich nicht um die singulare Form irgendeines falsch hergeleiteten Substantivs, sondern um getrieben, gehetzt, gescheucht.
Kaum lässt der Druck von unten (der Kinder) nach und man muss nicht mehr rund um die Uhr die Polizei, den Medizinmann, Fahrradmechaniker, Taxifahrer oder die Kaskoversicherung darstellen, kommt der Druck von oben. Die eigenen Eltern oder Schwiegereltern brauchen plötzlich unsere Hilfe. Dabei wird man mit Dingen konfrontiert, die in keinem Kinderbuch erklärt werden. Keine Checker-Sendung im Fernsehen klärt in Jugendsprache über die unabwendbaren Begleiterscheinungen des Alterns auf. Über den Umgang mit Verlusten, an Mobilität, an Selbstverwirklichung und zum Schluss an Selbstbestimmung. Der lange schmerzhafte Abschied von allem, was gewohnt erschien, von allem Gesetzten, in Zement gegossene Vertrautheit, was schon immer da war. Aber nix ist für immer, alles ist in Veränderung, alles im Fluss des Lebens. Es ist gleichgültig, ob man das sehen möchte oder nicht, wie sich der Radius der Möglichkeiten eines vormals kraft- und energiegeladenen Menschen verkleinert, schwindet und auf Armeslänge schrumpft. Es passiert und ob man sich nun im Dreck wälzt, Geld spendet oder religiös wird, es wird nichts verändern. Verändern wird es sich nur, wenn der Umgang mit den Naturgesetzen anders wird. Wenn man akzeptiert, dass das alles zum Leben gehört, wird man auch irgendwie seinen Frieden mit dem Alter machen. Bis das für mich klar ist, flüchte ich ganz gerne in eine Zeit zurück, in der die Welt noch in Ordnung war. Meine Eltern, die Superhelden waren und ich nicht dauernd irgendwas entscheiden, arbeiten, helfen oder dauernd die Welt retten musste.





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